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Verlorenes Wissen

Neue Ergebnisse aus der Forschung werden traditionell auf Englisch publiziert, denn Englisch ist die internationale Verkehrs·sprache.

Allerdings gibt es auch Forschungs·ergebnisse, die nicht auf Englisch veröffentlicht werden. Deshalb werden teilweise sehr wichtige Entdeckungen nicht wahrgenommen. Das ist tragisch, denn so kann dieses Wissen auch nicht weitergegeben werden. Es geht womöglich verloren.

Ein internationales Team von 60 Forschenden hat untersucht, wie wichtig auch diese Forschungs·ergebnisse sein können. Sie haben 466 Fach·zeitschriften in 16 Sprachen aus 38 Regionen der Welt analysiert. Diese Fachzeitschriften waren aus den Bereichen Ökologie und Natur·schutz. Die Forschenden sind zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen: Wissenschaftliche Arbeiten, die nicht auf Englisch publiziert wurden, können ohne Zweifel helfen, die Bio·diversität auf der Erde besser zu schützen.

Es geht nicht nur um die Wahrnehmung von Wissen über die Arten·vielfalt, sondern auch um die Quantität der Forschungs·felder: wenn man die Forschung zum Naturschutz in anderen Sprachen berücksichtigt, ist die untersuchte geografische Fläche 25 Prozent größer. Auch die Anzahl der Tier·arten, über die geforscht wird, steigt um fünf bis 32 Prozent.

Bei den Publikationen, die oft unbemerkt bleiben, handelt es sich einerseits um solche, die in großen bekannten Sprachen wie z.B. Deutsch veröffentlicht werden. Andererseits geht es aber auch um Veröffentlichungen in unbekannten Sprachen, die nur noch wenige Menschen sprechen.

Wenn wir zum Beispiel Erkenntnisse aus indigenem Wissen (aus Lateinamerika) ignorieren, verpassen wir sehr viele wichtige Informationen zum Thema Klima·schutz und Natur·schutz. Dieses Wissen sollten wir nutzen, anstatt es zu verschenken.

Studien zum Thema Anwendung von Heilpflanzen haben beispielsweise gezeigt, dass diese Kenntnisse zu 75 bis 91 Prozent nur in einer einzigen Sprache vorhanden waren.

Bei indigenen Völkern wird Wissen traditionell nur mündlich weitergegeben. Wenn die Sprache eines Volkes verschwindet, verschwindet also auch das Wissen. Weltweit sind aktuell etwa 42 Prozent von den rund 7000 existierenden Sprachen vom Aussterben bedroht. Die Gefährdung beginnt, wenn Eltern aufhören, mit ihren Kindern in der eigenen Muttersprache zu sprechen

So reduzieren sich die Chancen, neue Medikamente zu entdecken, denn viele Medikamente werden aus Heilpflanzen hergestellt, so zum Beispiel die Acetylsalicyl·säure (in Aspirin) oder das Morphin.

Biologische und kulturelle Vielfalt sind also untrennbar miteinander verbunden. Das dürfen wir nicht ignorieren. Eine zentrale Rolle spielen hier beispielsweise indigene Schulen, wo die Kinder auch die ursprüngliche Sprache ihrer Gemeinschaft lernen.

Die UNESCO hat die Jahre 2022 bis 2032 zu einem Aktions·jahrzehnt für indigene Sprachen ausgerufen. Diese Sprachen sollen erhalten und belebt werden.

Die Erklärung der UN sollte uns bewusst machen: es ist ein Glück für uns als Spezies, Teil von so einer großen kulturellen Vielfalt zu sein.

Originaltext

https://www.dw.com/de/nicht-immer-nur-englisch-wie-wissen-verloren-geht-und-sprachen-sterben/a-59448373 (Öffnet in neuem Fenster)

Fragen zum Text

1. Finde die Synonyme (a und b im Text, c im Wörterbuch):

a) publizieren = v....

b) die Publikation = die V....

c) publik = ?

2. zum Beispiel = b.....

3. Vielfalt bedeutet

a) Differenz

b) Diversität

c) Diskrepanz

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Photo by JACQUELINE BRANDWAYN (Öffnet in neuem Fenster) on Unsplash (Öffnet in neuem Fenster)