Wenn aus einer Geschichte…
… Kunst entsteht.
Inca-Larah Hooff (Öffnet in neuem Fenster) durfte ich vor einigen Jahren dank ihrem bezaubernden Podenco Buben kennenlernen. Sie ist für mich einer der Menschen, die Spuren im Herzen hinterlassen. Ihre Werke sind in meinen Augen wunderschön tiefgründig und laden dazu ein Emotionen herauszufühlen.
Deswegen hab ich mich ganz besonders darüber gefreut, als Inca mich dieses Frühjahr gefragt hat, ob ich eine Geschichte für sie hätte - eine Geschichte, die ich erlebt habe. Im Rahmen der Kunstnacht Kempten sollte eine Ausstellung von ihr zum Thema “Die Kunst der Begegnung zwischen Mensch und Tier” entstehen; dafür suchte sie nach Menschen & ihren besonderen Begegnungsgeschichten mit Tieren und das Ganze noch mit der großartigen Message, dass man Tieren bedürfnisorientiert und respektvoll begegnen kann.
Die Ausstellung fand mittlerweile statt und das Bild, welches Inca (Öffnet in neuem Fenster) rein nur anhand meines kleinen Textes angefertigt hat, hat mich wirklich sprachlos gemacht. Alle Emotionen, die ich in meiner Erzählung festhalten wollte - die ich damals selbst wahrnehmen konnte - spiegeln sich in diesem Kunstwerk wider.
Lass das Bild gerne auf dich wirken und horch in dich hinein, was du herausfühlen kannst, bevor du weiterliest.
Nun möchte ich den Text, den ich Inca (Öffnet in neuem Fenster) geschickt habe, auch gerne mit dir teilen.
Meine Geschichte…
Da steh ich nun; in einer Küche, die klein, düster und erdrückend ist. Auf der Fensterbank quillt ein Aschenbecher über; daneben stehen leere Bierflaschen. Es ist vormittags an irgendeinem Wochentag. Im Hintergrund bellt irgendwo bedrohlich und gleichzeitig verzweifelt klingend ein Hund. Vor mir steht ein Mann, der mich verächtlich anschaut. Er glaubt nicht, dass ich ihm helfen kann. Er muss mit mir arbeiten, weil ein Tierschutzverein mich darum gebeten hat, seinen Hund einzuschätzen. Der Mann möchte Hilfe für seinen Hund. Der Mann hätte aber wohl lieber einen richtigen Kerl als Hundetrainer; einer, der seinem Hund Manieren beibringt und ihm klar macht, dass er in der Rangordnung ganz unten steht. Nicht mich… und in diesem Moment wäre ich am liebsten auch gar nicht hier.
Auf meine Aufforderung verschwindet der Mann kurz und kommt dann mit seinem Hund, der tobt und fletscht, zurück. Er hält ihn am Halsband fest. Einen kurzen Moment halte ich inne, dann sage ich zu dem Mann, er solle seinen Hund loslassen, so dass dieser an mir schnüffeln kann. Ich muss das sehr laut sagen, um das Bellen des Hundes zu übertönen. Der Mann schaut mich an, als ob ich von allen guten Geistern verlassen wäre. Mindestens dreimal fragt er mich, ob ich mir sicher bin und betont, dass ich dann für alles, was passiert, die alleinige Verantwortung tragen würde. Ich bejahe jedes Mal mit noch mehr Überzeugung in der Stimme.
Er sieht nur einen wütenden Hund, der gefährlich für andere werden kann und bei dem die üblichen aversiven Maßnahmen nicht fruchten.
Ich sehe einen Hund, der laut sein muss, weil er nicht gesehen wird. Einen Hund, der gelernt hat, Menschen auf Abstand zu halten, weil es sonst sehr schmerzhaft für ihn werden kann. Einen Hund, der bisher sehr ambivalent seitens seiner Bezugsperson behandelt wurde; dem es an Strukturen und Routinen im Alltag fehlt. Einen kleinen, unsicheren Kerl im Körper eines Riesen, der noch gar nicht richtig erwachsen ist und reifen durfte, wie es ein Hund eigentlich bräuchte.
Unverstanden. Ungesehen. Misshandelt.
Aus Unwissenheit und aufgrund alter Erziehungsratschlägen, die keinem Lebewesen der Welt zuteilwerden sollten.
Er kommt also auf mich zugestürmt; der große Hund. Immer noch wütend bellend und zähnefletschend. Ich atme ganz ruhig, schließe kurz die Augen, flüstere sanft liebevolle Begrüßungsworte. Ich weiß, dass mir nichts passiert, solange ich dem Bub nicht das Gefühl gebe, ihn zu bedrohen; solange ich mich höflich und mit Bedacht bewege. Zunächst stehe ich ganz still. Merke, wie die Spannung aus dem Hundekörper langsam weicht. Er ist jetzt leise; noch immer misstrauisch, aber auch neugierig. Er schnüffelt an mir, sein Körper wird weicher. Ich spreche leise mit ihm, lasse aber meinen Blick noch abgewandt und wage es nicht meine Hände, geschweige denn Arme oder Beine zu bewegen. Das ist der Anfang unserer Freundschaft.
Einige Minuten später sitze ich am Küchentisch. Der Bub neben mir und schmiegt seinen Kopf in meine Hand. Ich darf ihn streicheln; ich darf mich bewegen. Herrchen ist jetzt auch überzeugt, dass ich ihm helfen kann.
Innerlich sehe ich den steinigen Weg, der vor uns liegt. Ein langer Weg… denn das, was ich in dem Hund sehe und spüre, nehmen andere gar nicht wahr.
Das hat nichts mit Zauberei zu tun. Hunde als eigenständige Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen annehmen, ihnen gegenüber Empathie empfinden können, die eigene Lerngeschichte hinterfragen und es besser machen wollen - das ist der Schlüssel.
Meine Geschichte, die ich so vor einigen Jahren tatsächlich erlebt habe und wohl nie vergessen werde. Aus Datenschutzgründen möchte ich nicht weiter darauf eingehen, wie genau die Geschichte für den Hund weiterging. So viel kann ich sagen: wir haben uns noch öfter gesehen und konnten tolle Erfolge verbuchen.
Liebe Inca (Öffnet in neuem Fenster) ich danke dir, dass du meiner Geschichte im Rahmen deiner Ausstellung einen Platz gegeben hast und bin ganz gerührt, was du daraus gemacht hast! Ganz, ganz großartig!
Wenn du gerne mehr über Inca erfahren und sehen möchtest, dann hab ich hier noch den Link zu ihrer Homepage für dich https://www.atelier-initschka.de/ (Öffnet in neuem Fenster)
Bei dir möchte ich mich auch bedanken, dass du meinen Text gelesen hast und mir somit auf mindestens einem Social Media Kanal folgst bzw. dich in meiner Newsletter Liste eingetragen hast! Das hilft mir mit Reichweite und somit natürlich auch anderen Mensch-Hund-Teams, die gerade auf der Suche nach Unterstützung sind und vielleicht genau meine Art und Weise der Betreuung brauchen. Dankeschön!
Jetzt kommt der Teil, der mir nicht so liegt, aber leider kann auch ich mich nicht nur von Luft & Liebe ernähren. Deswegen folgt jetzt gleich ein Link über den du zu meiner Steady Seite kommst und wenn du möchtest, kannst du mich dort mit einer Mitgliedschaft oder einmaligen Zahlung unterstützen.
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Nun wünsche ich dir und deinen Lieben ein wunderschönes Wochenende!
Liebe Grüße Nadine