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Unterwegs in Astrid Lindgrens Småland

"Jag är densamma som jag alltid haver varit, jag är bonnjäntan från Småland."

(Astrid Lindgren in der Doku "Astrid Lindgren - visor och skillingtryck", 1995)

Astrid Lindgren stammt aus Småland, aus Näs bei Vimmerby. Hier verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend. Und auch wenn sie aufgrund der Schwangerschaft in jungen Jahren schon bald nach Stockholm floh, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte, so ist die småländische Kindheit ihr immer wichtig geblieben. "Ich bin dieselbe, die ich immer gewesen bin, ich bin das Bauernmädel aus Småland", sagte sie 1995, also schon im hohen Alter, in einer Filmdokumentation über die Schriftstellerin. Astrid Lindgren ist ohne Småland nicht komplett. Und Småland ist ohne Astrid Lindgren nicht vollständig.

1907 wurde Astrid Eriksson in Vimmerby geboren. Ihr Vater Samuel August stammte aus einem winzigen Weiler namens Sevedstorp. Drei Höfe stehen hier, im Mittelhof wuchs ihr Vater auf. Und wenn du heute nach Sevedstorp südlich von Vimmerby reist, dann wirst du dich sofort wie in Bullerbü fühlen. Nein, du fühlst dich nicht wie in Bullerbü, du bist tatsächlich da. Denn in den Bullerbü-Büchern verwob Astrid Lindgren eigene Kindheitserfahrungen mit dem Ort, wo ihr Vater aufwuchs. Als die Bullerbü-Bücher verfilmt werden sollten, lag es folglich nahe, in Sevedstorp zu drehen. Und so wurde aus Sevedstorp Bullerbyn - so steht es heute sogar auf den Straßenschildern.

Lindgren beschreibt Småland so, wie es war - damals.

Astrid Lindgren schöpfte beim Erzählen ihrer Geschichten aus ihrem eigenen Leben - und damit aus Småland. Da sie eine sehr genaue Beobachterin war, finden wir in ihren Büchern - vor allem jenen, die ganz eng mit Småland verknüpft sind, also Michel, Bullerbü, Madita - ein ziemlich exaktes Bild von Småland, wie es war - früher. Ingela Nilsson Nachtweij, die Leiterin des Astrid Lindgren-Filmmuseums Filmbyn in Mariannelund (Öffnet in neuem Fenster), sagt, dass ihre Bücher "Zeitdokumente, Quellen für die damalige Zeit" sind.

Es ist spannend, sich heute auf die Spuren Astrid Lindgrens in Småland zu machen. Eine solche Spurensuche sollte in Näs (Öffnet in neuem Fenster) beginnen, wo auch Lindgrens Leben begann. Hier wuchs sie auf, hier kletterte sie auf Bäume, die später als Limonadenbaum in den Pippi-Büchern verewigt wurden, hier verbrachte sie eine glückliche Kindheit.

"Två ting hade vi som gjorde vår barndom till det den var – trygghet och frihet."

(aus "Mitt Småland" von Astrid Lindgren und Margareta Strömstedt)

Es waren zwei Dinge, die Astrid Lindgrens Kindheit zu dem machten, die sie war - Sicherheit bzw. Geborgenheit und Freiheit.

In den Bullerbü-Büchern spiegelt sich genau das wider. Die Kinder der drei Höfe erleben zwar einige Abenteuer, weil sie Freiheit haben, letztlich sind sie aber immer sicher und geborgen. Sie können stets nach Hause zurückkehren. Bullerbü kannst du wie gesagt in Sevedstorp in echt erleben. Oder du bleibst in Vimmerby und besuchst Astrid Lindgrens Värld (Öffnet in neuem Fenster), wo nicht nur die drei Bullerbü-Höfe, sondern Schauplätze aus allen Geschichten aus der Feder der Schriftstellerin nachgebaut sind. Viele dieser Nachbauten werden bespielt - kleine Szenen aus den Pippi,- Ronja-, Michel- oder Karlsson-Geschichten. Nicht nur für Kinder ist dies ein riesiges Vergnügen.

Wenn du lieber Originaldrehorte aufsuchst, dann solltest du neben Sevedstorp noch nach Gibberyd fahren, denn dieser Hof wurde zu Katthult in den Michel-Verfilmungen. Gegen einen kleinen Eintritt kannst du dir Teile des Hofs anschauen.

Das Filmbyn in Mariannelund

Auch in Mariannelund, einige Kilometer westlich von Vimmerby gelegen, wurde gedreht, als Michel verfilmt wurde. Der ganze Ort wurde zu einem Filmdorf - so heißt auch das Museum, das seit 2017 hier am Ortsrand steht. Im Filmbyn gibt es einige Original-Kostüme aus den Verfilmungen zu sehen, beispielsweise Pippis Schuhe. Zudem wurden mehrere Filmkulissen als exakte Kopien nachgebaut, die man nun erkunden und in ihnen spielen kann. In der oberen Etage kannst du dich - filmtechnisch animiert - von Michel an der Fahnenstange hochziehen lassen oder den Sprung über den Höllenschlund wagen.

Den würdigen Abschluss der Reise durch Astrid Lindgrens Småland bildet dann das Essen im Restaurant des Filmbyn. Es ist nämlich ein Köttbullerestaurant (jedenfalls bezeichnet es sich selbst so).

In der neuesten Episode des Elchkuss-Podcasts nehme ich dich mit durch Astrid Lindgrens Småland.

Im Podcast kommt hier und da auch Ingela Nilsson Nachtweij zu Wort, mit der ich mich im Filmbyn unterhalten konnte. Das ausführliche Interview kannst du als Unterstützerin und Unterstützer von Elchkuss im Bonus-Bereich anhören.

Zwischen Geborgenheit und Verlassenheit

Astrid Lindgrens Kindheitserfahrungen aus Småland, das Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit, die Möglichkeit zu spielen und die Freiheit auszuleben, all das spürt man, wenn man die Bücher von Astrid Lindgren liest. Aber da ist auch noch etwas anderes: Viele der kindlichen Hauptfiguren haben diese Sicherheit nur zum Teil. Oft sind es Kinder, die einsam sind, denen ein Elternteil fehlt oder die von ihren Eltern verstoßen werden. Pippis Mutter ist tot, ihr Vater segelt irgendwo in der Südsee umher. Die Brüder Löwenherz müssen ohne Eltern sich in Nangijala beweisen. Bosse aus Mio, mein Mio ist ein Waisenjunge, Ronja reißt aus und will ihren Vater am liebsten nie wieder sehen, Michel sperrt sich in den Schuppen und schnitzt dort einsam an seinen Figuren. Und so könnte die Liste noch lange fortgeführt werden.

Astrid Lindgrens Helden sind oft Kinder, die verlassen sind oder sich verlassen fühlen.

Dieses Thema hat viel mit dem zu tun, was sich nahtlos an Astrid Lindgrens Kindheit und Jugend anschloss. Mit 18 Jahren wurde sie schwanger - der Vater ein verheirateter Redakteur -, sie flüchtete nach Stockholm, als sie 19 Jahre alt war, brachte sie in Kopenhagen ihren Sohn Lasse zur Welt. In Dänemark verbrachte Lasse auch die ersten drei Jahre seines Lebens in einer Pflegefamilie. Erst dann konnte sie ihn zu sich holen.

Auch diese Erfahrungen und die Einfühlung in ihren einsamen, verlassenen Sohn waren wichtige Inspiration für die Schriftstellerin.

Aber diese Episode hat dann kaum mehr etwas mit Småland zu tun. Astrid Lindgren lebte seitdem in Stockholm. Die Wohnung in der Dalagatan 46 kann noch heute besucht werden. Alles ist dort noch so wie an jenem Moment, als sie 2002 starb. Wie es sich anfühlt, ihr in dieser Wohnung ganz nahe zu kommen, das kannst du nachlesen in "Stadtabenteuer Stockholm" (Öffnet in neuem Fenster), das ich zusammen mit Antje geschrieben habe und das vor einem Jahr im Michael Müller Verlag erschien.

Ich wünsche dir nun eine schönes Wochenende und eine gute Zeit! Vielleicht hast du ja Lust bekommen, mal wieder ein Astrid Lindgren-Buch zur Hand zu nehmen. :)

Ha det så bra,

Jo

elchkuss.de (Öffnet in neuem Fenster)

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