#DerApothekerInformiert - Teil 455

Warum Melatonin ausnahmslos verschreibungspflichtig ist

Wirft man einen Blick in die Anlage 1 der Arzneimittelverschreibungsverordnung, findet man dort alle in Deutschland verschreibungspflichtigen Arzneimittel und unter welchen Bedingungen sie nicht verschreibungspflichtig sind.

Sucht man nach Melatonin, findet man es dort aufgelistet. 

Das heißt: Melatonin ist verschreibungspflichtig.

Schaut man, unter welchen Bedingungen Melatonin nicht verschreibungspflichtig ist, findet man keine. 

Das heißt: Melatonin ist ausnahmslos verschreibungspflichtig.

Es gibt daher auch kein rein apothekenpflichtiges Melatonin-Präparat. Kann es nicht, es ist ja ausnahmslos verschreibungspflichtig.

Warum bekommt man dann Melatonin sogar im Supermarkt hinterhergeworfen? 

Ein Hormon, das für zahlreiche Funktionen im Körper verantwortlich ist und über das wir noch nicht mal alles wissen. 

Ein Hormon, dessen Wirkung bei Menschen, die nicht unter einem Melatoninmangel leiden, noch nicht mal erwiesen ist.

Ein Hormon, durch dessen Einnahme es zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Aggressivität, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, plötzliche Schlafattacken, aber auch zu Albträumen kommen kann.

Also warum? Und das auch noch ganz ohne Rezept. Und ohne Beratung.

Der Grund dafür ist, dass Melatonin zum Teil eben auch in Lebensmitteln enthalten ist.

Möchte man seinem Körper 0,1 Milligramm Melatonin zuführen, kann man zum Beispiel 1000 Kilogramm Gurken oder 200 Kilogramm Bananen essen.

Diese Tatsache führt dazu, dass die Hersteller, die Melatonin verkaufen, es einfach als Nahrungsergänzungsmittel deklarieren.

Diese Nahrungsergänzungsmittel dürfen sogar mehr Melatonin enthalten als die verschreibungspflichtigen Arzneimittel. 

Ergibt das Sinn? Nicht wirklich.

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