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Was bleibt, wenn es um dich herum still wird?

Am Wochenende stand ich an der Wäschespinne und dachte darüber nach, was eigentlich bleibt, wenn ich all die externen Ablenkungen aus meinem Leben verbanne und mich auf das konzentriere, was direkt vor meiner Nase ist. Und mit dieser Frage begrüße ich euch ganz herzlich zur aktuellen Ausgabe meines Newsletters.

Eigenwerbung

Ihr könnt mein Buch vorbestellen

Bevor ich euch tatsächlich mal etwas Neues erzähle und den einen oder anderen Linktipp mitgebe, will ich euch erzählen: Ihr könnt ab sofort mein Buch vorbestellen!

Ich weiß, allen, die mir aufmerksam bei Insta folgen, hängt es vermutlich schon zum Hals raus. :D Aber für all diejenigen, die nicht so viel Zeit bei Insta verbringen, will ich es nochmal zusammenfassen.

Am 27. August erscheint bei EMF mein Sachbuchdebüt mit dem Titel: “Das Gefühl von Armut - Über knappe Kohle, geringen Selbstwert und einen Sozialstaat, der uns im Stich lässt”.

Das Gefühl von Armut - Über knappe Kohle, geringes Selbstwertgefühl und einen Sozialstaat, der uns im Stich lässt.

Hier findet ihr den Vorschautext:

Kinder, die nicht mit auf Klassenfahrt fahren können, Teenager, die wegen der falschen Kleidung gemobbt werden, Young Professionals, die allein zu Mittag essen, weil die Kantine zu teuer ist:  Armut macht einsam und hält Betroffene klein . Denn Armut prägt und lässt dich niemals los. Und wenn Wohnen immer teurer wird, Lebensmittelpreise immer weiter steigen und wenn die Gehälter weit hinter der Inflation zurückbleiben, droht Armut auch in der bürgerlichen Mitte .
Wie fühlt es sich an, arm zu sein? Es geht um Herzrasen an der Supermarktkasse, Schuldgefühle bei Spontankäufen, ein geringes Selbstwertgefühl. Celsy Dehnert zeigt aus eigener Erfahrung, was Armut mit Menschen macht und was das mit unserer Klassengesellschaft zu tun hat. Und sie gibt eine Antwort darauf, was wir tun müssen, damit alle eine Chance bekommen.

Vorbestellen könnt ihr das Buch überall, wo es Bücher gibt. Am meisten helft ihr mir, wenn ihr es im Autorenwelt Shop (Öffnet in neuem Fenster) vorbestellt - dort bekomme ich nämlich zusätzliche 7% vom Verkaufspreis.

Eigenwerbung Ende

My mind is so heavy…

Nach der intensiven Buch-Schreibphase wieder aufzutauchen fühlt sich ein bisschen an wie nach dem Tauchen plötzlich durch die Wasseroberfläche zu brechen. Aber nicht, weil ich wieder Luft holen und tief einatmen könnte. Sondern weil alles plötzlich wahnsinnig laut und grell und so voller Reize ist. Zu laut, zu grell, zu viele Reize.

Ich realisiere jetzt erst, fast 3 Wochen nach der Abgabe, wie sehr das Schreiben dieses Buches für mich auch Safe Space und Feel-good-Bubble war. In diesem Moment, während ich diese Zeilen tippe, merke ich, wie sehr ich das Buch vermisse. Wie sehr ich diese Schreibphase vermisse. Obwohl ich meiner Freundin Jana Heinicke Anfang Februar noch schrieb:

Alter, Jana, warum ist Bücher schreiben eigentlich so anstrengend? Ich hab die letzten 2 Tage grad mal knapp 2,2k Worte geschrieben und fühle mich wie vom Traktor überrollt und brauche eigentlich dringend 36 h Schlaf oder so. Und morgen ist erst Mittwoch.

Dieses Buch zu schreiben war easy das Allerschwerste und das absolut Erfüllendste, das ich in meinem beruflichen Leben bislang gemacht habe. Und jetzt sitz ich hier und fühle mich irgendwie verloren.

Der Lärm von außen

Das Gefühl des Verlorenseins wird gerade auch sehr davon unterstrichen, dass ich Social Media aktuell vor allem als Lärm wahrnehme. Ich habe das Gefühl, mit der Lautstärke und der Geschwindigkeit der Debatten nicht mehr mithalten zu können. Nicht mehr hinterher zu kommen hinter all den Kommentaren, die mich erreichen, auf Nachrichten nicht mehr ausreichend antworten zu können, über meine eigenen Füße zu stolpern bei dem Versuch, relevanten Content bereitzustellen. Nachdem ich jetzt den Luxus hatte, mich drei Monate lang ausschließlich mit meinen eigenen Gedanken zu beschäftigen und Ergänzungen oder Erklärungen vor allem in Büchern und längeren Artikeln zu suchen, fühlt sich Social Media schal an. Wie abgestandene Apfelschorle. Eigentlich will ich meinen Durst stillen, aber am Ende fühlt sich der Mund pappig an von all dem Zucker.

Ich habe nach dem Buch jetzt umso mehr das Bedürfnis, mich auf das zu konzentrieren, was direkt vor meiner Nase liegt. So stand ich also neulich an unserer Wäschespinne und dachte darüber nach, was dann eigentlich bleibt. Immerhin verlasse ich als freiberufliche Autorin hier nur seltenst meine eigenen vier Wände und dachte immer, Social Media zu brauchen, um nicht zu vereinsamen.

An jenem Sonntag, an dem ich darüber nachdachte, blieben selbstgemachter Gurkensalat, in Kooperation mit dem Ehemann gezauberter Kartoffelsalat, geschnittener Lavendel, eine in Ruhe geführte Unterhaltung mit den Kindern und ein paar Seiten gelesene Fanfiction. Es blieb das Gefühl, dass mein Leben auch dann selbstwirksam sein kann, wenn ich nicht zu allen politischen Debatten meine Meinung in den Äther blase. Und es blieb die Erkenntnis, dass ich jetzt, da mein erstes Buch tatsächlich erscheint, nicht mehr das Gefühl habe, mich online zwingend beweisen zu müssen. Der Druck, dieses turbokapitalistische Spiel der Aufmerksamkeitsökonomie mitspielen zu müssen, ist plötzlich weg. Ich kann mich rausnehmen, weil ich mein primäres Ziel erreicht habe. 5 Jahre lang bin ich bei Instagram über so ziemlich jedes Stöckchen gesprungen, damit jemand meinen Gedanken in einem gedruckten Buch schenkt. Ziel erreicht. Mein Anteil daran, diese Gesellschaft zu verändern, hat nun endlich die Chance, außerhalb der Social Media Bubbles Menschen zu erreichen und ihre Perspektive zu erweitern. Und ich kann einen Schritt von Instagram zurücktreten und neu evaluieren, was genau ich dort eigentlich will.

Eine kleine Bitte

Als freiberufliche Autorin ist es allerdings nicht ganz unproblematisch, sich der Aufmerksamkeitsökonomie hin und wieder entziehen zu wollen. This girl’s gotta make some money. 😅 Und wir haben Wirtschaftskrise. Solltet ihr also gerade ein bisschen Luft in eurem Budget haben, könnt ihr meine Arbeit mit einer Steady-Mitgliedschaft unterstützen, solltet ihr das nicht sowieso schon tun. Dann kann ich öfter Food-for-Thought-Artikel für euch statt Corporate-Werbetexte schreiben. Und ein zweites Buch. 😉 Einfach auf den Button klicken. Danke! ❤

Meine Schwächen vs. Social Media

Ich empfinde Social Media aber auch aktuell aus anderen Gründen als eher schwierig. Mein ganz persönliches Selbstbild hadert nämlich sehr mit den Dingen, die mir aktuell massenweise eingespielt werden. Da sind andere neurodivergente Menschen, die sich in Diagnostik begeben und bspw. ADHS-Medikamente nehmen. Oder andere Menschen mit Mehrgewicht, die gerade rigoros an Gewicht verlieren oder sich sogar operieren lassen. Da sind andere Soloselbstständige, die sich in Festanstellung begeben.

Und eins will ich ganz, ganz deutlich sagen: Ich freue mich wahnsinnig mit jeder Person, die gerade etwas tun kann, um ihre ganz persönliche Lebensqualität zu verbessern. Ich feiere jede*n von euch, die ihr gerade für euch selbst einsteht und etwas unternehmt, damit es euch im Alltag gut geht. Ich gönne es euch sehr. ❤

Gleichzeitig komme ich nicht umhin, mich zu fragen, ob ich “genug tue”. Oder ob ich mir mein Leben unnötig selbst schwer mache. Weil ich mich gerade nicht um eine Diagnostik kümmere. Weil ich den Gedanken an Medikamente gerade sogar gruselig finde, weil ich eben unter anderem deshalb so gut in meinem Job bin, WEIL ich drölfzigtausend Sachen gleichzeitig denke. Weil ich den Gedanken an eine Magen-OP gruselig finde und gleichzeitig meine Ernährungsumstellung echt nicht so richtig gut auf die Reihe kriege. Weil ich zwar natürlich finanzielle Ängste habe, weil ich wir ‘ne fucking Wirtschaftskrise haben, aber ich die Flexibilität meiner Selbstständigkeit wirklich brauche.

Unter Druck geraten

Ich merke, wie ich unter Druck gerate. Mich frage, ob ich mich nicht optimieren müsste, um den Leistungs- und Schönheitsidealen unserer Gesellschaft besser zu entsprechen. Um besser reinzupassen. Um meinen Shit besser beisammen zu haben.

Und dann frage ich mich, ob ich vielleicht einfach noch nicht genug leide. Denn mir ist schon klar, dass all diese Menschen diese Dinge vor allem und hauptsächlich dafür tun, dass es ihnen ganz persönlich besser geht. Vielleicht ist mein Leidensdruck einfach (noch?) nicht groß genug, um diese Schritte ebenfalls zu gehen?

Ich feiere die Selbstwirksamkeit und Selbstermächtigung, die hinter all diesen Entscheidungen liegt. Feiere, dass Menschen die Möglichkeit haben, ihren Lebensstandard zu verbessern.

Aber ich komme nicht umhin, mich zu fragen, was das für Menschen wie mich bedeutet. Ob ich in ein paar Jahren dann zu dem traurigen, beschämten Rest gehöre, die immer noch fett und vollkommen lost zurückbleiben und noch weniger Raum haben, über ihre Struggles zu sprechen. Weil so viele andere bis dahin medizinischen Fortschritts sei Dank so viel besser in die Vorgaben der Leistungsgesellschaft passen, dass man uns nur noch vorhalten wird, dass wir diese Möglichkeiten doch auch ergreifen könnten.

Ach man, das ist gerade einfach echt schwierig zu artikulieren. Weil es ja etwas Gutes ist, dass es diese Hilfen gibt. Ich habe da auch keine Antworten drauf. Und ich weiß, dass da hinter meinen Gefühlen wahrscheinlich auch noch wesentlich mehr steckt, was ich grad so noch nicht erfassen kann.

Ich wünsche mir einfach nur, dass die Gesellschaft sich all diesen Hilfen zum Trotz für die Bedürfnisse und Ansprüche derer öffnet, die nicht der Norm entsprechen. Und all diese Hilfen am Ende nicht, wie so oft im Kapitalismus, bedeuten, dass wir uns einfach weiterhin in die Vorgaben der Leistungsgesellschaft einpassen müssen, wenn wir nicht zurückbleiben wollen.

Empfehlungen für euch

Im Folgenden will ich zur alten Tradition zurückkehren, euch das Interessanteste, Spannendste, Lustigste oder Wohltuendste zu empfehlen, das ich in Vergangenheit im Internet gesehen habe. Offen gestanden wird das immer schwieriger - in dem Versuch, gegen das Redaktionssterben anzukommen, haben immer mehr Online Medien eine Paywall. Ich tue trotzdem mein Bestes, etwas für euch zu finden. 😊 Ihr kommt zu den Artikel/Pieces, indem ihr auf die jeweilige Überschrift klickt.

The soft life: why millenials are quitting the rat race (Öffnet in neuem Fenster)

Dieser Artikel beim Guardian US habe ich über Teresa Bücker entdeckt. Es geht im Grunde darum, warum gerade immer mehr Millenial-Frauen sich gegen die Hustle Culture und für einen Lebensstil außerhalb des Leistungsdogmas entscheiden. Folgenden Satz fand ich besonders eindrucksvoll:

“Women in particular, get into this trap of wanting to be the best mother, writer, friend, runner and yoga person in the class. We need to be happy with being the best in one or two roles and content with being mediocre in others.”

Tatsächlich räsoniert das mit mir besonders, weil ich seit meiner Reha 2021 auch immer wieder darüber nachdenke, ob es wirklich sinnvoll ist, immer die Highlights zu jagen, statt sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und auch mal mit dem Mittelmaß zufrieden zu sein. Gleichzeitig hab ich bei der Lektüre des Artikels aber eben auch gedacht: Weniger zu arbeiten und auf Einkommen zu verzichten muss man sich aber eben auch leisten können. Tatsächlich sind es diejenigen, die prekär und an der Armutsgrenze leben, die am meisten arbeiten - gerade WEIL ihr Lohn so niedrig ist.

Humans are made for pleasure (Öffnet in neuem Fenster)

https://www.instagram.com/p/C5Qa3aGOSIN/ (Öffnet in neuem Fenster)

Dieses Insta-Posting spricht für sich selbst und ich finde, passt auch hervorragend zum vorherigen Lektüretipp und meinen Überlegungen dazu, was eigentlich bleibt, wenn wir den Lärm von draußen mal abdrehen.

Zwei Bahnfahrten, sechs Monate Haft (Öffnet in neuem Fenster)

Die taz portraitiert den Fall von Gisa März, die wegen Fahren ohne Fahrschein sechs Monate in Haft musste. Tatsächlich ist das in Deutschland gar nicht so unüblich: Gerade Armutsbetroffene leisten häufig sogenannte Ersatzfreiheitsstrafen ab, weil sie sich die Tickets für die Öffentlichen Verkehrsmittel nicht leisten können, aber auch natürlich die Strafen beim Erwischtwerden nicht zahlen können. Damit werden Armutsbetroffene durch den Staat aktiv für ihre Armut bestraft. In meinem Buch greife ich das Thema auch auf, weil es ein klassisches Beispiel dafür ist, wie ungleich unser Rechtssystem arme und nicht-arme Menschen behandelt.

Aktuell höre ich rauf und runter

Und weil ich wieder einmal gelernt habe, wie viel Platz Musik in meinem Leben eigentlich braucht, damit ich mit mir selbst besser zurecht komme, bekommt ihr ab sofort in jedem Newsletter ein paar Song-Empfehlungen. Ich weiß, not everybody’s cup of tea, aber vielleicht triffts ja zumindest einige Geschmäcker.

Just won’t die von Halocene

https://open.spotify.com/intl-de/track/2iJkvASdFVlu35SfurGj9z?si=b5e99d7274684eec (Öffnet in neuem Fenster)

Bad Blood von SETYOURSAILS

https://open.spotify.com/intl-de/track/6ohAgol7RzLZAkbGwycTkg?si=d9cc5ed1964d4340 (Öffnet in neuem Fenster)

Lately, auch von SETYOURSAILS

https://open.spotify.com/intl-de/track/0AC1yTsq1EwkiGTr7x1c1W?si=56d7ae8b2ef84193 (Öffnet in neuem Fenster)

Wünsche für den Newsletter?

Dann einfach auf diese E-Mail antworten! :) Und natürlich freu ich mich über neue Mitglieder - empfehlt mich also fleißig weiter!

xoxo, eure Celsy

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