#6 Ratschläge und Mareice Kaiser
Ihr Lieben,
ich geh heute mal mit ner steilen These rein:
Je älter man wird, desto wichtiger wird guter Rat.
Klingt erstmal kontraintuitiv, denn als junge Menschen haben wir uns in der Regel viel unsicherer gefühlt als heute. Aber in vielen Dingen dachten wir auch, wir wüssten genau, was wie und warum wichtig ist. Wir hatten uns auch noch nicht so oft die Finger verbrannt (Stichwort Liebe, Arbeit, Beziehungen, Geld, Frisurkatastrophen), und daher eine höchstens theoretische Vorstellung vom Konzept “Lebenserfahrung”.
Aber je älter man wird, desto deutlicher wird, wie unersetzlich Erfahrung ist. (Was nicht bedeutet, dass man nicht trotzdem wieder auf heiße Herdplatten fasst. Aber es ist unbezahlbar zu wissen, dass man das übersteht.)
Und das betrifft auch nicht nur die großen Fragen dieses Lebens, sondern auch die Kleineren und die Kleinsten: Wann lohnt sich ein Konflikt? Soll ich mir einen Pixie-Cut schneiden? Wann ist eine Freundschaft nicht mehr zu retten? Soll ich mit den pochenden Zahnschmerzen doch heute schon zur Ärztin? Kann ich das noch essen?
Ich merke jedenfalls, dass ich in vielen dieser Fragen den Rat von Freundinnen hören möchte. Weil ich weiß, dass sie empathisch auf mein Dilemma gucken, andere Erfahrungen gemacht haben, die gleichen Dinge schon hinter sich haben oder schlicht absolute Stylos sind. (Ich kaufe keine Schuhe ohne A’s Placet)
Das Tolle an Ratschlägen ist ja auch, dass sie einen Einblick in die Welt anderer geben - im guten Rat verdichten sich Erfahrung, Perspektive, Geschmack und Persönlichkeit. Auch wenn es “nur” um Sneakers geht. Daher freue ich mich immer sehr, wenn eine Autorin, die ich cool finde, irgendeine Liste der Sorte “X Dinge, die ich gelernt habe” oder “Diese X Ratschläge….” schreibt.
Einer meiner liebsten und weisesten solcher Texte (Öffnet in neuem Fenster) kommt von der britischen Autorin Caitlin Moran (“The books about vampires are true, baby. Drive a stake through their hearts and run away”) und von der Autorin Dolly Alderton (Öffnet in neuem Fenster):
Let go of the life you thought you’d have
Every single one of us will have to do this at some stage. The process is hard and sad and then it can be easy and liberating. In fact, it’s less of a process and more of an art form. It’s spectacular to watch someone do it successfully.
In Deutschland ist dieses Genre leider etwas unterentwickelt. Daher hab ich mich extra gefreut, als ich gehört habe, dass die großartige Mareice Kaiser (43) jetzt ihren Hut in den Ring wirft und einen (Nicht-)Ratgeber-Ratgeber geschrieben hat. Ich habe “Ich weiß es doch auch nicht: 101 entlastende Antworten auf existenzielle Fragen (Öffnet in neuem Fenster)” (ET 19. März, am Mittwoch) in einem Rutsch gelesen und es ist so warm und schlau und witzig, wie man sich’s nur wünschen kann.

Für diesen Newsletter hat Mareice exklusiv ein paar Fix&Vierzig-Fragen beantwortet
Was hilft gegen die Angst vorm Älter werden?
Mit älteren Leuten abhängen und merken, wie cool sie sind.
Wann bin ich erwachsen?
Ich glaube es gibt (mindestens) zwei Kategorien Mensch: Die eine wird nie erwachsen und die andere wird schon erwachsen geboren, zum Beispiel Philipp Amthor oder Christian Lindner. Da werde ich lieber nie erwachsen.
Kann ich mich auch optisch Ü40 nochmal neu erfinden?
Klaro! Warum auch nicht!? Mein Kind sagte letztens zu mir: „Mama, du siehst aus wie 40 und kleidest dich wie ein Teenager.“
Kann ich auch mit Ü40 endlich lernen, nicht mehr so eine people pleaser zu sein?
Gerade über 40 kann und muss man das lernen. Das ist das offizielle Fuck you-Jahrzehnt.
In diesem Abschnitt stelle ich immer eine tolle Ü40-Frau vor und das ist heute, klaro, Mareice Kaiser (43).
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Mareice hat schon eine ganze Handvoll Bücher geschrieben, u.a. “Alles inklusive - Aus dem Leben mit meiner behinderten Tochter (Öffnet in neuem Fenster)”, “Das Unwohlsein der modernen Mutter (Öffnet in neuem Fenster)” und “Wie viel - Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht (Öffnet in neuem Fenster)”, sie ist Journalistin, Moderatorin, famose Spotify-Playlist-Kreateurin (Öffnet in neuem Fenster), Instagram-Wolken-Teilerin (Öffnet in neuem Fenster) und Podcasterin. Gemeinsam mit Josephine Apraku hostet sie “Revolution und Ferien (Öffnet in neuem Fenster)” und ich sag mal so, wenn ihr eine gewisse Podcast-Lücke in eurem Leben verspürt, da wo vorher zwei kluge Frauen über alles Mögliche (Öffnet in neuem Fenster) gelabert haben (höhö, aber ernst gemeint), dann kann die Lücke jetzt gefüllt werden!
Also, Mareice, sag mal…
Ich bin Ü40, aber…
…spreche wie ein Teenager (sagt meine Tochter).
Was machen die 40er besser als die 30er?
Alles wird besser mit der Zeit. Es ist egal, welche Zahl da vorne steht. Je höher, desto besser.
Was möchtest Du in den nächsten 10 Jahren lernen?
Kraulschwimmen
Was ist für dich die ultimative Gönnung?
Sex, schwimmen und ich selbst sein.
Was ist dein liebstes Self-Care-Tool?
Mein Vibrator und eine Karaoke-Box (nicht gleichzeitig).
Wie sieht der perfekte freie Tag aus?
Der perfekte Tag besteht aus dürfen statt aus müssen.
Was ist eine gute Freund*innenschaft für dich?
Eine, in der man sich füreinander freut und der anderen Person erlaubt, sich weiterzuentwickeln. Auch, wenn das bedeuten kann, sich auseinander zu leben.
Auf was bist Du stolz?
Immer mehr ich selbst zu werden, nach Hedwig Dohms Motto: Werde, die du bist!
Dem möchte ich nichts mehr hinzufügen.
Bis zum 7. April!
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Über mich
Meine Name ist Gunda, ich bin 44 Jahre alt - freie Journalistin, Podcasterin und Autorin. Infos zu mir und meiner Arbeit findet ihr auf meiner Website (Öffnet in neuem Fenster)und bei Instagram (Öffnet in neuem Fenster). Dort gibt’s Kaffeefotos, Buchtipps, Gewichte und Blümchen.
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