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Gefangen und unglücklich im Hamsterrad

Bild: Chiara Doveri

Hier auf Steady teile ich anonymisiert eure Elternfragen und meine Antworten darauf. Ich bemühe mich um einen klaren und pragmatischen, aber einfühlsamen Ton. Ich bin kein Coach und keine Psychotherapeutin und würde euch bei entsprechenden Fragen bitten, Fachpersonal zu konsultieren. Wenn es bei euch im Alltag an kleinen Dingen hakt und ihr gern meine Einschätzung hättet, schreibt mir gern an anna [punkt] brachetti [at] posteo [punkt| de.

Liebe Anna,

Bei uns läuft einfach nichts rund und ich spüre deutlich, dass sich etwas ändern muss, nur weiß ich nicht ganz in welche Richtung.

Zum einen muss sich an unserer Wohnsituation etwas ändern, aber eine neue Wohnung/ein neues Haus in der Nähe wird nicht die (Er)lösung sein. Wir sind vor etwas über 3 Jahren aus der Großstadt zurück in meine kleine Heimatstadt in gezogen. Der Hauptgrund war, dass wir uns Unterstützung mit den Kindern (jetzt 6,5 & 3,5) durch meine Familie erhofft haben. Leider fällt diese aber nicht in der Qualität und Quantität aus, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Zusätzlich dazu habe ich die Sorge, dass meine Kinder in dieser hinterwäldlichen Kleinstadt nicht die weltoffenen, toleranten und aufgeklärten Menschen werden, die ich mir wünsche. Hier wird noch jedes Klischee und Vorurteil bedient und den Kindern Rassismus und Patriarchalismus beigebracht: in der Kita heißt der rosane Stift noch Hautfarbe, im Hort wird sich am English Day als "Indianer" verkleidet, Jungs mit langen Haaren sind Mädchen, pink ist eine Mädchenfarbe, Kindererziehung und Haushalt sind Frauensache usw..

Zum anderen muss sich innerhalb unserer Kernfamilie etwas ändern. Mein Partner arbeitet in Schichten, früh und spät, an den meisten Wochenenden sogar im Teildienst von früh bis spät mit ca. 2 Stunden Pause am Nachmittag. In seiner Freizeit ist er körperlich meist sehr erschöpft und sitzt stundenlang am PC und/oder Handy. Ich selber arbeite 35 Stunden die Woche im Home Office mit flexiblen Arbeitszeiten und bin zu (gefühlt) 75% alleine für Kinder und Haushalt zuständig und das ist schon besser als noch vor 2 Jahren. Eigentlich sind mein Mann und ich ein gutes Team, zumindest können wir uns gegenseitig bei uns ausheulen und uns gemeinsam über alles mögliche unterhalten und aufregen. Nur nicht über unsere Beziehung, da macht er sofort dicht, fühlt sich angegriffen und bockt dann rum. Wir waren vor 2 Jahren schon mal zur Familienberatung, dann hörte die Therapeutin auf und das war es auch für uns. Ich mag gar nicht aufzählen, was mich alles an ihm stört und ich muss auch erwähnen, dass er sich schon gebessert hat, vor allem im Umgang mit den Kindern. Aber ich habe immer wieder Phasen, in denen ich intensiv über eine Trennung nachdenke, teilweise habe ich gedanklich schon den ganzen Hausstand unter uns aufgeteilt. Ich habe dann eine große Sehnsucht nach einem harmonischen und positiven Leben alleine mit meinen Kindern, denn mein Mann ist oft so negativ und pessimistisch. Aber andererseits sind halt noch Gefühle da und ich mag nichts vorschnell aufgeben. Zumal ich den Hauptstörfaktor in seinem Beruf/Job sehe.

Nun haben wir schon oft zusammen davon gesprochen, dass wir hier weg müssen, mindestens weg aus dem Norden/Osten, vielleichtauch ganz weg aus Deutschland. Aber so ganz ohne Rücklagen und Anlaufstellen ist das kaum möglich. Und warum sollte es woanders besser sein, wenn sein Beruf nun mal diese Bedingungen mit sich bringt?! Ich fühle mich so gefangen, wie in einem Hamsterrad und weiß nicht, wie ich aus dieser Situation rauskommen soll. Man hat doch nur 1 Leben.

Viele Grüße

Helene*

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