Moin zusammen!
Es ist geschafft. Nach zwei etwas abstrakteren Essays gibt es heute drei ganz praktische Tool-Tipps. Vielleicht habt ihr euch ja die Anregungen in der zweiten Ausgaben zum Bändigen des Informstionsstroms zu Herzen genommen und euch ein wenig überlegt, wie so ein System für euch aussehen könnte.
Heute möchte ich euch eine Technologie und zwei Tools vorstellen, die in meinem Workflow eine ganz zentrale Rolle spielen:
das zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geratene RSS,
den RSS-Reader Inoreader (Öffnet in neuem Fenster) und
das Read-Later-Tool Instapaper (Öffnet in neuem Fenster).
RSS und Inoreader helfen mir in erster Linie bei der zweiten Frage aus dem letzten Newsletter (Öffnet in neuem Fenster) - Wie kommen die Artikel aus diesen Quellen zu mir?- und Instapaper bei der dritten und vierten - Wie sichere ich Texte, die an mir vorbei strömen? bzw. Wie lese ich die Texte und sichere das, was ich aus ihnen lerne?.
Wie immer freue ich mich über eure Rückmeldungen und diesmal ganz besonders über Hinweise zu anderen Tools, die euch in diesem Zusammenhang helfen. Und natürlich über Rückmeldungen und Wünsche zum Newletter (mail@nilsmueller.info (Öffnet in neuem Fenster)) oder wenn ihr ihn an Freund*innen und Bekannte weiterempfehlt.
RSS
In der letzten Ausgabe dieses Newsletters habe ich euch ja schon gezeigt, warum ich Twitter und ähnliche soziale Streams als Quellen für interessante Texte und Gedanken höchstens als Ergänzung sinnvoll finde. Daher habe ich vorgeschlagen, einzelnen Quellen systematisch zu folgen. Also so, dass ich jeden Artikel von ihnen zumindest mitbekomme und mich dann bewusst entscheiden kann, ob ich ihn lesen will oder nicht. Damit fallen Twitter und Co. reine als Abo-Lieferanten aber ebenso raus, weil ich eben zufällig online sein muss, wenn diese Quellen einen Tweet absetzen. Ich bin daher nach ein paar Jahren Pause kürzlich wieder zu den klassischen RSS-Feeds zurückgekehrt.
Twitter nutzt eine Push-Logik, nach der der Sender einer Nachricht bestimmt, wann ich diese wahrnehme. Nach einigen Minuten oder vielleicht auch mal Stunden ist die Nachricht dann faktisch verschwunden. RSS basiert hingegen auf einer Pull-Logik: Neuigkeiten werden im Reader sortiert, gespeichert und können nach Schlagwörtern oder anderen Kriterien gefiltert werden. Ich kann die Texte lesen und die Videos schauen, wenn ich Zeit und Muße dafür habe, und dann angemessen reagieren.
Um RSS nutzen zu können, müsst ihr nicht programmieren können oder genau verstehen, wie das Internet funktioniert. Es reicht, wenn ihr einen Browser bedienen und eine Internetadresse per Copy und Paste übertragen könnt. Das technische Grundprinzip ist einfach: Eine Webseite stellt eine Adresse zur Verfügung, unter der eine RSS-Datei abrufbar ist. In dieser Datei stehen dann in einem maschinenlesbaren Format die Informationen über die letzten 10, 20 oder 30 Artikel auf dieser Webseite. (Eine ausführlichere Einführung in RSS (Öffnet in neuem Fenster) findet ihr auf meinem Blog.)
Ihr müsst euch jetzt “nur” einen der mittlerweile wieder zahlreicheren Feedreader aussuchen, einen Account einrichten und anfangen, Feeds zu abonnieren. Dazu jetzt mehr.
Inoreader
RSS war in der frühen Zeit des Bloggens der Weg, andere Blogs zu abonnieren. Das Tool der Wahl war dabei meist der sehr beliebte Google Reader, den Google jedoch plötzlich eingestellt hatte. Das hat dem Format einen herben Dämpfer verpasst, von dem es sich bislang noch nicht wieder erholt hat. Mehr dazu, wie so ein hilfreiches Format quasi in Vergessenheit geraten konnte (Öffnet in neuem Fenster), könnt ihr auf meinem Blog lesen.
Mittlerweile gibt es glücklicherweise wieder einige Feedreader, meine persönliche Wahl ist aber vor ein paar Jahren auf Inoreader gefallen, mit dem ich immer noch glücklich und zufrieden bin. Einfach weil er gleichzeitig intuitiv zu bedienen ist und voller praktischer Funktionen steckt. Und ich nutze nur einen Bruchteil seiner Funktionen.
Abonnieren und Sortieren
Im Kern ist Inoreader eben ein Feed-Reader: Über das Browser-Plugin kann ich auf einer Webseite mit einem Klick die vorhandenen Feeds abonnieren oder ich suche mir die Adresse raus und füge sie manuell ein. So kommen alle neuen Artikel aus Blogs und anderen Online-Medien sofort zu mir und ich kann sie nach belieben durchstöbern. Dabei habe ich mir ein paar Ordner angelegt, in denen ich meine Feeds sortiere.
Inoreader kann aber nicht nur RSS-Feeds abonnieren, sondern auch Twitter-Feeds, Newsletter (nur in der Premium-Variante) und einfache Webseiten. Letzteres ist ein absolutes Knaller-Feature, weil ich auf diese Weise auch Seiten abonnieren kann, die keinen spezifischen Feed angeben. Dabei kann ich versuchen, Inoreader automatisch einen Feed erstellen zu lassen oder manuell (durch Klick oder, für Fortgeschrittene, CSS-Selektoren) angeben, wo Überschriften und Links zu finden sind.
Lesen und Verarbeiten
Man kann die gelesenen Texte im Inoreader auch weiterverarbeiten, sodass es für viele vermutlich reichen würde, dieses eine Tools für den gesamten Informationsfluss zu nutzen, wie ich ihn in der letzten Ausgabe beschrieben habe: Man kann Artikel taggen, Markierungen und Notizen machen und für gut befundene Texte auch einfach in einem eigenen Empfehlungsfeed teilen.
Für mich ist der Inoreader aber in erster Linie eine Druchgangsstation. Ich nutze ihn dazu, die Überschriften zu scannen und dann schnell zu entscheiden, ob ich einen Artikel vollständig lesen möchte. In diesem Fall bekommt er ein kleines Sternchen verpasst und die kleine Wunderwaffe IFTTT (Öffnet in neuem Fenster) schubst ihn dann zu Instapaper. Zu IFTTT komme ich in einer späteren Ausgabe, jetzt mehr zu Instapaper:
Instapaper
Getreu dem Motto "Für jede Aufgabe das beste Tool" nutze ich Instpaper für genau einen Zweck: zum Lesen von Artikeln. Hier bekomme ich einfach nur den Text der Artikel in einem lesefreundlichen Format auf meinem Handy ohne Werbung und ablenkendes Bling-Bling - mit Hilfe des Browser-Plugins sogar für Texte hinter einer Paywall. Auch hier kann ich Artikel in Ordnern sortieren, Markierungen machen und Notizen schreiben. Wer möchte kann sogar jede Woche alle neu hinzugefügten Artikel automatisch als E-Book exportieren und z.B. an den Kindle schicken lassen.
Instapaper ist meine universelle Inbox für alle Webtexte, die ich lesen möchte. Hier landen nicht nur die gesternten Artikel aus dem Inoreader, sondern auch Links aus gefavten Tweets und Artikel, die mir anderswo über den Weg laufen. Die lese ich dann meist auf dem Handy, mache dort meine Markierungen und wenn ich besonders gut gelaunt bin, schreibe ich auch eine Ultrakurz-Zusammenfassung in zwei oder drei Sätzen.
Dabei kommt dann die große Stärke von Instapaper ins Spiel: die Anbindung an IFTTT, mit deren Hilfe ich jede Markierung und jede Notiz automatisch exportieren und weiterverarbeiten kann. Da steckt dann aber doch einiges an Komplexität und Programmierung hinter, die ich zumindest jetzt hier nicht weiter ausführen kann. In einer späteren Ausgabe werde ich das aber bestimmt tun. Im Forum des Notiztools Obsidian habe ich das schonmal auf englisch kurz zusammengefasst (Öffnet in neuem Fenster).
Soviel dann aber erstmal zu einem ersten Einblick in meinen persönlichen Workflow. Neben den Funktionen sind mir alle genannten Tools aber auch noch aus einem anderen Grund sympathisch: RSS ist ein grundlegend offenes Format und beide Tools gehören kleinen eigenständigen Unternehmen, die sich in erster Linie über ihre Nutzer finanzieren (Freemium). So mag ich das.
Praxistipp: Adresse eines RSS-Feeds finden
Direkt anschließend an meinen langen Artikel oben hier noch ein kleiner Tipp, wie ihr die Adresse eines RSS-Feeds finden könnt, wenn auf der Seite selbst keiner explizit angegeben ist. Die Mehrzahl der Internetseiten basiert mittlerweile auf Wordpress, das in seiner Standardeinstellung für jede Index- oder Kategorienseite einen RSS-Feed ausliefert. Wenn kein Feed angegeben ist, versucht doch also einfach mal auf der Startseite oder bei der Kategorie, für die ihr euch interessiert, /feed an die Internet-Adresse anzuhängen.
Über mich
Mein Name ist Nils Müller. Ich bin promovierter Soziologe und Betriebswirt und beschäftige mich seit Jahren mit all den Dingen, die wir für “selbstverständlich” und “normal” halten; und mit Wissen. Ich habe zur alltäglichen europäischen Integration geforscht, wissenschaftliches Denken und Schreiben an Hochschulen unterrichtet und arbeite jetzt als Wissensmanager für eine Unternehmensberatung. Ich lese, schreibe, podcaste und denke. Wer mehr wissen will: nilsmueller.info (Öffnet in neuem Fenster) oder auf Twitter @Weltenkreuzer (Öffnet in neuem Fenster).