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Ich hab vergessen, wie man spielt.

Es passiert nicht selten am Abend, dass mein mittleres Kind um seine Schwester weint. Darum, dass sie nicht mehr da ist und dass sie zum Spielen fehlt - darum, dass wir sie nicht anfassen können, nicht hören oder sehen.
Beim letzten Mal war der Schmerz über die verblassenden Erinnerungen am größten. Und so haben wir Videos angesehen. Fotos geguckt. Von Fritzi.
Von uns allen. Von diesen beiden, die so viel Zeit gemeinsam verbracht haben, wie sie konnten.

Diesem Abend ging ein Osterferientag mit ziemlich krassem Medienkonsum voraus. Die Kinder und wir hatten einen ganzen Tag lang alle an Handys, Laptops, Tablets und der Switch gehangen, so dass ich uns am Ende des Tages nicht mehr leiden mochte, weil niemand mehr zuhören und alle nur noch brüllen konnten. Das war zu viel, da brauchte es eine Pause.
Für den nächsten Tag hatte ich einen medienfreien Tag angeordnet - ich schreibe das so, weil ich bezüglich der Mediennutzung wirklich hart dafür bin, dass Eltern ihren Kindern vertrauen dürfen, dass sie spüren, was und wie viel gut für sie ist, wenn sie damit nicht fehlende basale Bedürfnisse kompensieren und Eltern ihnen gleichzeitig den Zugang zu Medien nicht verwehren.

Während Mascha also weinend und in meinem Arm kuschelnd, Fritzivideos guckte, da sah sie mich plötzlich an und sagte, sie würde eigentlich gar nicht so gern so lange vor dem Tablet sitzen. Eigentlich sei ihr da viel zu schnell langweilig. Und bezugnehmend auf unseren medienfreien nächsten Tag fragte ich, warum sie es dennoch täte und bin jetzt noch froh um ihre ehrliche Antwort, obgleich sie noch immer weh tut.

“Ich schaue aufs Handy, weil du keine Zeit hast, Mama. Du hast den ganzen Tag mit irgendetwas zu tun, ihr beide. Niemand spielt mehr mit mir.”

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