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Mittwochs aufgeschrieben (1.)

„Warum kommen Sie hierher?“ Der Beamte blättert in meinem nagelneuen Pass. „Was sind Sie, Autor und Journalist?“ Ja, sage ich, aber dies sei eine private Urlaubsreise, ein Geschenk. Mich fasziniere sein Land, ich hätte  es schon oft besucht, nun wieder. „Enjoy“, sagt er nur noch, gibt mir meinen Pass zurück und winkt mich ein bisschen weiter: Ich habe die Grenzkontrolle im Flughafen passiert.

Marie wartet auf der anderen Seite, wir steigen in ihr Auto, fädeln uns aus den Parklücken auf den Highway. Grenzen sollten endlich abgeschafft werden, denke ich. Dieses unterdrückte Misstrauen. Jeder Mensch, der in meine Stadt kommt, kann sie bereichern. Ihr etwas geben – seine Kraft, seine Ideen, seine Geschichten. Und was erzählt mir dieses Land über mich?

Der Riverside Drive. Die U-Bahn, der Zeitungskiosk. Die New York Times, der Spiegel aus Hamburg. Der Ozean mit seinem Wellenrauschen ist wie die Ostsee. Quälende Sitzungen können sie hier auch, sie heißen bloß anders. Herumstehen auf Partys mit einem Drink in der Hand, New Yorks Straßenlärm am Kaffeetischchen draußen vor dem „Coffeeshop“, die unwichtige Zeit. Zwei Männer kommen vorbei, sie unterhalten sich laut, schimpfen beinah. Die Bremsen des Fed-Ex-Transporters quietschen, der Fahrer steigt mit einem Paket heraus und klemmt sich den Kuli hinter das Ohr. Nein, keine Szene beschreiben, einfach dasitzen und schmerzfrei warten, dass die Zeit vergeht, eigentlich sogar mit Genuss, immerhin. 

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