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Jeden Morgen neu

Manchmal komme ich mir alt vor. Naja, jedenfalls älter als mancher im Beruf aktivere jüngere Zeitgenosse. Qualität war so ein Begriff im Journalismus, man versuchte gut zu recherchieren, Fakten zu prüfen und nochmals zu prüfen. In der schnellen Online-Gesellschaft scheint das nicht mehr zu gehen, Faktencheck ist Luxus. Ansonsten wird jedes Gerücht herausgeplärrt und jede These gleich als feststehende Tatsache eingeordnet, nur um am nächsten Tag wieder durch eine neue, konträre These ad absurdum geführt zu werden. Was machen Politiker, die immer auf ihre vermeintliche Beliebtheit schielen? Sie rennen jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, blind hinterher. 

Neulich beklagte sich einer, wir lebten in einer halbgebildeten, hedonistisch verwöhnten Gesellschaft, die sich zwar über jede Spiel-Spass-Einschränkung aufregt, aber unfähig oder zu denkfaul ist, unschädlichere Alternativen zu finden. Wir handeln zwar global, leben gut vom Export, wollen aber von den Problemen der restlichen, meist ärmeren, Welt möglichst nicht belästigt werden. Menschen, die vor Unterdrückung, Krieg und Hunger fliehen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, werden hochnäsig als Wirtschaftsflüchtlinge, diffamiert. Es sind aber Menschen und wir sind keinen Deut besser als sie. 

Ein erheblicher Teil der Gesellschaft ist leider nicht besonders lernfähig. Da redet man sich den Mund fusselig und bettelt geradezu darum, doch zweimal hinzuschauen und auch zu differenzieren. Oft vergeblich. Zu oft. Mich macht das mittlerweile oft hoffnungslos. Dennoch darf man nicht aufgeben. Also am Morgen neu.

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Geile Spendenmarathons

Jedes Jahr wieder kommt der coole Weihnachtsmann. Ich meine, es bricht die Flut der Weihnachtsspendenwerbebriefe über uns herein. Ich spende ja gerne sinnvoll. Aber es lohnt sich oft ein zweiter Blick. Das macht mich bei manchen Vereinen lustlos, wenn der Hochglanz-Spendenaufruf mit z.B. zu vielen kleinen Geschenken daherkommt. Immerhin wird das Zeug millionenfach produziert und verschickt. Das kostet erst mal sehr viel Geld. Spendengeld. Mittlerweile kann man sich ja zum Charity-Marketing-Fachmann/frau ausbilden lassen. 

Diese ach so smarten Typen hauen dann dutzendweise übertriebene Kampagnen heraus und quatschen dummdreist von Hammer-Deals durch geile Testamente und verbrennen skrupellos einen Teil der Spendengelder. Ihre Ausrede? Weils alle machen ...  Meine Reaktion? Zu aufwändige Spendenmailings und zu plump-dümmliche Anmache werfe ich ungelesen weg.  

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War schon immer so, oder?

Als gelernter Historiker liebe ich es immer mal zurückzuschauen, um besser vorwärts zu sehen. Natürlich war früher alles nicht besser, nur eben anders, zum Teil jedenfalls. Und manches bleibt immer gleich. Wir werden ja immer wieder von Ideologien und Weltanschauungen gepeinigt. Als Besserwisser könnte man ihre lautstarken Vertreter bezeichnen. 

Gibt es da irgendwelche Übereinstimmungen?   Ja, einige. Menschliche Schwächen wurden ausgenutzt, indem man sie in Glaubensgewissheiten umarbeitete. Dabei haben alle Weltanschauungen eines gemeinsam, sie postulieren, dass alle Menschen gleich seien, egal ob vor Gott oder der Partei. 

Das ist natürlich Unsinn, wir unterliegen als Menschen so vielen unterschiedlichen Einflüssen, dass wir im Ergebnis schlicht nicht alle gleich sein können. Manchmal ähnlich, aber nie gleich. Da helfen auch Umerziehungslager und Beichtstühle nichts, wir sind und bleiben Individuen. Deshalb scheitern alle Systeme früher oder später, die versuchen, den Menschen in ein geistiges Handlungskorsett zu pressen. Der Mensch sucht trotz des teilweise unmenschlichen Drucks, sich anzupassen, Handlungs- und Denkventile und findet diese in der Regel auch irgendwie, irgendwo und irgendwann. Von Menschen gemachte Systeme sind nie von Dauer! Daran sind Weltreiche ebenso zugrunde gegangen wie Religionen. Das war schon immer so, und das wird wohl auch so bleiben. Das ist die einzige Konstante.

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Wir sind alles und nichts

Doch wer oder was oder wie sind wir? Man kann Bücher mit tausend Sätzen füllen. Oder wenige Worte schweben lassen hinüber ...

Kabul

Unkraut in Baburs Gärten,
Nadirs Mausoleum bröckelt,
Zahir Schah lächelte zittrig,
die alten Könige gehen.

Achmed stolpert blind,
Abdul fehlt die Rechte,
Soraya humpelt herbei,
die Opfer erwachen.

Staub wirbelt über
der Mohnblume im
Schatten der Moschee.
Ein Kind buchstabiert.

Meditation

Über dem Schrein
des Kaisers
zieht ein Reiher
stumme Kreise.

Die Prophezeiungen
flattern
an Gingkoästen.

Der Mönch
legt einen Stein
in den Garten
der Harmonie.

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