#1 Wilde Vorsätze und Katja Berlin
Ihr Lieben, wie geht’s Euch?
Ich muss gestehen, ich fühl mich grad ziemlich durchgewalkt, wie kräftig mit einem Nudelholz ausgerollt.
Weihnachten war schön, aber traurig. Wie ihr vielleicht (noch) wisst, ist mein Vater im Altersheim und in seinem Zustand ist jeder Besuch auch immer ein neuer Abschied. Das ist das Leben - aber wenn Dankbarkeit auf Trauer trifft, ist es nunmal anstrengend.
Daher hatte ich auch vorgesorgt und direkt nach Weihnachten eine Woche Athen eingeplant, zum Seele-Auslüften und nicht-ins-Grübeln kommen. Ehrlicherweise hat das diesmal nur so semi-gut geklappt, denn so erholsam dieses “Rauskommen” ist, manchmal nimmt man einfach zuviel mit. Und so hab ich zwar in der Sonne gestanden und mir die gleißend-schöne Akropolis angeguckt, aber irgendwie fläzte trotzdem son hartnäckiger Trauer-Kobold auf meinem Herzen und wollte nicht so recht weg.
Aber, wir wissen ja: “The only way is through” und so hab ich alle Museen mitgenommen, allen Feta gegessen, mir das x-te Notizbuch gekauft und angefangen, Ideen für diese erste Ausgabe des Newsletters aufzuschreiben: Es soll um Vorsätze gehen.
Das Thema fand ich erst gut, dann ultra-fad, und dann wieder gut. Denn ich hab gemerkt, dass mir “Vorsätze” nur so auf die Nerven gehen, weil sie mich stressen. Und das liegt schlicht und ergreifend daran, dass Silvester viel zu früh ist. Nur eine Woche nach Heilig Abend!?
Was SOLL das?
Ich bin Anfang Januar grad erst halbwegs Weihnachts-erholt, da kann ich nicht zum 31.12. schon den Neujahrsgang einschalten. Ich brauche Gemach. Und daher habe ich mir überlegt, dass wir hier bei Fix&Vierzig den Jahresanfang vernünftigerweise also etwas nach vorne schieben, mein Vorschlag: auf übermorgen. Da haben wir alle noch was Zeit und mehr Muße, für ein bisschen Rückschau, Vorschau und vor allem Vorsätze.
Denn ich mag Vorsätze. Ich mag ritualisierte Anfänge (und Enden) und ich mag’s, der Zukunft zumindest gedanklich einen verheißungsvollen Spin zu versetzen. Bis tief in meine 30er hinein war ich eine sehr ehrgeizige Vorsatz-Schreiberin. Ellenlange Listen habe ich verfasst! In den letzten Jahren sind diese Listen allerdings immer kürzer geworden. Woran’s liegt? Vielleicht weil älter werden einen - zwangsläufig? - näher ans Eingemachte bringt.
Oder vielleicht, weil die üblichen Vorsätze alle etwas abgegriffen sind. Same same, wenig inspiriert und dabei oft fokussiert auf Dinge, die man reduzieren will - sich selbst, den Kleiderschrank, den Stress, die Arbeit…Gut und schön, aber ich finde, wir sollten mal so langsam die Donatella Versace-Ära der Vorsätze einläuten: “more is more”. Vielleicht braucht es dazu zunächst neue gedankliche Leitplanken. Auf Instagram habe ich einen Post von Lena Dunham (Öffnet in neuem Fenster) gesehen, der sich herausragend dafür eignet. Sie ruft nämlich folgende Maxime aus:
10 resolutions for 2025 that have nothing to do with how you look, how others perceive you OR the internet!
Also: Nix mit Abnehmen, nix mit people pleasing, nix mit was-sollen-die-Leute-denken. Und vor dem Hintergrund schlage ich weiter vor, dass wir unsere Vorsätze an nur einer Frage orientieren:
Was sind deine wildesten, verrücktesten Träume?
Klingt bisschen naff? Fand ich auch erst. Ich habe die Frage aus dem Newsletter “The Isolation Journals (Öffnet in neuem Fenster)” von Suleika Jaouad, die Frage ist eigentlich als Schreib-Inspiration gedacht, aber weil ich damit dann so grandios gescheitert bin (alles was ich aufgeschrieben hab, war völlig lahm und gar nicht wild), war mein Ehrgeiz geweckt und nach ein paar Tagen (bzw. Nächten, in denen ich um 3h aufwachte, um Notizen zu machen) hatte ich dann eine ganz ansehnliche, wilde Liste beisammen. Und damit dann auch ein paar Vorhaben und Sehnsüchte für 2025, die so verwegen sind, dass ich mich fast ein bisschen dafür schäme. Also genau richtig, wie ich finde.
Probiert es doch auch mal aus: Setzt euch einen Timer auf 3 Minuten und schreibt los. Ohne innere Redakteurin, ohne Hemmungen. Alles darf, alles muss. Vielleicht gilt sogar: je unrealistischer, desto besser. Und wenn es euch schwer fällt, macht es morgen nochmal. Frühmorgens, Mittags, Abends.
Und dann: Guten Rutsch!
In diesem Abschnitt stelle ich in jeder Ausgabe eine tolle Ü40-Frau vor. Den Anfang kann natürlich nur eine machen: meine liebste Podcast-Partnerin, ZEIT-Kolumnistin, Chefin der Torten, multiple Bestseller-Autorin, Speakerin, Freundin: Katja Berlin (44).
Über Katja könnte ich eine veritable Ode ausrollen, sie ist - ihr wisst es - nicht nur sehr witzig, sondern auch so schlau, spitz und schnell dabei, dass es eine helle Freude ist. Im letzten Jahr kamen zwei Bücher von ihr heraus »Was Rechtspopulisten fordern« (Öffnet in neuem Fenster) und »Wer mit dem Mindestlohn gut leben kann« (Öffnet in neuem Fenster). Diesen Herbst geht sie auf große “Torten der Wahrheit”-Tour (vierzehn Städte!). Hier (Öffnet in neuem Fenster) gibt’s Tickets. Und wer nicht bis zum Herbst warten kann, kann sie Ende März auf der lit.cologne (Öffnet in neuem Fenster) erleben. (Als ich gerade gecheckt habe, gab es noch genau EIN Ticket (Öffnet in neuem Fenster)!)
Also, Katja Berlin, sag mal…
Ich bin Ü40, aber… Ich brauche immer noch zwei Monate mentale Vorbereitungszeit, um meine Steuerunterlagen zusammen zu stellen.
Was machen die 40er besser als die 30er?
Mehr Geld und weniger fucks to give.
Was möchtest du in den 40ern noch lernen?
Improvisationstheater und Gelassenheit (am besten sofort!!!)
Was ist für dich die ultimative Gönnung?
Einen Job ablehnen, auf den ich keine Lust habe.
Wann warst du das letzte Mal wütend?
Als ich vom designierten Moderator von ttt gelesen habe.
Was ist dein liebstes Self-Care-Tool?
Zur Therapie gehen.
Wie sieht der perfekte freie Tag aus?
Ich arbeite fast jeden Tag, insofern ist ein freier Tag für mich schon per se perfekt.
Was ist eine gute Freundschaft für dich?
Gute Freundschaften können ganz unterschiedlich aussehen, aber für mich ist mittlerweile wichtig, dass die Energiebilanz am Ende stimmt.
Auf was bist du stolz?
Auf meinen beruflichen Erfolg, auf meine Unabhängigkeit und dass ich mein Leben ohne große familiäre Unterstützung auf die Reihe bekommen habe.
So, ihr Lieben, das war die erste Ausgabe! Ich hoffe, ich habe mich nicht verlabert und ihr habt bis hierhin gelesen. Ich habe natürlich einiges geplant für diesen Newsletter, aber ehrlich gesagt hab ich’s auch ganz bewusst etwas locker gestrickt. Denn ich möchte vor allem von Euch wissen, auf was ihr Lust habt. Was fandet ihr gut, was fandet ihr doof? Was fehlt euch, wovon hättet ihr gerne mehr?
Am 20. Januar kommt die nächste Ausgabe.
Happy New Year <3
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Über mich
Meine Name ist Gunda, ich bin 44 Jahre alt - freie Journalistin, Podcasterin und Autorin. Infos zu mir und meiner Arbeit findet ihr auf meiner Website (Öffnet in neuem Fenster) und bei Instagram (Öffnet in neuem Fenster). Dort gibt’s Kaffeefotos, Buchtipps, Gewichte und Blümchen.