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Viel zu früh und viel zu warm

Jetzt ist es wieder winterlich kalt geworden. Doch zu Weihnachten und in den ersten Januarwochen war der Winter außergewöhnlich mild. Die frühlingshaften Temperaturen waren für viele Menschen angenehm - haben aber die Tierwelt durcheinander gebracht. Dies betrifft besonders die Fortpflanzung: wenn es zu warm ist, brüten, schlüpfen oder laichen viele Tierarten früher als gewohnt - und finden dann aber keine Nahrung.

Ein Beispiel dafür sind die Heringe vor der deutschen Ostseeküste. Im Greifswalder Bodden laichen sie im Frühjahr und kleben ihre Eier an Wasserpflanzen - ein uralter biologischer Rhythmus. Doch seit 15 Jahren geht die Anzahl der jungen Heringe stark zurück, nämlich durchschnittlich um etwa 90 Prozent", weiß der Meeresbiologe Christopher Zimmermann vom Thünen-Institut. 

Der wichtigste Grund dafür ist, dass die Larven wegen der Erwärmung des Meeres immer früher schlüpfen. Wenn sie nach den ersten Lebenstagen ihren Dottersack verzehrt haben, brauchen sie neues Futter - und zwar kleine Krebstiere, den winzigen Nachwuchs von Zooplankton. Dieses Futter ist allerdings zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht ausreichend vorhanden, weil seine Entstehung vom Licht abhängt. Dadurch verhungern die Larven und in der Folge reduziert sich die Zahl erwachsener Heringe von Jahr zu Jahr.

Auch auf  Vögel und Insekten haben Wärmerekorde wie zu Silvester 2022 einen deutlichen Effekt: so werden beispielsweise manche Schmetterlinge aus ihrer Winterstarre gerissen, wenn das Thermometer mitten im Winter auf zweistellige Temperaturen klettert. Wenn die sogenannten Tagpfauenaugen aber bereits im Januar aktiv werden, gibt es auch für sie noch nicht genug Nahrung. Sie müssen dann ihre Energiereserven verbrauchen und haben infolgedessen schlechtere Chancen, sich fortzupflanzen. Ihnen fehlen dann auch die passenden Pflanzen um ihre Eier abzulegen. Das müssen nämlich Brennnesseln sein, weil ihre Raupen sich nur davon ernähren.

Auch für einige Meeresschildkröten sind steigende Temperaturen problematisch: Bei unter 27 Grad Celsius schlüpfen Männchen aus den Eiern, bei über 31 Grad sind es Weibchen. Zwischen 27 und 31 Grad Celsius sind beide Geschlechter möglich. Nun berichten Naturschützer, dass in Florida und am Great Barrier Riff aufgrund zu warmer Temperaturen kaum noch männliche Tiere zur Welt kommen. 

Das Phänomen wird in der Biologie Mismatch genannt: Jäger verpassen ihre Beuten. Blüten und Insekten, die die Blüten bestäuben, leben aneinander vorbei. Nahrungsnetze, die aufeinander aufbauen, geraten durcheinander. Alles in allem lässt sich zusammenfassen: die Natur verliert ihren komplexen und seit langer Zeit abgestimmten Rhythmus. So kann ein Problem zu vielen weiteren Veränderungen führen. Wir wissen noch nicht viel über die langfristigen Folgen der Asynchronität der biologischen Prozesse. Ökosysteme sind sehr komplex und sehr fragil. Einige Arten können sich begrenzt anpassen - aber diese Anpassungsprozesse dauern oft sehr lange. Bei den Heringen rechnet man beispielsweise mit mindestens 25 Jahren. Das ist keine gute Perspektive für den Artenschutz und für die Fischer an der deutschen Ostsee.

Um gegenzusteuern, sollten wir, wenn möglich, andere Stressoren für die Tierwelt reduzieren, zum Beispiel die Überdüngung des Meeres, um bei dem Beispiel der Heringe zu bleiben. So helfen wir ihnen dabei, sich zu erholen. Gleichzeitig führt natürlich kein Weg daran vorbei, das grundlegende Problem anzugehen: natürlich müssen wir die Erderwärmung und den Klimawandel abbremsen. Nur so können wir dafür sorgen, dass die uralten Abläufe der Natur nicht noch mehr aus dem Rhythmus geraten. 

Text-Quelle:

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/natur-tiere-erwaermung-rhythmus-101.html (Öffnet in neuem Fenster)

Foto von Olga ga (Öffnet in neuem Fenster) auf Unsplash (Öffnet in neuem Fenster)

Text-Arbeit

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1. schlüpfen

2. die Fortpflanzung

3. durcheinander bringen/geraten

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