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Was in deinem Gehirn passiert, wenn du kiffst

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: über Neurotransmitter, die wie Falschfahrer unterwegs sind.

Diese Woche im Podcast: „Was im Gehirn passiert, wenn dein Herz gebrochen wird“. Jetzt auf Spotify anhören (Öffnet in neuem Fenster)!

Ich finde Atze Schröder nicht lustig. Mit seiner blau eingefärbten Pilotenbrille und seinen künstlichen Locken wirkt er wie ein Comedian aus einer anderen Zeit. Und seine Witze auch. 

Vor ein paar Jahren aber habe ich einen Kumpel in Kiel besucht. Abends lagen wir auf seinem Sofa, wir schaufelten einen riesigen Döner in uns hinein, klickten uns durch Youtube und stolperten über ein Video von Atze Schröder. Nach ein paar Minuten mussten wir so sehr lachen, dass uns die Tränen kamen. Wir konnten uns gar nicht mehr beruhigen, das ging locker eine Stunde so. 

Die Erklärung dafür ist simpel. Atze Schröder ist nicht auf einmal doch lustig geworden und wir haben auch nicht plötzlich unseren Humor um 180 Grad gedreht. Wir haben auch nicht direkt über seine Witze gelacht, sondern darüber, wie schlecht die Witze waren und dass er damit ernsthaft auf Bühnen stehen und sein Geld verdienen kann.

Und, ach ja, wir hatten vorher gekifft. 

Die Bundesregierung scheint sich endlich geeinigt zu haben, was die Cannabis-Legalisierung angeht. Sie soll im April in Kraft treten. Es ist also höchste Zeit, sich mal genau anzuschauen, was eigentlich im Gehirn passiert, wenn wir kiffen. Warum lachen wir uns dabei oft kaputt? Warum bekommt man einen Ess-Flash? Und ist kiffen fürs erwachsene Gehirn gefährlich? All das erfahrt ihr in dieser Ausgabe.

Cannabis gelangt ziemlich schnell in die Blutbahn und damit ins Gehirn

Beamen wir uns zur Veranschaulichung mal zurück nach Kiel. Mein Kumpel und ich sitzen in seinem Wohnzimmer, er dreht einen Joint und wir rauchen ihn. Wie die meisten konsumieren auch wir getrocknete Cannabisblüten. Deren wichtigster psychoaktiver Bestandteil ist Δ9-Tetrahydrocannabinol. Klingt kompliziert, kennt man aber unter dem einfachen Namen THC. Außerdem enthält Cannabis noch Cannabidiol, besser bekannt als CBD. In Berlin spaziert man ständig an Läden vorbei, die Produkte mit CBD verkaufen. 

Cannabis gelangt sehr schnell in unsere Blutbahn. Innerhalb von 30 Sekunden kommt es ins Gehirn. Und innerhalb von 30 bis 60 Minuten erreicht es seine höchsten Konzentrationen und seine biologischen Wirkungen erreichen ihren Höhepunkt. Die Wirkung hält in der Regel zwischen drei bis vier Stunden an, wobei es je nach individuellem Stoffwechsel gewisse Schwankungen gibt.

Um zu verstehen, was Cannabis in diesen drei bis vier Stunden in unserem Gehirn so macht, ist eine Erkenntnis wichtig: Wie unsere Nervenzellen miteinander kommunizieren, bestimmt so ziemlich über alles, was wir als Menschen können. Ganz generell, aber auch sehr konkret, wenn wir gerade gekifft haben.

Unser Gehirn produziert auch selbst Cannabis

Unsere Neuronen können entweder erregt werden – oder gehemmt. Erregte Neuronen sorgen dafür, dass ein elektrisches Signal wahrscheinlich auch im nächsten Neuron auftritt. Vereinfacht gesagt: dass es der nächsten Nervenzelle Bescheid sagt.

Gehemmte Neuronen machen genau das Gegenteil: kommt ein Signal, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Nervenzelle aktiviert wird. Die Balance zwischen dieser Erregung und Hemmung ist wichtig, auch da: für so ziemlich alles, was uns ausmacht.

Ein Großteil dieser Balance hängt von Neurotransmittern ab. Das sind chemische Botenstoffe, die Signale zwischen den Gehirnzellen übertragen und so Informationen durch den Körper schicken. Und damit sind wir zurück bei Cannabis.

Cannabis wirkt auf das körpereigene Cannabinoid-System ein. Dieses System hat Rezeptoren, die über das ganze Gehirn verteilt sind. Unser Gehirn produziert praktisch körpereigenes Cannabis, sogenannte Endocannabinoide.

Diese Endocannabinoide – und auch Cannabis – haben zwei Besonderheiten, die sie von den meisten anderen Neurotransmittern unterscheiden. Diese Besonderheiten erklären, warum man nach dem Kiffen an einem Tag einpennt und sich am anderen Tag plötzlich total gut konzentrieren kann. Und auch, warum man so oft unbändigen Appetit bekommt, wenn man kifft. 

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