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Digitale Teilhabe: Social Media für alle!

Ich scrolle, poste, teile, retweete, like: Einen großen Teil meines Alltags verbringe ich mit Social Media. Und den meistens Menschen, die ich kenne, geht das ähnlich. Allerdings: Nicht allen Menschen ist es möglich,  bei diesem digitalen Alltag barrierefrei mitzumachen.

Hast du mal darüber nachgedacht, ob du mit deinen Posts auf Instagram oder Twitter Menschen ausschließt? Ja, ich weiß, bestimmt nicht mit Absicht. Aber es passiert, viel zu oft. Und du kannst etwas dagegen tun.

Anne-Kathrin Gerstlauer hat mich gefragt, ob ich ihr für ihren Newsletter TextHacks (Öffnet in neuem Fenster) ein paar Tipps geben kann, wie wir auf Social Media so kommunizieren, dass uns noch mehr Menschen noch besser verstehen. Und, na klar, hier kommen meine Tipps:

Schreibe Untertitel

📺  Untertitele deine Videos. Du hilfst damit Menschen, dich zu verstehen. Nicht nur gehörlosen Menschen, sondern auch allen anderen, die sich deine Videos anschauen. Mütter, die gerade stillen; Menschen, die nebenbei Musik hören; Menschen, die gerade im Bus sitzen und keine Kopfhörer dabei haben; Menschen, die Inhalte besser verstehen, wenn sie sie nicht nur hören, sondern auch lesen können. Untertitel zu erstellen ist easy, geht fast automatisch, viele (kostenlose) Apps helfen dir dabei. Es gibt 2022 keine Ausrede mehr, deine Videos nicht zu untertiteln.

Texte Bildbeschreibungen

📸  Gib deinen Bildern Bildbeschreibungen. Erkläre, was auf deinen Bildern zu sehen. Das ist gut für Menschen, die deine Bilder nicht sehen können (aber sich sehr wohl die Bildbeschreibungen mittels Sprachsoftware vorlesen lassen können). Bei Twitter gibt es die Funktion direkt im Tweet ("alt"), bei Instagram gibst du die Bildbeschreibung als Alternativtext ein. Du kannst Bildbeschreibungen auch in die Instagram-Caption schreiben. Geheimtipp für Twitter: Du folgst @CaptionClerk (Öffnet in neuem Fenster) und wirst informiert, wenn du doch mal eine Bildbeschreibung vergessen hast.

Formuliere geschlechtergerecht

💡 Nein, alle Geschlechter nennen, macht Texte nicht komplexer. Im Gegenteil, es macht sie präziser und du kannst besser erklären, wen du meinst. Menschen mit Sehbehinderung empfehlen den Genderstern, deshalb nutze ich ihn. Allerdings gar nicht so häufig, wie du vielleicht denkst. Es gibt viele gute Möglichkeiten, ohne Sonderzeichen die Geschlechter zu nennen, die du meinst. Beispiele: medizinisches Personal, Mitarbeitende, Lehrende, Pflegende, Putzkräfte. Dir fallen bestimmt noch mehr ein.

Sag’s einfach

🙏 Viel zu häufig werden Texte so intellektuell wie möglich geschrieben – ich steige dann oft aus. Der Job von Medienschaffenden sollte doch sein, komplexe Themen verständlich zu erklären. Es muss nicht gleich Leichte Sprache sein (Öffnet in neuem Fenster) (auch wenn die toll ist und sehr nützlich, wenn man mal schnell etwas recherchieren muss, aber nicht so viel Zeit hat für Endlostexte). Erste Hilfe gegen Intellektualisierung: Fremdwörter vermeiden (oder wenigstens erklären), kurze Sätze, Schachtelsätze vermeiden. Mein Tipp: Sprich den Text laut, den du geschrieben hast. Wenn dir die Puste ausgeht, ist der Satz zu komplex.

Meine Tipps basieren auf meiner jahrelangen Arbeit als Journalistin und Autorin u.a. zum Thema Inklusion – die nicht möglich wäre ohne die Arbeit von vielen anderen Journalist*innen, Autor*innen und Aktivist*innen. Eine super Anlaufstelle zu Kommunikation und Inklusion sind zum Beispiel Leidmedien (Öffnet in neuem Fenster). Expertin für möglichst barrierefreie Posts im Internet ist die Initiative #BarrierefreiPosten (Öffnet in neuem Fenster). Hier (Öffnet in neuem Fenster) könnt ihr einen Text lesen, den ich für die taz über die Initiative geschrieben habe. Einer der Initiator*innen, Heiko Kuhnert, sagte mir im Interview: „Das 100-prozentig barrierefreie Social-Media-Posting, das alle Bedarfe abdeckt, gibt es vielleicht nicht – aber es lohnt sich, darüber nachzudenken.“

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