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Freitals marodeste Betonbrücke

Warum die Potschappeler Fußgängerbrücke unter Beobachtung steht – und ersetzt werden soll

Die Brücke an der Gutenbergstraße überspannt die Eisenbahn.

Beim Einsturz der Dresdner Carolabrücke brach für viele mehr zusammen als nur Beton: Das Vertrauen in einen Staat, der seine Infrastruktur in Ordnung hält, und in die oft gelobte deutsche Ingenieurskunst. Könnten so etwas auch in Freital passieren? Freital-Reporter hat nachgefragt.

Wo liegt das Problem?

Einerseits in dem chronischen Mangel an Geld, das die gewählten Politiker in Bund, Land und Kommunen in den letzten Jahrzehnten in die Erhaltung der Infrastruktur investierten. Und andererseits in den Tücken von Spannbetonbrücken: Der Einsturz der Carolabrücke lag nach ersten Ergebnissen von Wissenschaftlern (Öffnet in neuem Fenster) an Korrosion im Stahl und mangelhaftem Ausgangsmaterial schon beim Bau zu DDR-Zeiten – Probleme, die mit bisherigen Prüfverfahren offensichtlich nicht zu entdecken waren. Brücken dieser Bauart gibt es auch in Freital.

Welche Brücke ist am stärksten betroffen?

Das größte Sorgenkind der Freitaler Stadtverwaltung ist die Potschappeler Fußgänger- und Radbrücke über die Eisenbahn an der Gutenbergstraße. Gerade von Schülerinnen und Schülern der Lessingschule wird sie oft genutzt. Ihr Beton ist auf den ersten Blick glatt und ohne größere Risse, dem äußeren Anschein nach ist sie gut in Schuss. Doch im Innern der 1966 gebauten Brücke liegen möglicherweise größere Probleme.

„Die Brücke befindet sich nach der letzten Hauptprüfung im Jahr 2023 in einem ausreichenden, altersgerechten Zustand“, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage von Freital-Reporter mit. „Ausreichend“ bedeutet beim Brücken-TÜV die Note 2,5 bis 2,9. Zum Vergleich: Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden erhielt bei der letzten Untersuchung die Note 3,0 bis 3,4.

Auf den ersten Blick in Ordnung - aber wie sieht es im Inneren aus?

Trotzdem besteht Handlungsbedarf an der Potschappeler Fußgängerbrücke, denn Risse bilden sich womöglich auch hier. „Aufgrund der Gegebenheiten der Brücke befindet sich diese unter besonderer Beobachtung“, so die Stadtverwaltung. „Unter anderem wird die Brückenhauptprüfung in einem Turnus von drei Jahren anstelle der üblichen sechs Jahre durchgeführt und zusätzlich wurde ein Riss-Monitoring beauftragt.“

Was tut die Stadtverwaltung noch?

Eine Sanierung der Potschappeler Brücke ist nach Berechnungen der Stadtverwaltung unwirtschaftlich, deshalb plant sie einen Abriss und Neubau. „Für Abbruch und Ersatzneubau werden die Kosten aktuell auf ca. 2,45 Millionen Euro geschätzt“, so die Stadtverwaltung. „Nach Abstimmung wesentlicher Planungsparameter mit der Deutschen Bahn AG wird aktuell die Vorplanung bearbeitet.“ Denn es werden für den Brückenbau auch Sperrungen der Eisenbahnstrecke nötig sein. 2027 könnte er beginnen, so die Stadtverwaltung.

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Angesichts dieser Pläne und der engmaschigeren Beobachtung der Potschappeler Brücke sieht die Stadt auch nach dem Einsturz der Carolabrücke „keine erhöhte Dringlichkeit“.

Und wie sicher sind die anderen Brücken?

Für insgesamt 91 Brückenbauwerke ist die Stadt auf ihrem Gebiet zuständig. Der Zustand von nur fünf von ihnen gilt als „sehr gut“, von zehn Weiteren als „gut“. 59 Freitaler Brücken sind nach den letzten Untersuchungen in einem „befriedigenden“ Zustand, 16 „ausreichend“.

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„Zuletzt befand sich ein Bauwerk an der ehemaligen Windbergbahn (Nähe Birkenwäldchen 15-27) in nicht ausreichendem Zustand“, teilt die Stadtverwaltung mit. Es wurde 2023 saniert.

Ein Neubau ist aus Sicht der Stadt auch beim Durchlass Hammerbach an der Pesterwitzer Straße nötig. Ohne Fördermittel von Bund und Land aber sind all diese Maßnahmen für Freital nicht zu stemmen, betont die Stadtverwaltung - doch „deren Verfügbarkeit ist zusehends angespannt bzw. nicht ausreichend“. Im schlimmsten Fall müssen Sanierungen oder Neubauten weiter aufgeschoben werden – wie jahrelang bei der Dresdner Carolabrücke.

Andreas Roth

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Kategorie Bau

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