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Manchmal fühlt es sich so an, als ob sich eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals legt. Panikattacken beginnen bei mir ganz unterschiedlich. Ein Engegefühl im Hals, Herzrasen, eine unglaubliche Unruhe. Manchmal fängt es mit extremen Schwindel an. Und dazu diese blanke Panik im Kopf, die sich wie ein Stein in einer Höhle ausbreitet und sich bis an die Wände presst, sodass es knirscht und knackt und kein vernünftiger Gedanke mehr Zutritt hat. Da ist nur Panik. Vor was auch immer.

Manchmal merke ich rechtzeitig, wenn das Angstlevel sich der Skalennummer 10 nähert und kann rechtzeitig gegensteuern: mich ablenken, jemanden anrufen, mit jemandem reden, meine Lieblingsserie gucken etc.) Manchmal kommt die Panik trotz aller Bemühungen durch. Da sind Sprüche von außen, wie : „Reiß dich doch mal zusammen“ oder „Dann sei halt stärker als die Angst.“ nicht nur nicht hilfreich, sondern auch verletzend. Betroffene tun ganz viel. Menschen, die mit/gegen Panikattacken kämpfen, wollen diese Angst am allerwenigsten spüren und tun ziemlich viel, um dem entgegenzusteuern. Manches davon ist nicht so hilfreich oder gar schädlich (Nikotin, viel Zuckerhaltiges essen,  Koffein, Alkohol). Manches hilfreich, aber manchmal wirkungslos.

Manches ist anstrengend. Vielen fällt es z.B schwer, sich anderen anzuvertrauen und jemanden in dem Moment anzurufen. Doch das wird selten gesehen, wie viel diese Überwindung schon an Kraft kostet. Oft geht dem ein minutenlanges oder stundenlanges Hin- und Her voraus. Ruf ich XY an, ruf ich nicht an? Was denkt er/sie? Könnte ich sie von was Wichtigem abhalten? Nerve ich sie? Ich habe doch vorhin erst angerufen… Tausend Gedanken /Zweifel prasseln auf einen ein, lähmen einen, verhindern für lange Zeit, dass man eine Entscheidung treffen kann.

All das sieht man von außen nicht. Diesen inneren Kampf. Diese Zweifel. Die zusätzliche Angst, eine Bürde für andere zu sein/ zu werden.

Von außen sehen viele nur, dass da jemand
– für sie – unbegründet Angst hat. Doch es spielt keine Rolle, ob Angst begründet ist oder nicht. Sie ist da und geht ziemlich oft ziemlich lange nicht weg, kommt ständig zurück, bleibt manchmal auch als Dauergast, der sich ab und zu ins Hinterzimmer verzieht und ruhiger ist, dann wieder nach vorne poltert und einem alle Fehler aufzählt, die man in den vergangenen Tagen gemacht hat, oder etwas von seinem pessimistischem Gedankengut ablädt.

Angstzustände lassen Alltäglichkeiten zur Herausforderungen werden. Worüber sich die meisten Menschen keine Gedanken machen (z.B Bus fahren, mit jemand Fremdes telefonieren, allein sein, bestimmte Lebensmittelessen, essen generell etc.) ist für Menschen mit Angsterkrankungen ein täglicher Kampf, der unsichtbar bleibt. Gesehen wird nur Schwäche, aber nicht die Stärke, die nötig ist, jeden Tag aufzustehen und wieder gegen seine Ängste anzukämpfen.

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