101/∞
The river to the ocean goes
A fortune for the undertow
None of this is going my way
(R.E.M.)
Good evening, Europe!
Ich hoffe, Ihr hattet schöne Feiertage! Ja, das ist auch schon wieder ein bisschen her und ich hatte Euch eigentlich noch schöne Ostern wünschen wollen, aber dann hab ich lieber die Ferien genossen und bin in Urlaub gefahren. Mein Newsletter, meine Regeln.
Ich war mit meiner Familie da, wo ich schon als Kind jede Menge Sommerurlaube verbracht hatte: In Domburg, an der seeländischen Nordseeküste. Und obwohl ich wirklich schon Dutzende Male dort gewesen war, war es diesmal besonders schön. Ich war zum allerersten Mal ganz alleine bei Sonnenuntergang am Strand und es war so großartig und beruhigend, dass ich dachte: „Der liebe Gott oder Mutter Natur oder das Universum schenkt uns jeden Abend so was Tolles und wir Menschen führen Kriege, zerstören die Umwelt und machen uns Gedanken über Steuererklärungen.“ Wenn das Kind Abitur gemacht hat, ziehe ich vielleicht ans Meer.
Vielleicht lag es nicht nur am Meer und an den lieben Menschen, dass es mir so gut ging, sondern auch daran, dass ich keine Sekunde mit Social Media und Nachrichten verbracht habe. Und wenn ich abends am Handy war, dann, um meine tägliche Runde von Wordle (Öffnet in neuem Fenster), dem deutschsprachigen Wordle (Öffnet in neuem Fenster), Heardle (Öffnet in neuem Fenster), Framed (Öffnet in neuem Fenster), Quordle (Öffnet in neuem Fenster) und Octordle (Öffnet in neuem Fenster) zu spielen.
Für die nächsten sieben Tage musste ich mich allerdings wieder in meine Social-Media-Apps einloggen, denn ich bin auf dem Weg zum Eurovision Song Contest in Turin und da nehme ich Euch natürlich wieder auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster) und Twitter (Öffnet in neuem Fenster) mit hinter die Kulissen.
Wenn Ihr Euch jetzt auf abseitige Folklore-Beiträge und Comedy-Songs freut, solltet Ihr unbedingt die beiden Halbfinals am Dienstag und Donnerstag (jeweils um 21 Uhr auf One) gucken, denn es kann gut sein, dass im Grand Final (Samstag ab 20.15 Uhr im Ersten) nicht mehr viel von dem übrig ist, was den ESC über Jahrzehnte ausgemacht hat.
Der Trend aus dem letzten Jahr setzt sich nämlich fort: Es sind richtig viele gute „normale“ Songs im Starterfeld; der ESC hat den Kreis komplett gemacht und ist wieder ein Festival für zeitgenössische Populärmusik. Wenn Lys Assia das noch erlebt hätte!
Was macht der Garten? Die ersten Salatköpfe haben wir schon geerntet und verspeist (und es gibt nichts besseres als Salat aus dem eigenen Garten), die ersten Erdbeeren sind als solche zu erkennen und generell wächst und gedeiht alles gut (bis auf den Stachelbeerstrauch, der jetzt endgültig von den Gartenbaufachleuten im Auftrag der Vonovia weggehäckselt wurde).
Was hast Du gehört? Natürlich „Gifted“ (Promised Land; Apple Music (Öffnet in neuem Fenster), Spotify (Öffnet in neuem Fenster)), das Debütalbum von Koffee. Dafür, dass ich Reggae eigentlich nicht so richtig mag (was vielleicht auch weniger an der Musik und mehr an langhaarigen, dauerbekifften Studenten, die Tobias oder Sebastian heißen, liegt), gefällt mir das Album sehr, sehr gut! So, stelle ich mir vor, klingt das Leben von nicht mehr richtig jungen, erfolgreichen Menschen, die in lichtdurchfluteten Altbauwohnungen das Rennrad an der Wand hängen haben und am Wochenende mit ihren Kindern Bouldern gehen.
Sehr gut ist aber auch „Booty Call“ (Universal; Apple Music (Öffnet in neuem Fenster), Spotify (Öffnet in neuem Fenster)), die neue EP von Bülow, die ich ja schon abfeiere (Öffnet in neuem Fenster), seit ich sie vor drei Jahren beim Eurosonic Noorderslag gesehen habe. Fünf Songs, davon jeder ein Hit!
An gehörten Musik-Podcasts kann ich sehr empfehlen: Rick Rubin im Gespräch mit Michael Stipe bei „Broken Record“ (Öffnet in neuem Fenster) und das vierteilige Britney-Spears-Special bei „Switched On Pop“ (Öffnet in neuem Fenster), wo sie Britney Spears mal nicht als kulturelles Phänomen oder Chiffre für unsere Gesellschaft behandeln, sondern als Sängerin.
Was hast Du gesehen? Bei Disney+ (Öffnet in neuem Fenster) kann man „Summer Of Soul“ sehen, den Film von Questlove über das Harlem Cultural Festival (Öffnet in neuem Fenster) von 1969, bei dem Acts wie Nina Simone, B. B. King, Sly & the Family Stone, Stevie Wonder und Mahalia Jackson auftraten und dessen Film-Mitschnitte mehr als 50 Jahre ungenutzt in Archiven rumlagen. Der Film hat einen unglaublichen Beat (gut: sein Regisseur ist ja auch einer der besten Schlagzeuger der Welt) und wirkt fast wie ein wahnsinnig gut kompiliertes Mixtape.
Eine weitere Musikdoku von einem großen Schlagzeuger hab ich bei Prime Video (Öffnet in neuem Fenster) gesehen: In „What Drives Us“ widmet sich Dave Grohl den runtergekommenen Transportern, in denen viele, viele junge Bands durch die Welt gefahren sind und ihre Karriere gestartet haben. Acts wie Paul McCartney, St. Vincent, Slash, Lars Ulrich, The Edge oder Steven Tyler erzählen von ihren Erfahrungen on the road und es ist ein wirklich charmanter Film, auch wenn mir bei einer Szene, in der Dave Grohl und der kürzlich verstorbene Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins einen Lachflash kriegen, kurz die Tränen kamen.
Was hast Du gelesen? Der Oscar für „Summer Of Soul“ ging ja ein bisschen (Öffnet in neuem Fenster) unter, weil wenige Minuten zuvor Will Smith (der später am Abend noch den Preis als bester Hauptdarsteller bekommen sollte) Chris Rock eine Ohrfeige verpasst hatte. Dazu gab es natürlich etwa eine Millionen Erklärungsansätze und Haltungsaufsätze, aber der einzig wirklich interessante Text (Öffnet in neuem Fenster), den ich zu dem Thema gelesen habe, ist der von Kareem Abdul-Jabbar. Der lohnt sich auch jetzt noch, sechs Wochen später. Und bei „The Atlantic“ gibt es einen Bericht (Öffnet in neuem Fenster) über die Formel, nach der one hit wonders entstehen (können).
Was hast Du gelernt? Elf Grad kaltes Meerwasser ist schon kalt, aber kein Argument, nicht rein zu gehen.
https://www.youtube.com/watch?v=D3FN2umFaM8 (Öffnet in neuem Fenster)Das wird gut!
Habt einen schönen Rest-Sonntag und einen guten Start in die Woche!
Herzliche Grüße, Euer Lukas
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