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Urlaub mit Kindern? Eine Kurzbetrachtung

Ihr Lieben,

das hier ist ein Experiment. Statt euch drölfzig Storyslides vor die Nase zu halten, in denen ich nicht auf den Punkt komme, habe ich euch einen Mini-Podcast eingesprochen. In der Hoffnung, dass das ein Format ist, das ihr gut findet, weil es für mich zeiteffizienter ist als so viel Zeit bei Insta zu verbringen. Und damit es für alle zugänglich ist, findet ihr unter dem Audio auch ein Transkript. Schreibt mir gern in die Kommentare, was ihr zum Thema denkt und wie ihr das Format hier findet:

Das Thema Urlaub mit Kindern hat zwischen “Urlaub mit Kindern ist furchtbar angestrengend” bis hin zu “Es gibt nichts geileres als den Urlaub und unseren Kindern” in meinen DMs für sehr, sehr viele, teilweise auch kontroverse, Nachrichten gesorgt. Ich finde das ganz großartig, dass ich da so in ein Wespennest hab, weil mir das viel Möglichkeit bietet so ein Thema mal von ganz, ganz vielen verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Ihr wart euch alle einig darin, dass das natürlich einfach auch immer eine Typfrage ist und da geh ich auch vollkommen mit. Ich glaube tatsächlich, dass das ein Stück weit eine Typfrage ist, weil ich das hier am eigenen Esstisch erlebe. Weil es tatsächlich 2020 nach unseren Dänemarkurlaub so war, dasa mein Mann zuhause ein paar Tage später gesagt hat: “Ganz ehrlich, so richtig entspannend war das für mich jetzt nicht”. Während ich die Erholung in Person war. Zum einen natürlich, weil ich halt auch einfach Freiräume hatte, die ich zuhause so nicht hatte, weil ich tatsächlich irgendwie schlicht und ergreifend einfach auch mal sagen konnte:”Hier, nimmt die Kinder und geh zum Strand und lass mich in Frieden. Was hier andersherum so nicht stattgefunden hat. Einfach, weil mein Mann das zu dem Zeitpunkt noch nicht so in Erwägung gezogen. Da war meine Krebserkrankung noch nicht so lange her er hat sich ein bisschen schwer getan das anzunehmen, dieses Angebot. In der Sorge mich zu überfordern.

Es liegt aber tatsächlich auch einfach so an dieser Typ-Definition von “Wo fängt Erholung denn tatsächlich an?” und ich glaube da liegt auch der Kasus Knacktus in der ganzen Geschichte. Weil für mich ist schon der Ortswechsel an sich Erholung. Weil ich gucke nicht aus dem Fenster und sehe was im Garten noch gemacht werden muss. Ich gucke nicht auf die Dauerbaustelle, die dieser Altbau hier ist. Ich habe nicht den Laptop um die Ecke stehen, um in der Theorie noch irgendwas zu arbeiten und wenn das Telefon klingelt, bin ich schlicht und ergreifend nicht da. Das heißt ich kann auch nicht rangehen. Während wenn ich zuhause bin ich, sehe ich den Garten, ich sehe die Baustelle, ich sehe mein Laptop und wenn das Telefon klingelt, geht immer jemand ran und dann kann ich mich aus der Affäre ziehen.

Im Grunde fängt Erholung für mich schon mit dem ins Auto steigen auf dem Weg in den Urlaub an. Weil ich weiß:  Ab hier bin ich nur für mich und meine Familie verantwortlich und für nichts und niemand anderen auf dieser Welt mehr. Das ist zwischen Kindern, Business, Ehrenamt und dem Hausbesitzer*innen-Dasein schon einfach eine riesige Erleichterung, wenn sich die Zahl der Verantwortlichkeiten quasi auf 3 minimiert. Mein Mann, der Hund und die Kinder. Um 4, wenn ich mich selber noch miteinrechne. Damit hab ich meine Verantwortlichkeiten im Alltag schon halbiert. Natürlich fühle ich mich da anders erholt als mein Mann, der halt auch im Alltag primär die Carearbeit trägt, der auch im Alltag zwar noch seinen Job und die Baustelle und den Garten hat und diese ganzen Verantwortlichkeiten nicht einfach an die Tür hinter sich lässt, sondern der gute in der Lage ist diese Verantwortlichkeiten einfach auch im Alltag temporär an- und wieder abzustellen.

Dann haben wir festgestellt, in meinen DMs, dasss es auch immer so eine Frage dessen ist: Wie viele Kinder hab ich dabei Respektive wie viele Kinder habe ich vor Ort? Da habe ich natürlich von vielen auch gehört, die nur ein Kind haben, dass sie sagen: Für uns ist halt Urlaub einfach auch insofern anstrengend, dass wir ja nicht nur Eltern sind, sondern wir sind auch immer Spielpartner*in, wir sind immer die nicht nur nächste Bezugsperson, sondern halt auch einfach die (örtlich) nächste Bezugsperson. Da hab ich natürlich mit meinen beiden, die nur 18 Monate Altersunterschied haben und sich deswegen über weite Strecken allein und miteinander beschäftigen, natürlich ganz andere Voraussetzungen. Wenn die beiden sich tatsächlich miteinander verkrümeln, da kann ich hier eine halbe Stunde sitzen und in meinem Buch schmökern und niemand vermisst mich. Sehe ich natürlich ein,

dass das durchaus ein Punkt ist, den man dabei halt tatsäch auch einfach mitdenken muss.

Ich glaube aber tatsächlich einfach auch, dass es ein Stück weit die Frage der Erwartungshaltung ist. Wenn ich natürlich in den Urlaub fahre in der Hoffnung, dass ein bisschen Sommer, Sonne, Strand und Meer für automatische Erhöhung sorgt und dass die Kinder völlig selbstverständlich nebenherlaufen, dann kann das natürlich nur eine Enttäuschung werden.

Ich preise mir dieses Mehr an Carearbeit, und dieses Mehr an Carearbeit entsteht ja einfach mehr dadurch, dass man ja so unmittelbar aufeinander zurückgeworfen ist, das preise ich mir halt einfach vorher immer ein. Das ist halt der Clou: Ich bin hier halt einfach durech die Betreuungssituation sehr verwöhnt. Die Kinder gehen unter der Woche 35 Stunden in die Kita und bis zur Erkrankung meiner Schwiegermama hatten wir eine sehr engagierte Oma, die wir jederzeit anrufen konnten und die die Kinder über weite Strecken mitgenommen hat.

Ich weiß es halt vorher, dass ich im Urlaub ganz für die andere Carearbeit verantwortlich bin und ich aus der Nummer dann da auch nicht mehr rauskomme. Während ich hier immer irgendjemanden anrufen kann, bin ich im Urlaub halt irgendwie aufgeschmissen und muss da jetzt mit meinem Mannn allein dadurch. Aber ich weiß es vorher auch. Ich preise mir das ein und mach mir daher einfach keine Illusion. Und, das ist für mich auch der Clou: Ich habe nie so viele Kapazitäten für meine Kinder wie im Urlaub. Dadurch, dass die Lohnarbeit komplett wegfällt und dadurch, dass ich weiß, ich bin fürs Ehrenamt nicht erreichbar, dadurch, dass ich das Haus und den Garten nicht mehr an der Backe habe, sondern dass wirklich die schwierigste Frage die ist, nach “Was essen wir heute Abend?”, habe ich so viel Zeit und Muße und Mindpace, mich auf die Kinder einzulassen und mich auf ihre Abenteuer und auf ihre Ideen einzulassen, Trotzanfälle auszuhandeln Übergangs- bzw. Anpassungsstörungen einfach wegzuatmen, dass am Ende die Kinder und ich von so einem Urlaub unglaublich profitieren.

Weil wir da tatsächlich wirklich Zeit haben auch Bindung zueinander zu pflegen und aufzubauen, die uns im Alltag fehlt. Weil ich im Alltag von den Kapazitäten her durch die Arbeit, durch das Ehrenamt und alles drum herum, da bin ich mit den Kapazitäten einfach oft schon so auf Anschlag, dass die Kindern, die quasi ja als konstanter Pegel dazukommen, dass die das meistens als erstes abkriegen, wenn der Punkt erreicht ist, an dem ich nicht mehr kann und nicht mehr mag und alles nur noch blöd finde. Und mir dann zusätzlich auch noch die Geduld fehlt, mich auf ihre Ideen und Abenteuer einzulassen. Und ich glaube, dadurch, dass dann tatsächlich für mich ein ganz anderer Raum da ist, um mich eben auf meiner Mutterschaft auch einzulassen, nehme ich dieses Mehr an Carearbeit auch einfach nochmal anders war.

Ich glaube, dass das einfach so eine Typ-Sache ist, dass das was damit zu tun hat “Wie viel Erwartungshaltung bringe ich mit?”. In unserem Fall kommt bspw. ja auch dazu: Wir haben ja den Vergleich nicht. Wir sind vor den Kindern nie lange im Urlaub gewesen. Wir haben noch nie nie nie nie nie irgendwelche Hotelurlaube gemacht. Wir waren ein einziges mal für ein oder 2 Nächte in Potsdam in so einem Hotel. Das war damals so bahnreise Angebot weshalb wir uns das schweineteuere Hotel leisten konnten, aberes war halt in Potsdam im Herbst. Das war kein Sommer-Sonne-Strand-all-Inklusive-Urlaub wo wir eine Woche lang die Beine baumeln lassen, die Seele baumeln lassen konnten. Sonst sind wir immer maximal 2 bis 3 Nächte weggefahren zusammen, über ein langes Wochenende in irgendwelche Ferienwohnung am Arsch der Welt. Weil wir ja ironischerweise nie so viel Geld hatten wie seitdem wir die Kinder haben. Dadurch, dass wir unsere Ausbildungsphase quasi erst mit dem 2. Kind beide abgeschlossen hatten und beide erst 2019 angefangen haben, essentiell spürbares Geld zu verdienen. Dementsprechend kennen wir natürlich diesen Erholungszustand von “man fährt als 2 Erwachsene in einen All-inclusive- oder Halbpensions-Urlaub und kann wirklich richtig ausspannen” gar nicht.

Da will ich auch nicht in Abrede stellen, dass ich, würde ich diesen Zustand kennen, vielleicht nicht auch sagen würde: “Boah, Urlaub mit Kindern ist aber echt ganz schön anstrengend.”  Aber das ist glaube ich auch einfach etwas, wo sich das eigene Empfinden natürlich auch immer an dem orientiert, was man so an Vergleichswerten von vorher hat. Und wie gesagt, ich will auch niemanden in irgendeiner Form angreifen oder abwerten. Ich glaube ehrlicherweise tatsächlich, dass das alles so seine Berechtigung hat. Dass jede Perspektive absolut valide ist. Ich glaube nicht daran, jetzt irgendwelches Elternbashing betreiben zu müssen und ich bin auch überhaupt kein Fan davon, dieses Gefühl jemandem zum Vorwurf machen zu müssen.

Ich hab nur tatsächlich festgestellt, dass gerade ich, die ja über Phasen hinweg auch von Regretting Motherhood gesprochen hat, diese Perspektive halt einfach so gar nicht nachvollziehen kann. Ich muss auch sagen, erst recht jetzt nach Corona - wir haben ja nicht wirklich nach Corona, aber das interessiert ja niemanden ansonsten - ähm, also erst recht jetzt in dieser Post Corona Phase kann ich diese Perspektive halt nur schlecht nachvollziehen. Weil alleine, dass Urlaub so wieder möglich ist und dass man sich natürlich auch nach wie vor Gedanken macht, aber man jetzt zumindest nicht mehr durch übliche Reiserestriktionen im Zweifel seinen Urlaub stornieren muss: Das ist für uns allein schon das maximale Maß an Freiheit.

Vielleicht liegts auch daran, dass ich mich einfach so unfassbar auf diesem Urlaub freue, der bald kommt, dass ich mir das her idealisiere, weil ich weiß, dass, wenn ich mich nach diesem Urlaub nicht auch nur ein Müh erholt fühle, dann breche ich einfach nur noch weinend zusammen.Wer weiß das schon so genau. :D

Aber ja es war auf jeden Fall eine spannende Diskussion, es waren spannende Inputs in meinen DMs und wie gesagt: Ich glaube es ist eine Typfrage. Ich glaube es hat ganz viel mit Vorerfahrungen zu tun und ich glaube, es hat aber auch was damit zu tun, ob so ein reiner Ortswechsel schon reicht um für Entspannung zu sorgen. Dann hat es natürlich auch immer mit den jeweiligen Kindern zu tun. Wenn man mit behinderten Kindern reist, ist das sowieso immer noch ein ganz anderer Schnack. Von daher vielen Dank für den Austausch, vielen Dank für den ganzen Input, den ich dazu gekriegt hab.Ich glaube, man kann sich über dieses Thema wirklich noch stundenlang echauffieren am Ende und wird immer wieder feststellen, dass mit jedem Fässchen, das man aufmacht, ein ganzes Fass dahinter liegt, das man noch ergründen musste. Ich will es an dieser stelle tatsächlich erstmal hierbei belassen und bin mal gespannt, was ihr zu von diesem Experiment hier haltet und freue mich ansonsten auf euer Feedback in den Kommentaren. Bis dahin!

4 Kommentare

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