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Wie der Regenbogen auf die Flagge kam 

Die Regenbogenflagge ist seit 45 Jahren das Symbol der LGBTQ+-Community. Aber wieso eigentlich?

Der Regenbogen (Öffnet in neuem Fenster)symbolisiert den Kampf um Akzeptanz und Gleichberechtigung. Vor allem ist er ein selbst gewähltes Symbol, das mit Stolz getragen wird. Zuvor nutzen Nationalsozialisten den rosa Winkel (Öffnet in neuem Fenster), ein Zeichen der Unterdrückung und Entmenschlichung.  

Intersex inklusive Pride Flagge

Um auch Erfahrungen von Menschen aus der BIPoc Community sichtbar zu machen, wurden 2017 braune und schwarze Streifen zur Flagge hinzugefügt. Die Notwendigkeit von Repräsentation beschränkt sich nicht nur auf die LGBTQ-Community. 

BIPoc ist eine Selbstbezeichnung (Öffnet in neuem Fenster)von Schwarzen, Indigenen und People of Color, kurz: rassistisch diskriminierten Menschen. Die braunen und schwarzen Streifen sind also ein Symbol für die intersektionale Perspektive. Intersektionalität (Öffnet in neuem Fenster) bezeichnet das gleichzeitige Wirken unterschiedlicher Unterdrückungsmechanismen.  

Ein Jahr später, 2018, kamen die Farben der Transgender-Community hinzu: rosa, blau und weiß. Die gelbe Fläche mit dem lila Kreis wiederum repräsentiert Inter*Personen. Die Farben sind absichtlich gewählt, denn gelb und lila sind im Gegensatz zu rosa und blau nicht binär-geschlechtlich konnotiert.   

Eine Meile Regenbogen

Das Design der Regenbogenflagge kommt aus den USA. Harvey Milk, der erste offen schwule US-Politiker und Bürgerrechtler, gab sie 1978 in Auftrag. Er wurde noch im selben Jahr von einem politischen Rivalen ermordet (Öffnet in neuem Fenster). Der Künstler und Aktivist Gilbert Baker entwarf die Flagge und wählte den Regenbogen als Zeichen der Hoffnung.

Vereinzelt gibt es Verweise auf die Flagge der italienischen Friedensbewegung aus dem 1960ern, die aber auch bei Demos von und mit Querdenker:innen zum Einsatz kam. Mal werden dort Flaggen zerrissen (Öffnet in neuem Fenster), mal mit Hintergedanken (Öffnet in neuem Fenster)angeeignet. Manchen Berichten zufolge kam Baker die Idee zur Regenbogenflagge auf einem LSD-Trip, andere Quellen ordnen den Farben der Flagge von 1978, die noch acht Farben hatte, jeweils unterschiedliche Bedeutungen (Öffnet in neuem Fenster)zu.

Schon 1969 wehten Regenbogenflaggen bei der Beerdigung von Judy Garland als Homage an Over the Rainbow (Öffnet in neuem Fenster). Anlässlich des 25. Jahrestags der Stonewall-Aufstände (Öffnet in neuem Fenster) (eine Aufarbeitung in Podcast-Form gibt es z.B. hier (Öffnet in neuem Fenster)) fertigte Baker 1994 die bis dahin größte Flagge der Welt an: eine Meile Regenbogen.  

Stonewall Inn in der Christopher Street

(Stonewall Inn in der Christopher Street, Larry Morris, NYT)

Jetzt mag man sich fragen: Wozu? 

Weil Flagge zeigen wichtig ist. Weil es wichtig ist, LGBTQ-Themen wortwörtlich sichtbar zu machen. Um zu erkennen, wie wichtig selbstverständliche Solidarität ist, muss man nicht erst auf Länder blicken (Öffnet in neuem Fenster), in denen Homosexualität und Transidentität verboten sind.  Queerfeindlichkeit scheint für manche irrelevant, bedeutet für queere Menschen aber eine Bedrohung ihrer Existenz (Öffnet in neuem Fenster). Gerade deshalb ist es für Nicht-Betroffene wichtig solidarisch zu sein. 

Ein Transparenz-Hinweis

Steady ermutigt aktuell Creator:innen ihre Preise zu erhöhen, um sie der Inflation anzugleichen. Macht man das nicht, nimmt Steady automatisch eine Erhöhung um 20% vor. Dem müssen Mitglieder natürlich erst zustimmen.

Ich habe mich dagegen entschieden meine Preise zu erhöhen. Bei allen anderen unterstütze ich das zu 100%. Im Gegensatz zu vielen anderen Creator:innen plane ich (erstmal) nicht meine gesamte freie Arbeit über Steady zu finanzieren. Für meine nicht-wissenschaftlichen Texte und einige Podcasts werde ich von den jeweiligen Herausgeber:innen bezahlt.

Dieser Newsletter und z.B. auch Lost Levels sind unbezahlte Hobbies und funktionieren genau so auch gerade sehr gut. Überhaupt ein Paket anzubieten, stand bei der Gründung des Mini-Newsletters noch gar nicht im Raum. Ich sehe das aktuelle Paket also als Bonus: für dich und für mich.

Bisher habe ich zwei Bonus-Texte veröffentlicht. Beide gab es schon vor Jahren an anderen Stellen, dort sind sie aber nicht mehr zugänglich. Hier (Öffnet in neuem Fenster)habe ich über Walden geschrieben, den wichtigen amerikanischen Text und das Videospiel. Hier (Öffnet in neuem Fenster)habe ich einen Reiseführer nach Silent Hill gelarpt.

Das mag sich alles ändern. Wer weiß, wohin mich und uns dieser Newsletter treibt. Wer unterstützen mag, kann das auch vielfältige Weise tun. Mit einer Mitgliedschaft, Kaffee (Öffnet in neuem Fenster)oder durch Weitersagen. So oder so: Danke!

Keine Pranger, nur Schreibtische

Welcoming Out (Öffnet in neuem Fenster) ermutigt Unternehmen explizit eine Atmosphäre zu schaffen, die von Akzeptanz und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Die Charta der Vielfalt (Öffnet in neuem Fenster) will das Thema im Namen des Fachkräftemangels voran bringen und Unternehmen mit Angeboten unterstützen.

Daten zeigen, wie wichtig solche Kampagnen im Arbeitsumfeld sind: Die Zahl der Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat im letzten Jahr einen Rekordwert (Öffnet in neuem Fenster) erreicht. Der durchschnittliche Diversitäts-Index (Öffnet in neuem Fenster) in Vorständen der DAX 30-Unternehmen liegt nur bei 0,44 (0 = keine Diversität bis 1 = vollkommene Diversität). Der Gender Pay Gap (Öffnet in neuem Fenster) lag laut Statistischem Bundesamt letztes Jahr immer noch bei 18%. Das Inklusionsbarometer Arbeit (Öffnet in neuem Fenster) der Aktion Mensch zeigt im Vergleich zu 2017 eine Verschlechterung. Umfragen unter LGBT-Beschäftigten (Öffnet in neuem Fenster) in Deutschland 2017 ergaben, dass jede vierte Trans-Person schon einmal arbeitsplatzrelevante Diskriminierung erlebt hat.  

Büro mit vielen Schreibtischen

(Foto von Adolfo Félix (Öffnet in neuem Fenster) auf Unsplash (Öffnet in neuem Fenster))

Darauf aufmerksam zu machen und Veränderung anzustreben, darf nicht allein Aufgabe von Betroffenen sein. Gleichzeitig können Nicht-Betroffene oft nur schwer nachempfinden, wie diskriminierende Systeme den Alltag beeinflussen. Bin ich zum Beispiel die Richtige euch das hier zu schreiben? Darauf weiß ich keine abschließende Antwort. Dieser Mini-Newsletter ist jetzt jedenfalls im Internet.

Meme der Woche

Wenn ich exakt dasselbe Meme über Monate, wenn nicht sogar Jahre, immer wieder in meinen Feeds sehe, muss es relevant sein. Ich meine nicht Variationen eines Templates, sondern exakt dasselbe Meme. Dieses hier hat es damit in meine Hall of Meme-Fame geschafft.

Der ökologische Fußabdruck (Öffnet in neuem Fenster) wurde vom Erdöl-Konzern BP groß gemacht. Gleichzeitig suggeriert er, dass jede und jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Welt zu retten. Zum Beispiel mit der Verwendung von Strohhalmen aus Pappe statt Plastik. Wir alle haben dieses eine Video gesehen, in dem einer einen Strohhalm aus der Nase einer Schildkröte gezogen hat.

Es gibt Rechner im Internet, mit denen man seinen ganz persönlichen CO2-Fußabdruck berechnen kann. Im Anschluss erhält man Tipps, wie man ihn verringern kann. Weniger fliegen, weniger wegschmeißen, klüger heizen. Als wäre das Individuum in seiner 3-Zimmer-Wohnung, das sich alle zwei Jahre eine Reise nach Mallorca oder an die Ostsee gönnt und beim Picknick schonmal Einweggeschirr benutzt hat, Schuld an der Klimakrise.

Wenn Konzerne green-washing betreiben und weiterhin ihren Schmutz in die Atmosphäre pumpen, scheint meine Bambuszahnbürste sinnlos. Wenn Superreiche von Hamburg nach Sylt in einem Privatjet (Öffnet in neuem Fenster) fliegen, frage ich mich, wieso ich meine Limo durch nasses Papier trinke.

Die Strg F-Reportage zu den Superreichen ging die letzten Wochen mega steil. Was natürlich den Protagonist:innen zu verdanken ist, die unsympathisch-unreflektiert, unsympathisch-ignorant oder unsympathisch-cringe wirken. Ich erinnere mich an die Bengel, aber nur entfernt an die Statistiken und Zahlen. Der Kampf ums Klima wird immer persönlicher.

Natürlich bringt es etwas seinen eigenen Konsum zu reflektieren. Darauf zu achten, wo die Dinge herkommen, sie mehrfach zu benutzen, 2nd hand zu kaufen, zu reparieren, selbst anzupflanzen und so weiter. Aber es würde mehr bringen, wenn innerdeutsche Flüge verboten würden. Zum Beispiel. Die Listen an wissenschaftlich belegten Forderungen ist ja lang.

Trotzdem bleibt da dieser Beigeschmack. Pessimismus, wenn man so möchte. Alles ist ein Dilemma, die Welt geprägt von Zwiespalt. Soll ich oder soll ich nicht? Bringt es was, wenn ich es mache, ist es egal, wenn ich es nicht mache? Was uns wieder zu meinem Gedanken von eben bringt: erstmal machen, darüber reden und Probleme präsent machen. Das ist Schritt 1.

Danke

Wie immer gilt mein Dank allen Leser:innen des Mini-Newsletters. Das ist ab jetzt sein richtiger Name, da schien Verwirrung zu herrschen.

Wer diesen Newsletter im E-Mail Postfach der Wahl lesen möchte, kann sich mit einem Klick kostenlos anmelden.

Wir lesen uns an genau dieser Stelle bald wieder.

Stay safe!

Christina

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