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Wie die Französische Bulldogge uns alle zusammenbringt

Hallo ihr Lieben,

Zeit für einen neuen Newsletter! Während es draußen vor meinem Fenster trister nicht sein könnte, will ich euch mit den nachfolgenden Link- und Lesetipps nicht nur spannenden Input mitgeben, sondern euch auch ein bisschen unterhalten. Auf dass dieser grausliche Januar bald endlich mal vorbei ist! Lest also in den Linktipps, wie man Menschen mehr Zeit für soziales Engagement freiräumen kann, warum gerade die Freiwillige Feuerwehr davon profitieren würde und warum wir viel zu wenig über emotionale Privilegien sprechen. Außerdem die spannende Beobachtung, dass ausgerechnet die Französische Bulldogge uns wieder zusammenführen kann und wieso selbst unser Feierabend eigentlich mittlerweile total kapitalisiert ist. Have fun!

Am Ende des Newsletters plaudere ich dann wieder etwas aus dem Nähkästchen und hab da mal eine Frage an euch.

Wie verschaffen wir Menschen Zeit für soziales Engagement?

In ihrer Kolumne für die SZ fragt Teresa Bücker sich: Ist es radikal, wenn alle sich sozial engagieren? Die Kerngedanken der Kolumne sind dieselben, mit denen ich in Workshops und Vorträgen auch immer wieder argumentiere: 

Zwar sind 40% der Bundesbürger*innen ehrenamtlich engagiert, doch dominiert werden ehrenamtliche Institutionen von weißen, gesunden, finanziell abgesicherten Menschen mit hohem (Aus-)Bildungsgrad. Menschen mit weniger Privilegien hingegen werden selten als gestaltend wahrgenommen, sondern oft nur als Zielgruppe für Wohltätigkeit. Im Ehrenamt wirken also die gleichen exklusiven Teilhabebarrieren, die wir auch überall anders diskutieren. Das geht hin bis zum Gender Gap im Ehrenamt - während Frauen sich vor allem dann ehrenamtlich engagieren, wenn sie nur wenig berufstätig sind, steigt bei Männern das Engagement, je mehr sie arbeiten.
Zweiter Knackpunkt beim Ehrenamt ist - nicht nur laut Bücker - der Zeitmangel, mit dem die meisten konfrontiert sind. In ihrer Kolumne schlägt Teresa verschiedene Möglichkeiten vor, wie man Menschen die Zeit für Ehrenamt schenken könnte - beispielsweise über ein Jahr für Engagement zwischen dem 30. und 40. Geburtstag sowie zwischen dem 50. und 70. Geburtstag. So könne man Perspektivwechsel ermöglichen und Menschen dabei helfen, ihren Horizont zu erweitern. Den ganzen Text lest ihr bei der Süddeutschen Zeitung (Öffnet in neuem Fenster).

Steckt unser Brandschutz in der Krise?

Bei Zeit Online ging es im Sommer, nach den verheerenden Hochwassern, um die Freiwillige Feuerwehr. Die Feuerwehr ist einer der Bereiche in Deutschland, die fast ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften getragen werden. Bundesweit gibt es ca. 1 Million Ehrenamtliche bei der Freiwilligen Feuerwehr. Auf ca. 22.000 Freiwillige Feuerwehren kommen nur 104 Berufsfeuerwehren. Das bedeutet, eine große Anzahl derer, die bei Bränden, Personenrettungen, Naturkatastrophen und ähnlichem ausrücken, sind Ehrenamtliche, die nicht mehr dafür bekommen als eine Aufwandsentschädigung. Bei Flutkatastrophen wie im Sommer 2021 oder Suiziden durch Züge bedeutet das auch: Ehrenamtliche, die zwar geschult werden, aber eben freiwillig ausrücken, opfern ihre Freizeit u.a. dafür, Leichenteile zusammenzusuchen. 

Dabei sind Freiwillige Feuerwehren nicht nur mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen auch den Mitgliederschwund, der sich auf jährlich circa 1.000 Mitglieder beziffert, bewältigen. Darüber hinaus fehlt bei immer mehr Arbeitgebern die Unterstützung, wenn Freiwillige während der Arbeitszeit ausrücken müssen.
Spannender Fun Fact: Im Notfall können Gemeinden Erwachsene zum Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr verpflichten, weil der Brandschutz gesetzlich vorgeschrieben ist. Den Volltext findet ihr auf Zeit Online (Öffnet in neuem Fenster).

Was ist ein emotionales Privileg?

Im taz-Blog "höchst sensibel" geht es im Beitrag #checkyourprivilege um das sogenannte emotionale Privileg, das vielerorts viel zu selten diskutiert wird. Der Beitrag veranschaulicht das Privileg an mehreren Beispielen, etwa daran, dass Menschen mit einer intakten Herkunftsfamilie emotional privilegierter sind als Menschen aus dysfunktionalen Familienverhältnissen. Auch Menschen ohne Traumaerfahrung sind emotional privilegierter als Menschen mit Trauma. Und so seien beispielsweise auch Menschen in Paarbeziehungen oder Familien in der Pandemie privilegierter als Singles, die große Strecken der Lockdowns in Einsamkeit verbracht haben.

Der Beitrag führt die Herkunft des Problems auf den Punkt zurück, den ich auch ich ja immer wieder bemängel: Die Kern- bzw. Kleinfamilie wird staatlicherseits dafür genutzt, Defizite in der Daseinsvorsorge auszugleichen. So würden bspw. zu wenig Angebote an Psychotherapie damit gerechtfertigt, dass Menschen ja eine Familie hätten, die sie auffangen würde. Oder zu wenig Sozialhilfeleistungen werden mit dem Verweis auf die Bedarfsgemeinschaften in den Harzt-IV-Gesetzen ja sogar gesetzlich auf die Familie abgewälzt. Weil der Staat sich auf das Vorhandensein von Paarbeziehungen und Familien verlasse, würden Menschen mit wenig emotionalen Privilegien vergessen, so die These des Blogartikels. Die Forderung: Beispielsweise durch Innenstadtgestaltung, die Begegnungsflächen schafft und fördert, sollten die Alleinstehenden, Verwaisten, Verwitweten und Alleinerziehenden dieser Gesellschaft stärker in den Fokus genommen werden.
Den kompletten Blogartikel lest ihr bei der taz (Öffnet in neuem Fenster).

Die Französische Bulldogge als der Kit der Gesellschaft

Mein persönlicher Favorit kommt dieses Mal aus der Kolumne "10 nach 8" bei ZEIT Online. Es geht um die Französische Bulldogge, von der ich ein bezauberndes Exemplar ja ebenfalls zuhause habe. Laut der Kolumne ist die Französische Bulldogge mehr als ein Modehund: Sie ist das verbindende Element in einer Gesellschaft, die sich immer weiter in arm und reich, gut ausgebildet und weniger privilegiert spaltet. Ob das nette, gut situierte Pärchen aus der Eigentumswohnung oder die prollig wirkenden Nachbarn in Kutte und mit Goldkettchen: Sie alle lieben die Französische Bulldogge. Da, wo es uns an deren Stellen an Milieu-übergreifenden Dialogen fehlt, wird auf den Hundewiesen Deutschlands genau das möglich. Menschen kommen ungeachtet ihres Hintergrundes miteinander ins Gespräch, weil sie eine gemeinsame Liebe haben: die zu ihrer kleinen, röchelnden Frenchie. Kolumnistin Andrea Hanna Hünniger in ihren eigenen Worten dazu: "Und so nimmt die Französische Bulldogge in einer Gesellschaft, die immer wieder ihre eigene Spaltung beklagt, eine fast lebenswichtige Rolle ein: Sie führt die äußersten Ränder wieder zusammen. Sie ist Botschafterin und Mediatorin, ein schnaufendes, grunzendes Verbindungskabel zwischen Menschen, die sonst keinerlei Berührungspunkte hätten."
Den gesamten, mich persönlich sehr schmunzeln lassenden Beitrag lest ihr bei ZEIT Online (Öffnet in neuem Fenster).

Diktiert das Kapital unsere Freizeit?

Zuletzt will ich euch das Infoposting von @linketheorie auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster) ans Herz legen. Das Instagram-Infoposting gibt Gedankenanstöße dazu, wie sehr die Vorstellung des "perfekten Feierabends" oder eines "gelungenen Wochenendes" eigentlich darauf ausgelegt ist, dass wir am Montag wieder frisch und fröhlich zur Arbeit erscheinen und unseren maximal produktivsten Anteil zum Kapital beitragen. Dabei ist dieser Trend zur Selbstoptimierung in unserer Freizeit, damit wir maximal produktiv sind, gar nicht so neu: Schon im 16. Jahrhundert wurden Wirtshäuser geschlossen und bestimmte Spiele verboten und damit Menschen vorgeschrieben, wie sie ihre Freizeit zu verbringen hatten. Meine Lieblingsformulierung: Das Ideal der Freizeitgestaltung, dem wir heute nacheifern, ist im Grunde das "Gleichgewicht aus Disziplinierung und kontrollierter Triebentladung". Wenn das mal keine Einladung ist, den Feierabend mit völlig unproduktivem Binge-Watching zu verbringen!

Wenn die Zweifel keine Ruhe geben

Ansonsten gibt es von mir aktuell nur so viel Neues, dass ich diese Woche in meinem Beitrag für Abonnent*innen vom Stress-Response-Zyklus (Öffnet in neuem Fenster) erzählt habe und das mit Tipps für ein bisschen Stressabbau verbunden habe. An dieser Stelle nochmal der Hinweis für alle ohne Abo: Wenn ihr ein Abo ab nur 3 Euro im Monat abschließt, bekommt ihr 1 bis 2 Mal im Monat einen Artikel, der exklusiv nur für Mitglieder lesbar ist und dementsprechend auch immer noch ein bisschen persönlicher oder tiefgehender. 

Auf dem Blog ging es im Dezember darum, dass Selfcare immer auch jemanden braucht (Öffnet in neuem Fenster), der sich kümmert und auch um die Verwertbarkeit des Alltags bei Instagram (Öffnet in neuem Fenster). Zu beiden Artikeln habe ich zahlreiche, großartige Rückmeldungen bekommen, was mich immer sehr glücklich macht. <3 Entsprechend mache ich mir natürlich auch Gedanken, ob die Blogposting-Frequenz für euch vielleicht ein bisschen hoch war in den letzten Wochen? Ohne es zu merken, bin ich nämlich von zwei Artikeln pro Monat (ein Artikel für alle ohne Abo und insgesamt 2 Artikel für Steadies) auf vier Artikel pro Monat hochgegangen (2 freie und 2 zusätzliche für Steadies). Lest ihr das überhaupt alles oder soll ich auf die alte Frequenz zurückgehen? :D Bitte füllt die nachstehende Umfrage einmal aus, damit ich weiß, ob ich mir zurecht oder unnötig Gedanken mache. Danke! <3 

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSdDQOcvenf95K_sjhlBLltzClnUx8WZhXYY7vkZJMo_zCQ2Tw/viewform?usp=sf_link (Öffnet in neuem Fenster)

Ansonsten merkt ihr vielleicht: Ich stecke gerade ziemlich in meinem Kopf, die Zweifel nehmen gerade ein bisschen Überhand. Ich habe das Gefühl, euch bei Insta viel zu sehr mit Werbung für Steady zu überfluten, habe das Gefühl, für das angedachte Mentoring überhaupt keine Kompetenzen zu besitzen, weil es doch wichtig wäre, zumindest irgendeine Ausbildung in die Richtung zu haben...und dann kann ich mich natürlich nicht freimachen davon, dass mir jetzt in den letzten 30 Tagen 250 Leute bei Insta wieder davon gelaufen sind. 

Da werden bei mir einfach viele Versagens- und Existenzängste getriggert, weil es natürlich in Zeiten der Aufmerksamkeitsökonomie schwierig ist, als Selbstständige mein eigenes Ding zu machen, ohne endlos viel kostenlosen Content und damit ja auch Zeit in einer App zu versenken, die für meine Themen ursprünglich ja auch gar nicht designed wurde. 

Umso dankbarer bin ich für meine noch kleine, aber feine Steady-Community, die mich hier unterstützt und auch für diejenigen von euch, die den Newsletter abonniert haben und mir damit zeigen: Euch interessiert, was ich tu. Danke dafür! <3 

Auf diesen Newsletter kann und darf man auch antworten! ;) (Die Frage kam, deshalb der Hinweis.) Wenn ihr also was auf dem Herzen habt, meldet euch gern bei mir, ich freu mich!

Bis dahin bleibt gesund und wir lesen uns!

xoxo,

Celsy

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