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Im letzten Moment

Ich bin frisch im Rollstuhl. Vor der Fähre in Meersburg nach Konstanz möchte ich gemeinsam mit meiner Frau auf der Fähre rüber ins Krankenhaus. Hunderte Reisende überall. Ich muss dringend aufs Klo – verdammt.

Es gibt eine Behindertentoilette, aber die ist verschlossen. Das Dienstpersonal hat keinen Schlüssel, weiß von nichts. Was tun? Ich versuche, es zu halten. Keine Chance.

Also schiebt mich meine Frau vor die normalen Toiletten und versucht mich rauszuwuchten. Wir keuchen beide, es kostet alle Kraft, mich die Meter zu den Toiletten auf die normale Toilettenschüssel zu setzen. Dann wieder von der tiefen Toilettenschüssel in den Rollstuhl.

Keiner hilft, viele fühlen sich gestört, viele schauen aktiv weg, drücken sich vorbei. Rollstuhl ist draußen, da muss ich hin. Ich bin mit vollem Gewicht auf meine Frau gestützt, sie schnauft immer heftiger, kann mich kaum halten. Alle schauen nur blöd.

Von Weitem sieht das eine Gruppe offensichtlicher Asylanten. Zwei kommen herbei gespurtet und nehmen meiner zusammenbrechenden Frau mich gerade noch im letzten Moment ab. Alle anderen schauen noch blöder.

Die beiden heben mich zu und in meinem Rollstuhl, rollen mich zu unserem Auto und rein. Meine Frau und ich schwer atmend. Ich möchte Geld anbieten, sie lehnen vehement ab.

Das werde ich niemals vergessen.

– Thomas

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