Hexen, Kater und Hering zum Frühstück
Die Kapazitäten an Ausnüchterungszellen sind deutlich erhöht worden, meldet die Polizei in Uppsala. Bei geschätzten 150.000 Menschen, die von außerhalb anreisen, um in der Stadt ordentlich auf die Pauke zu hauen, möglicherweise keine schöne, aber notwendige Meldung. Heute ist Valborgsmässoafton, Walpurgisnacht. Da werden nicht nur Hexen vertrieben, es werden auch gehörige Mengen an Alkohol vernichtet.
Es ist schon ein paar Jahre her, als ich Student in Falun war. Am Morgen des 30. April brach eine ganze Schar an Studenten auf, setzte sich in den Zug und fuhr nach Uppsala. Valborgsmässoafton – der Tag vor der Walpurgisnacht stand bevor. Und dazu reiste man sogar aus Falun an. Denn vor allem in den großen Studentenstädten Lund (Öffnet in neuem Fenster) und Uppsala wird dieser Tag richtig groß gefeiert.
In Uppsala geht es los mit dem Flussrennen, bei dem Studenten bunt und verrückt verkleidet in ebenso bunten und verrückten selbstgebauten Booten den Fluss durch die Stadt hinunterpaddeln. Tausende Menschen stehen am Ufer. Karnevalsstimmung.
Den Nachmittag verbringt man im Park, spielt Kubb, singt, trinkt, Bands spielen. Abends, wenn die Sonne untergeht, werden die ersten Maifeuer entzündet und dann wird gefeiert – die ganze Nacht hindurch bis in die frühen Morgenstunden. Der 1. Mai ist glücklicherweise Feiertag in Schweden. Der Rausch kann also ausgeschlafen werden.
Walpurgisnacht in Schweden – ein großes Fest
Walpurgisnacht und 1. Mai sind in Schweden große Feste. Besonders für die Studenten, die ab diesem Tag ihre Studentenmützen tragen. Aber nicht nur für sie, im ganzen Land wird an diesem Tag gefeiert.
Wie bei so vielen Festen vermengen sich auch bei der Walpurgisnacht christliche Tradition mit anderem Brauchtum. Nach dem christlichen Kalender ist der 1. Mai der Tag der heiligen Walburga (auch Schwedisch: Valborg). Aber außer dem Namen erinnert kaum etwas an ein christliches Fest.
Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist eine magische. Angeblich fliegen da die Hexen wahlweise auf den Brocken (in Deutschland) oder den Blåkulla (in Schweden). Um sie fernzuhalten, zündet man die Maifeuer an. Das ist die eine Version. Die andere: Diese Nacht stellt den Beginn der warmen Jahreszeit dar. Deshalb wird sie gefeiert. In Schweden werden traditionell um diesen Tag herum die Tiere aus dem Stall auf die Weiden geschickt. Oder Version 3 (die pragmatische): Altes Holz wurde nach dem Winter aus den Wäldern gebracht und musste nun verfeuert werden.
Letztlich sind sowohl die Valborgsfeiern als auch die Maifeuer ein wilder Mix aus diesen Traditionen. Ganz ähnlich wie in Deutschland auch. Es wird gefeiert, getanzt, gesungen und getrunken. Und natürlich das Maifeuer bestaunt, das unterschiedliche Namen im Schweden haben kann: Majbrasa ist wohl die gewöhnlichste Bezeichnung, aber auch majbål, valborgsmässobål oder majkasa bezeichnen dieselbe Sache. Letztlich ist es aber gleich, wie das Feuer heißt, um das man tanzt – Hauptsache es wärmt und vertreibt den Winter.
Und wenn du am nächsten Morgen den Kater vertreiben möchtest, dann halte dich an die schwedische Tradition: Heringsfrühstück. Mmmh…
Glücklicherweise ist der 1. Mai auch in Schweden Feiertag. Es kann also ausgeschlafen werden.
Die Walpurgisnacht und der 1. Mai sind Anlass, eine frühere Folge des Elchkuss-Podcasts aus dem Archiv zu kramen. Hier geht es um die Feierlichkeiten rund um Valborg und darum, welche Geschichte der Tag der Arbeit in Schweden hat.
Fika, Kaffee und die Schweden
Das Heringsfrühstück klingt nur so ein bisschen einladend. Andere kulinarische Traditionen aus Schweden sind da bedeutend attraktiver. Vor allem die Tradition der Fika.
Die Schweden sind Weltmeister im Kaffeetrinken. Naja, zumindest fast. Den Finnen und den Niederländern müssen sie sich beugen, entscheidend aber ist, dass sie sehr gerne und sehr oft Kaffee trinken. Die gemeinsame Fika ist aber mehr, als einfach nur Kaffee zu trinken. Sie ist eine soziale Institution, ein Stückchen schwedisches Kulturgut. Man kommt zusammen, verbringt Zeit miteinander, tauscht sich aus, fühlt sich wohl. Ob man dazu dann Kaffee oder doch Tee trinkt, ist egal. Und auch die strengen Regeln von früher, als man zur Fika sju sorters kakor, also genau sieben Sorten Kekse bereitstellen sollte, gelten heute nicht mehr.
Wie der Kaffee den Weg nach Schweden gefunden hat und wie es allmählich zur Tradition der Fika kam, darum geht es in der Podcast-Folge, die heute erschienen ist.
Liebst du die schwedische Form der Kaffeepause auch so sehr? Wenn du magst, schicke gerne ein Foto von einer Fika in Schweden. In Kürze wird ein Artikel über Fika auf dem Blog erscheinen. Ich würde gerne eine bunte Bildergalerie mit den unterschiedlichsten Fika-Formen einbauen. Wäre schön, wenn dein Bild dabei ist (natürlich mit Angabe des Urhebers/der Urheberin).
Ich wünsche dir nun eine schöne Walpurgisnacht, keinen Kater, dafür aber morgen perfektes Wetter für eine Fika im Freien!
Ha det så bra,
Jo
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Dir fehlt noch die passende Fika-Tasse?
https://www.shirtee.com/de/tasse-fika/ (Öffnet in neuem Fenster)