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Ausblicke und Einblicke

Liebe folker-Freundinnen und -Freunde,

stellt euch vor, euer (afrikanischer oder südamerikanischer) Lieblingskünstler kommt nach langer Abwesenheit endlich wieder auf Tour durch diverse Länder Europas, ihr habt längst euer Ticket und kurz vor dem Konzert bekomme ihr die Mitteilung, dass es leider nicht stattfinden kann, weil der Künstler kein Visum erhalten hat! Gerade geschehen im Fall des renommierten malischen Gitarristen und Sängers Afel Bocoum, der seine Teilnahme am heute beginnenden Wiener Salam Music Festival, wo er am Montag hätte auftreten sollen, mit großem Bedauern absagen musste. Und nicht nur das, seine komplette, von langer Hand und mit großem (auch finanziellem) Aufwand vorbereitete Europatour, die ihn unter anderem auch in die Niederlande und nach Frankreich hätte führen sollen, findet nicht statt. Das Festival fasst es so zusammen: „Die Auflagen für Visumanträge werden immer komplizierter und sind für viele Künstler*innen außerhalb der EU nahezu unerfüllbar. Sie gehen an den Lebensrealitäten in vielen Ländern vorbei und machen kulturellen Austausch zunehmend schwieriger.“ (Das komplette ausführliche Statement, auch des Managements von Afel Bocoum, findet sich hier (Öffnet in neuem Fenster).)

Insgesamt ist festzustellen, dass es für Musikschaffende egal welcher Genres – abseits der großen Mainstreamstars – nicht leichter geworden ist, international tätig zu sein, man denke etwa auch an den Brexit und seine Folgen für den kulturellen Austausch. Ähnliche Gründe bewegten folker-Mitarbeiter Hans-Jürgen Lenhart kürzlich seine langjährige Kolumne „Latin Music News“ aufzugeben, die zuletzt ihre Heimat auf folker.world (Öffnet in neuem Fenster) gefunden hatte. „In den letzten Jahren ist die Zahl der mir zur Besprechung zugesandten Alben von Musikschaffenden, die tatsächlich in Süd- und Mittelamerika leben, dramatisch gesunken“, berichtete er. „Große lateinamerikanische Musikstars werden in Deutschland zudem kaum mehr promotet und kommen auch seltener auf Tournee. […] Die Wahrnehmung lateinamerikanischer Musik innerhalb des deutschen Musikmarktes scheint also stark abgenommen zu haben.“ Dieser Eindruck lässt sich auch auf Musik aus Afrika oder Asien übertragen, wie Kollege und ebenfalls folker-Autor Willi Klopottek bestätigt. Selbst aus Mittel- und Osteuropa sei neue Musik hierzulande inzwischen schwerer zu bekommen, sagt er, und spricht von einer Verengung des Horizonts, die in den letzten zehn Jahren merklich zugenommen habe.

Werden in Zeiten stetig gewachsener Globalisierung also die Uhren wieder zurückgedreht? Wird das (Live-)Musikprogramm, das uns geboten wird, wieder weniger divers und eintöniger? Mit dem gleichzeitig immer offensichtlicher fortschreitenden Hochziehen der Grenzen und einer sich weltweit immer spürbarer ausbreitenden Politik der Abschottung, Abgrenzung und Aufrüstung deutet sich genau eine solche Entwicklung an. Viele Gründe mehr für den folker, weiterhin und vielleicht mit noch stärkerem Bewusstsein dieser Problematik Musik aus aller Welt in ihrer ganzen Vielfalt und Bandbreite abzubilden und eine Plattform zu geben.

Und das findet hier heute im Newsletter: einen Ausblick auf den Venner Folk Frühling, einen weiteren Abstecher zur diesjährigen Akkordeonale, die Helene Blum & Harald Haugaard Band in Lüdenscheid, Eläkeläiset auf Deutschlandtour, Neues zur Thüringer Waldzither, einen Einblick in den Berufsalltag Musikschaffender und anderes mehr.

Gut zu wissen, dass es trotz aller Kälte immer wieder Frühling wird. Genießt die Tage und bleibt achtsam

Stefan Backes, für die Redaktion

PS: folker-Leser erster Stunde Christian Henke will Platz schaffen in seinem heimischen Regal und sucht ein neues Zuhause für seine lückenlose Sammlung von folker-Ausgaben ab der Nr. 1/1998 bis zur Nr. 4/2024 (wären genau 149 Hefte ;-). Gerne gibt er diese an ein Archiv oder Interessierte bei Erstattung der Versandkosten kostenfrei ab. Und betont zugleich: „Das ist kein Abgesang auf künftige folker-Ausgaben! Schon aus jahrelanger Verbundenheit und Solidarität bleibe ich unserem Musikjournal als Abonnent treu.“ Bei Interesse gerne eine Mail senden an info@folker.de (Öffnet in neuem Fenster). Wir stellen den Kontakt her.

(Einstiegsfoto: Andrea Iven)

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folker präsentiert: Venner Folk Frühling 2025 / Handgemachte Musik und Folkförderpreis

Zum 27. Mal findet am Muttertagswochenende vom 9. bis 11. Mai 2025 der Venner Folk Frühling statt. Das dreitägige Festival bietet wieder einen vielseitigen Querschnitt durch die europäische Folkmusik. In diesem Jahr sind besonders viele Künstlerinnen und Künstler dabei, die zum ersten Mal in Venne gastieren. Ein absolutes Highlight wird dabei das Konzert von Harmony Glen am Samstagabend auf der Mühleninsel sein. Auch bei den ruhigeren Klängen in der Walburgiskirche feiert mit Sophie Chassée ein absoluter Shootingstar Premiere beim Festival. (Foto: Christian Olschina)

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Das große Zithern / Waldzither als immaterielles UNESCO-Kulturerbe bestätigt

Sie hat es geschafft, die Thüringer Waldzither: Sie ist als immaterielles Kulturerbe durch die deutsche UNESCO-Kommission bestätigt und in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden – das wurde sogar in der ARD-Tagesschau vom 26. März 2025 gemeldet. Zu verdanken hat sie das dem unermüdlichen Einsatz der DeutschFolk-Initiative unter dem Dach von Profolk, dort insbesondere Tim „Doc Fritz“ Liebert, dem Verein der Freunde und Förderer der Waldzither und dem Harzklub-Zweigverein Braunlage, die sich gemeinsam seit 2023 unermüdlich dafür eingesetzt, ja, dafür gekämpft und keine Mühen gescheut haben, damit dieses Ziel erreicht wird. (Foto: Archiv)

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live dabei: Helene Blum & Harald Haugaard Band / Vom Austreiben des Winters

Der erste Lüdenscheid-Auftritt der dänischen Musikschaffenden im Oktober 2020 fand unter schwierigen Pandemiebedingungen statt. So war es eine gute Idee, sie erneut ins Sauerland einzuladen. Die Eheleute Helene Blum (Gesang, Geige) und Harald Haugaard (Geige) sind international quasi als musikalische Botschafter ihres Landes unterwegs. Seit 2008 haben sie fast tausend Auftritte absolviert und waren auch schon in der Hamburger Elbphilharmonie zu hören.. (Foto: Almut Kückelhaus)

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folker präsentiert: Akkordeonale 2025 / Andrew Waite

Der Schotte Andrew Waite ist einer von sieben Kulturschaffenden der Akkordeonale 2025, die von Ende April bis Ende Mai auf zahlreichen deutschen Bühnen stattfindet. Schon als Kind wurde seine Liebe zum Akkordeon geweckt und gefördert. Bereits mit dreizehn trat er in der Londoner Royal Albert Hall bei den BBC Folk Proms auf. Er ist bis heute Teil verschiedener Bands, spielte mit Sting und dem Scottish National Orchestra und hat zudem in den letzten Jahren seine Solokarriere stetig ausgebaut. Grund genug für den folker, den Autor eingängiger Titel wie „Roslea Drive“ oder „To The Window“ zum Interview zu bitten. (Foto: Sandy Butler)

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folker #03 & #04 / 2024 geschenkt

... bei Abschluss eines folker-Abos.

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exklusiv online: Hey Sunny / Musik als Hauptberuf – komplett mit Steuererklärung und Sozialversicherung

Hey Sunny sind ein Singer/Songwriter-Duo aus München. Vor zehn Jahren starteten sie mit Straßenmusik in Australien – jetzt spielen sie ihre Musik als Hauptberuf. Sie heben sich von anderen jungen Musikschaffenden dadurch ab, dass sie Kunst und Lebensunterhalt vereinen können – weder machen sie Abstriche und kommerzialisieren ihren Sound, noch leben sie ohne tragfähigen Zukunftsplan. Im Interview erklären sie, wie dieser Spagat funktioniert und wie man die Inspiration als treibende Kraft nicht verliert, wenn die Kunst zum Alltag wird. Sie schildern auch den Weg, der sie vom Busking zum erfolgreichen Social-Media-Auftritt geführt hat. Sogar einen Blick hinter die Kulissen ihres Business erlauben sie durch die Aufgliederung ihrer Einnahmequellen. Das Gespräch fand in einer lauen Sommernacht am See statt, und die Geschäftsleute Susanna „Sunny“ Sallinger und Martin Volkert wirkten in dem Setting fast wie studentische Flaneure. (Foto: Simon Malik)

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Kolumne von Nemat Battah / Heimat finden durch Musik – eine Reise der Heilung und Verbindung

Aufgewachsen in einem kleinen Zweiraumhaus im Osten von Amman in Jordanien, war meine Kindheit geprägt von Geschichten über Widerstandsfähigkeit und Vertreibung. Als jüngstes von fünf Kindern palästinensischer Eltern war ich umgeben vom Widerhall einer Vergangenheit, die meine Familie mit sich trug – von Geschichten, die meine Identität formten und letztlich auch meine Musik. Der kleine Garten an unserem Haus mit seinem ausladenden Beerenbaum, an dem meine Schwester oft saß, um zu lesen, ist ein Symbol dieser prägenden Jahre. Doch die Geschichte meiner Familie kennt sowohl Kummer als auch Hoffnung. (Foto: Teet Raik)

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folker präsentiert: Eläkeläiset / „Humppaschlag“-Tour 2025

Eläkeläiset sind laut eigener Aussage „die größte Humppa-Band der Welt“ und nicht nur in ihrer Heimat eine Institution, deren Platten regelmäßig vorne in den Charts landen. Auch hierzulande haben „die Rentner“ eine große, treue Fangemeinde. Veröffentlichungen gibt es viele, eine DVD wurde in Finnland mit Gold ausgezeichnet. Im Jahr 2018 feierte man das 25-Jährige mit einer ausgiebigen Tournee, dem Doppelalbum Humppamania und der 10-Inch-Vinyl Humppainfarkt. (Foto: Timo Isoaho)

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Heaven Can Wait / Die Leidenschaft des Alters

„Jede Falte erzählt eine Geschichte, jedes graue Haar singt ein Lied.“ Dieser Spruch eines Unbekannten scheint wie für den Hamburger Heaven-Can-Wait-Chor geschaffen. Seit nunmehr zwölf Jahren beweist das Seniorenensemble, dass das Alter eine Quelle für Kreativität und Lebensfreude ist. (Foto: Michaela Markovicova)

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Trommelei im Rahmen / Jubiläum für Tamburi Mundi

Im E-Werk in Freiburg ist vom 17. bis 27. April die Welt eine runde Scheibe, zumindest für Rahmentrommelnde – und zwar bereits zum zwanzigsten Mal. Festivalleiter Murat Coşkun ist wohl nicht der Einzige, auch nicht der Erste und bestimmt nicht der Letzte, der sich von dieser Welt überwältigen ließ. Die persönliche Konsequenz dieser Faszination hieß für ihn Tamburi Mundi, eine Art „Vision“, bei der er verschiedenste Rahmentrommelwelten zusammenzubringen wollte. (Foto: Yoshi Toscani)

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Herman van Veen wird achtzig … und feiert sechzigjähriges Bühnenjubiläum

Dieser Mann ist ein Phänomen. Auch sechzig Jahre nach seinem ersten Soloauftritt tanzt und singt der niederländische Ausnahmekünstler voller Energie über die Bühne und treibt seine tiefsinnigen Späße. Kaum ein Künstler ist so vielfältig wie der Komponist, Violinist, Schriftsteller, Clown, Maler, Produzent, Schauspieler und umfassende Förderer humanitärer Projekte aus Utrecht. (Foto: Anne Hamers)

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Dieter Süverkrüp

*30.5.1934 Düsseldorf

† 16.3.2025 Köln

Dieter Süverkrüp, einer der Gründervater der Liedermacherbewegung, ist am 16. März 2025 neunzigjährig in Köln gestorben. Süverkrüp, der als Kind noch den Krieg erlebt hat, engagierte sich früh in der Ostermarschbewegung, gegen den Vietnamkrieg und später für längere Zeit in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). (Foto: Pläne Verlag, Wikimedia CC BY-SA 2.0 DE (Öffnet in neuem Fenster))

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