Was disziplinierte Menschen gemeinsam haben
Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute, in Teil 3 meiner Selbstkontrolle-Serie, geht´s darum, was disziplinierte Menschen von anderen (z.B. mir) unterscheidet.
Ich liebe Rotkohl. Für mich fühlt sich Rotkohlessen immer nach Zuhause an, obwohl ich erst in meinen Zwanzigern auf den Geschmack gekommen bin. Das Gute: Rokohl ist gesund. Ich liebe allerdings auch Klöße, Lebkuchen, Schokolade (Nougat!), Weingummi und abends ein gutes Glas Wein oder ein, zwei Bier.
Und weil Weihnachten vor der Tür steht, schreibe ich diese Serie über Selbstkontrolle vielleicht nicht nur für euch, sondern auch ein bisschen für mich. Heute geht´s um die zwei vielleicht wichtigsten Fragen. 1. Was genau passiert im Gehirn, wenn wir unsere Impulse unterdrücken? Und 2. Was haben Menschen gemeinsam, die besser darin sind als andere?
Das ist die Selbstkontroll-Region in deinem Kopf
Nochmal zur Erinnerung, was Selbstkontrolle überhaupt ist: Es ist der Konflikt zwischen einem übergeordneten und einem untergeordneten Ziel, zwischen dem Vorsatz, sich gesund zu ernähren (übergeordnetes Ziel) und dem fetten, cremigen Eis, das dein:e Partner:in mitgebracht hat (untergeordnetes Ziel: Genuss!).
In Teil 1 der Serie (Öffnet in neuem Fenster) habe ich euch schon von Studien erzählt, die zeigen: Selbstkontrolle hängt oftmals gar nicht so sehr von euch selbst ab, sondern auch von den äußeren Umständen. Manchmal sind sie banal, ihr erinnert euch: Hängt ein Poster mit zwei Augen in der Kaffeeküche, werfen wir mehr Geld in die Kaffeekasse als bei anderen Postern. Oder sollen sich Kinder nur ein (!) Teil Süßigkeiten aus einer Schüssel nehmen, macht ein Spiegel hinter der Schüssel es für die Kinder fünfmal unwahrscheinlicher, sich mehrere Teile zu nehmen (obwohl kein Erwachsener sie beobachtet).
All diese Studien und all die verschiedenen Szenarien, in denen wir unsere Impulse unterdrücken, scheinen sehr verschieden zu sein. Sie fühlen sich auch anders an. Oft sind es persönliche Entscheidungen, die nur mich betreffen (esse ich jetzt wirklich noch eine Ritter-Sport-Schokolade?), manchmal sind es Entscheidungen, die viele andere Menschen betreffen (Hallo, Corona!).
Im Gehirn passieren dabei enorm viele Dinge gleichzeitig, aber eine Sache haben fast alle Szenarien, in denen wir uns selbst kontrollieren bzw. unsere Impulse unterdrücken gemeinsam: Der rVLPFC ist aktiv.
VLPFC steht für Ventrolateral Prefrontal Cortex, das r ganz vorn steht für rechts. Im präfrontalen Kortex passiert eine große Menge von dem, was wir meinen, wenn wir von menschlicher Intelligenz oder Kognition reden. Wo genau diese Region liegt? Wenn du jemandem einen Vogel zeigst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du ihm eigentlich den rVLPFC zeigst. Auf diesem Bild sind drei Subregionen des VLPFC eingezeichnet:
Der rVLPFC ist die einzige Region, die in der rechten Hirnhälfte größer ist als in der linken. Allerdings nicht schon als Kind, sondern erst, wenn wir erwachsen werden – und sich unsere Fähigkeit zur Selbstkontrolle nochmal deutlich verstärkt.
Der für mich spannendste Zusammenhang ist dieser: Wenn man sich ein Bild von sich selbst anschaut, ist die aktivste Gehirnregion ebenfalls der rVLPFC. Beim Betrachten des Bildes wirst du daran erinnert, wie du auf die Außenwelt wirkst. Und genau die Region wird aktiviert, die für Selbstkontrolle und Einhaltung der sozialen Normen verantwortlich ist. Plötzlich ergeben die Ergebnisse der Studien genannten Sinn. Es geht nicht nur um uns selbst, sondern auch darum, wie wir von anderen wahrgenommen werden (wollen). Beides scheint im Gehirn eng zusammen zu hängen.
Was disziplinierte Menschen gemeinsam haben
Bleibt die Frage, warum manche Menschen besser darin sind, ihre langfristigen Ziele zu verfolgen. Auf Weihnachts-Deutsch: Warum Manche es schaffen, an den Feiertagen jeden Morgen joggen zu gehen, während andere gerade so den Weg vom Bett auf die Couch schaffen (will jetzt keine Namen nennen).
Ich habe einen kleinen Berg Übersichtsstudien durchgelesen, um Antworten zu finden. Und es gibt ein paar Hinweise:
Um weiterlesen zu können, musst du ein Echtes Brain werden. Echte Brains unterstützen diesen Newsletter, damit ich ihn auch weiterhin schreiben kann.
Echtes Brain werden (Öffnet in neuem Fenster)
Bereits Mitglied? Anmelden (Öffnet in neuem Fenster)