Wenn die Touristen ausbleiben
Für Russlands wohl·habende Mittel·schicht ist Urlaub ein Status·symbol: sie reisen am liebsten nach Kuba, Indonesien, Thailand und in die Türkei und sie möchten dort gerne Luxus genießen.
Laut UNWTO – das ist die Tourismus·behörde der Vereinten Nationen – machten russische Touristen im Jahr 2020 drei Prozent des Gesamt·tourismus aus. Sie sorgten welt·weit für einen Umsatz von 14 Milliarden US-Dollar, im Jahr 2019 waren es sogar 36 Milliarden.
Seit dem Beginn von Putins Krieg gegen die Ukraine verlieren nun einige Regionen - wie die türkische Süd·küste, Thailand oder Bali - große Touristen·mengen. In Städten wie Wien oder St. Moritz fehlen hauptsächlich die upper class – Urlauber. Diese Defizite kann man nicht von heute auf morgen ausgleichen.
Für die Tourismus·industrie in Kuba sind die Folgen des Krieges noch dramatischer. Dort waren die russischen Touristen Grund für große Hoffnung, nachdem im Jahr 2021 aufgrund der Corona-Pandemie 70 Prozent weniger Urlauber gekommen waren als zuvor.
Jürgen Schmude, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismus·forschung, weiß: Diversifizierung ist wichtig. Das bedeutet, kein Land sollte sich zu sehr auf eine einzige Art von Attraktionen oder auf Touristen aus einem einzigen Herkunfts·land spezialisieren. Aber in der Realität ist es manchmal schwierig, dieses Wissen umzusetzen. Vor allem, wenn eine Pandemie dazwischen·kommt.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, der für die Urlaubs·länder sehr riskant sein kann: nämlich Ereignisse, die eine Bedrohung für die geplante Reise bedeuten können. Das sind z.B. Natur·katastrophen (natural hazards) wie Erd·beben, Über·schwemmungen oder Vulkan·ausbrüche. Außerdem können man-made hazards die Pläne von Touristen beeinflussen. Das sind z.B. Kriege oder Terror·anschläge, also von Menschen verursachte Bedrohungen. So hat es z.B. nach den Attentaten von Paris im Jahr 2015 sehr lange gedauert, bis Touristen von anderen Kontinenten wieder eine Reise nach Europa gewagt haben.
Allerdings haben Reisende „ein kurzes Gedächtnis“, erklärt Jürgen Schmude. Schon nach kurzer Zeit ist der Wunsch zu reisen wieder stärker als die Angst vor Gefahren. Und interessanterweise verzeihen die Touristen natural hazards schneller als man-made hazards. Letztere verschwinden vor allem dann von der touristischen Land·karte, wenn es wiederholt ähnliche Vorfälle gegeben hat, wie es beispielsweise in Ländern wie Ägypten, Syrien oder Mexiko der Fall war.
Länder, die vom Tourismus abhängig sind, erleben schwere Zeiten, wenn die Urlauber ausbleiben. Eine Kompensation für die finanziellen Verluste ist nämlich nur sehr begrenzt möglich. Für die betroffenen Länder wäre es wichtig, neue Ziel·gruppen aus verschiedensten Ländern zu gewinnen. Dafür sind Zeit und finanzielle Rücklagen nötig. Beides ist nach zwei Jahren Pandemie leider nicht mehr selbstverständlich.
Originaltext
Foto by Lance Asper (Öffnet in neuem Fenster) on Unsplash (Öffnet in neuem Fenster)
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