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Good evening, Europe!

Seit Jahren sammeln wir Kontakte auf Social Media — zum Teil von Menschen, die wir schon lange im echten Leben kennen, zum Teil, weil man sich bei Projekten oder in anderen Zusammenhängen kennengelernt hat und das „Folgen“ oder „Anfreunden“ den Austausch von Visitenkarten ersetzt hat. Manchmal sind es auch Wildfremde, die man erst im Laufe der folgenden Interaktionen kennenlernt.

In meinem neuen Podcast „Woher kennen wir uns?“ unterhalte ich mich mit diesen „Freund*innen“, um herauszufinden, wie gut wir uns eigentlich kennen, was sie beruflich machen, und welche Rolle Soziale Medien in ihrem Leben spielen.

In der ersten Folge (Öffnet in neuem Fenster) spreche ich mit Susan Link, die sonst das „ARD-Morgenmagazin“ und den „Kölner Treff“ moderiert. Wir unterhalten uns über Aufstehzeiten und über Dinge, die man müde nicht tun sollte. Sie erzählt, dass sie ursprünglich Kriminalkommissarin werden wollte und wie sie stattdessen beim Radio gelandet ist; was Social Media mit Hauswänden gemein hat und was in den Interview-Handwerkskasten gehört — denn von ihr möchte ich lernen, wie man so Interviews überhaupt führt.

Als Bonus erzählen wir uns gegenseitig Backstage-Informationen über Micky Beisenherz und Peter Urban.

„Woher kennen wir uns?“ erscheint ab heute Freitags auf Apple Podcasts (Öffnet in neuem Fenster), Spotify (Öffnet in neuem Fenster), allen anderen gängigen Podcast-Portalen und auf meiner Website (Öffnet in neuem Fenster). Der Podcast wurde gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen.

Die Vorbereitung dieses Podcasts (Recherche! Aufzeichnung! Schnitt! Musik! Grafik! Social Media!) hat mich die letzten Wochen über doch recht ordentlich beschäftigt. Aber natürlich ist es immer ein tolles Gefühl, wenn man so viel Energie in ein Projekt gesteckt hat (die erste Idee dazu ist schon zwei, drei Jahre her) und man das Ergebnis dann endlich mit der Welt teilen kann.

Jetzt bin ich dann aber auch wirklich reif für ein bisschen Sommerferien!

Was macht der Garten? Wir haben ein paar Lavendel-Pflanzen gekauft und in Beete und Töpfe gesetzt. Wir haben die süßesten Erdbeeren ever. Bald sind die Radieschen fertig. Und wir sitzen regelmäßig abends zum Essen auf unserer kleinen Terrasse (auch wenn das bedeutet, dass wir ganz schön viel Zeugs in den Garten und zurück in die Küche schleppen müssen).

Was hast Du gehört? Philine Sonny ist 20 Jahre alt und stammt aus Unna, wohnt jetzt aber immerhin in Bochum. Ich fände es trotzdem realistischer, wenn sie aus Laurel Canyon, Portland oder Philadelphia stammen würde, so amerikanisch klingt ihr Indie-Pop zwischen Anaïs Mitchell, Bülow und The War On Drugs. Im Juni ist ihre Debut-EP „Lose Yourself“ (MIGHTKILLYA; Apple Music (Öffnet in neuem Fenster), Spotify (Öffnet in neuem Fenster)) erschienen, die mir sehr gut gefällt. Außerdem spielt Philine Sonny am morgigen Samstag auf dem Bochum Total (17 Uhr auf der 1Live-Bühne).

Auch das neue Album von Regina Spektor, „Home, Before And After“ (Sire Records; Apple Music (Öffnet in neuem Fenster), Spotify (Öffnet in neuem Fenster)), mag ich sehr. Das letzte Regina-Spektor-Album, das ich richtig oft gehört habe, ist 13 Jahre alt („Far“), aber mir gefallen die recht opulenten Arrangements und die Bläsersätze.

Was hast Du gesehen? Als „The Faculty“ vor 23 Jahren rauskam, war es ein Meilenstein in meinem Leben: der erste Horrorfilm, den ich im Kino gesehen habe; der Soundtrack mit trotzig-schwermütigem Alternative Rock war über Monate mein Begleiter; der Cast hat mehr für die Entwicklung meiner sexuellen Identität getan als alle „Bravo“-Ausgaben, die ich gelesen habe (Jordana Brewster und Elijah Wood, Famke Janssen und Josh Hartnett, Salma Hayek und Shawn Hatosy). Jetzt habe ich den Film zum ersten Mal seit ca. 20 Jahren wieder gesehen (bei Magenta TV) und es stellt sich raus: Im Gesamtwerk von Robert Rodriguez dürfte der Film eine deutlich geringere Rolle spielen.

Gut: Es ist eh eine Hommage an Klassiker verschiedenster Genres („Invasion of the Body Snatchers“ und „The Breakfast Club“), das Drehbuch stammt von „Dawson’s Creek“-Erfinder Kevin Williamson, Jon Stewart spielt - lange vor der „Daily Show“ - eine erstaunlich große Rolle. Und in Sachen Gleichberechtigung und Repräsentation gibt es mutmaßlich zahlreiche Teenie-Horror-Filme dieser Zeit, die bedeutend schlechter gealtert sind. Aber: pfffffft. (Josh Hartnett?!)

In der arte-Mediathek bin ich auf die charmante kleine Sendereihe „Crazy Borders“ (Öffnet in neuem Fenster) gestoßen, deren Titel schon nahelegt, dass es um absurde Grenzziehungen geht. Da ist natürlich die weltberühmte Gemeinde Baarle (Öffnet in neuem Fenster) mit dabei, die gleichzeitig in Niederlanden und in Belgien liegt. Und in einem Teil der Niederlande, der gleichzeitig in Belgien liegen. Und einem Teil von Belgien, der gleichzeitig in den Niederlanden liegt. Und … egal!

Es geht aber auch um Absurditäten auf Zypern oder einen schottischen Gerichtshof, der in den Niederlanden errichtet wurde, um einen Prozess gegen zwei Libyer zu ermöglichen. Das alles wirkt mit seiner komplett graphischen Aufbereitung ein bisschen wie ein YouTube-Format, aber da gibt’s ja auch tolle Sachen.

Was hast Du gelesen? Der junge schwedische Schriftsteller Stig Dagerman wurde im Herbst 1946 von der Tageszeitung „Expressen“ nach Deutschland geschickt, um Reportagen aus dem zerstörten Land zu schreiben, das sich gerade irgendwo zwischen kollektiver Depression und verordnetem Aufbruch befand. Das dabei entstandene Buch „Deutscher Herbst“, das im vergangenen Jahr bei Guggolz neu aufgelegt wurde, liefert faszinierende und sehr differenzierte Einblicke in den Alltag unserer Urgroßeltern- und Großeltern-Generation. So zeigt und fordert Dagerman durchaus Verständnis dafür, dass Menschen, die in nassen Kellern hungern, auf Nachfrage erklären, dass sie lieber Hitler zurückhätten, wenn sie dafür auch Essen bekämen. Er begleitet die entstehende Nachkriegs-Politik und dokumentiert sehr anschaulich, wie die „Entnazifizierung“ so lief — und erklärt damit auch, warum sie nie richtig funktionieren konnte. Dass er das alles auch noch mit großem literarischen Talent aufschreibt, macht das eher kleine Büchlein zu einer sehr wertvollen Lektüre.

Satire ist nicht mein Genre. Wenn es sich auch noch um eine Mediensatire handelt, in der es um alte, weiße Männer, junge Feministinnen und das Phantomphänomen der „cancel culture“ geht, sollte normalerweise mein Fluchtinstinkt einsetzen. Wenn das Buch aber von der großartigen Johanna Adorján geschrieben wurde, lese ich es trotzdem — und das am Ende auch noch gerne. „Ciao“ handelt von einem Journalisten, der sich für fortschrittlich hält und gar nicht bemerkt, wie sich das 21. Jahrhundert einer Gletscherwanderung gleich über ihn geschoben hat. Es muss also hunderte Männer im deutschen Medienbetrieb gegeben haben, die sich das Buch schon allein deshalb gekauft haben, um mit nervösen Fingern nachzublättern, welche konkreten Hinweise es auf ihre Person enthält. Die Geschichte dieses Untergehers ist überraschend unpeinlich (für ihn selbst natürlich schon), aber das Besondere an „Ciao“ ist eh Johanna Adorjáns Fähigkeit, in jedem Kapitel eine neue literarische Miniatur zu erschaffen, die einem immer vage bekannt vorkommt, ohne dass man sagen könnte, woher, und der Umstand, dass es auf ungefähr jeder Seite einen Satz gibt, den man unterstreichen oder sich gleich einrahmen möchte. Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt und das Buch ist gar keine Satire.

https://www.youtube.com/watch?v=mFimVlYn27g (Öffnet in neuem Fenster)

Heute ist das neue Album von Rae Morris erschienen!

Habt ein schönes Wochenende!

Herzliche Grüße, Euer Lukas

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