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Formularphobie und ADHS- Von der Angst und Unmöglichkeit Formulare und Fragebögen rechtzeitig auszufüllen

In diesem Newsletter geht es um die Formophobie oder Formularphobie
Noch nie gehört ? Sicher aber schon erlebt.


Ich bin eher durch Zufall wieder auf das Thema gestossen, weil ich mich über ein Formular geärgert habe und dann beim Prokrastinieren auf einen alten Blogbeitrag von mir zur Formularphobie (Öffnet in neuem Fenster) selber gestossen bin, aber einen darin enthaltenen Link nicht mehr weiterverfolgen konnte. Klar, mein ADHS-Gehirn wollte mehr dazu statt nun das Formular zu erledigen.



1. Definition von Formophobie / Formularphobie


Formophobie bezeichnet die Angst vor Formularen. Ersatzweise auch Fragebögen / Listen und sonstige formale Anfragen (meist in Schriftform).

Diese spezifische Phobie kann sich in einer intensiven Furcht oder starkem Unbehagen beim Gedanken an das Ausfüllen von Formularen, Anträgen oder ähnlichen Dokumenten äußern. Personen, die unter Formophobie leiden, empfinden häufig Stress oder Angst, wenn sie mit der Notwendigkeit konfrontiert werden, offizielle Dokumente auszufüllen. Dies kann beispielsweise beim Ausfüllen von Steuererklärungen, Anträgen für Sozialleistungen oder bei medizinischen Formularen wie Klinikanträge, Fragebögen etc der Fall sein.

Hier ein Beispiel aus Threads zu diesem Thema von peppermintpatty78 : "

“Bürgergeldantrag! Es ist wirklich wenig auszufüllen, dafür sehr viele Papiere hinzuzufügen. Ich hab keinen Scanner, also zum Copyshop gegangen. Dann die Angst es kommt nicht an...Ich gebe morgen den Kram ( 60 Seiten!) morgen persönlich ab. In mir weckt es ganz tiefe Existenzangst, wie eigentlich alles vom Amt.”

Wenn Du ADHS- oder Autismus-Kids hast und Anträge auf Teilhabeleistungen oder Schulbegleitung ausfüllen “darfst”, weisst du, wovon ich bzw. sie sprechen.
Auf jeden Fall sind Familien aus dem neurodivergenten Spektrum aus zig Gründen mehr bzw. ständig mit Formularen beschäftigt, können aber u.a. wegen der Besonderheiten der Aufmerksamkeitssteuerung und der Exekutivfunktionen eigentlich schlechter damit umgehen.

Mich ärgert, dass das Sozialrecht bzw. Anträge im Bereich Jugendhilfe, Sozialhilfe / Teilhabeamt bzw. auch Agentur für Arbeit / Krankenkassen oder Rentenversicherung so unverständlich wie nur irgendwas sind. Wenn man denn überhaupt davon erfährt, was es an Unterstützung gibt.

Und statt nun die Anfragen “nutzerfreundlich” zu gestalten, sind viele Anträge quasi ohne Anwalt für Sozialrecht kaum noch verständlich. Zumindest kommt mir es so vor und ich bin halt wirklich lange schon im Thema Teilhabeförderung bzw. Neurodivergenz…



Es gibt keine genauen oder weit verbreiteten statistischen Schätzungen zur Prävalenz von Formularphobie (Formophobie), da es sich um eine sehr spezifische und weniger bekannte Phobie handelt. Im Gegensatz zu häufiger untersuchten Phobien wie Höhenangst oder sozialer Phobie, wurde die Formularphobie bisher nicht umfassend in klinischen Studien erforscht.

Phobien im Allgemeinen sind jedoch recht verbreitet. Laut verschiedenen Quellen können etwa 10% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer spezifischen Phobie leiden. Aber wie sich dies auf die Formularphobie speziell bezieht, ist unklar.

Formularphobie könnte auch in Verbindung mit anderen Angststörungen oder neurodivergenten Zuständen wie ADHS oder Dyslexie stehen, bei denen das Ausfüllen von Formularen besonders herausfordernd sein kann. In solchen Fällen wäre die Formularphobie weniger eine isolierte Phobie, sondern eher ein Teilaspekt einer umfassenderen Herausforderung im Umgang mit bürokratischen oder schriftlichen Aufgaben.

Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass viele Menschen ein gewisses Maß an Stress oder Unbehagen beim Ausfüllen von Formularen empfinden, aber es bedarf weiterer Forschung, um zu verstehen, wie viele Menschen tatsächlich unter einer Phobie im klinischen Sinne leiden.

Die Ursachen für Formophobie können vielfältig sein und reichen von schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit bis hin zu allgemeinen Ängsten vor Bürokratie oder der Angst, Fehler zu machen und dafür Konsequenzen zu tragen. In schweren Fällen kann diese Phobie dazu führen, dass Betroffene wichtige administrative Aufgaben vermeiden, was wiederum negative Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche haben kann.

Letztlich müsste man auch differenzieren, ob es nun ein Unbehagen und Prokrastination oder eine echte Angststörung im Sinne einer Phobie ist. Denn eine Angststörung ist mit Vermeidungsverhalten und auch schon der Angst vor der Angst gekennzeichnet…

2.Formulare sind das halbe Leben - Mindestens

Das Formular-Phantom: Wenn Papierkram zum Endgegner wird" - Eine Glosse zum Thema zum Abreagieren oder Aufregen. Je nach Perspektive…

Man kann so ziemlich vor ALLEM und JEDEM Angst haben – Spinnen, Höhen, sogar vor dem eigenen Spiegelbild nach einer langen Nacht. Aber es gibt einen unterschätzten Schrecken, der in deutschen Amtsstuben lauert: Das Formular.

Ja, das Formular. Dieses unscheinbare Stück Papier, das einen mit leeren Augen – Verzeihung, ich meine leeren Feldern – anstarrt und flüstert: "Füll mich aus, wenn du kannst." Das Formular ist nicht einfach nur ein Dokument. Es ist ein psychologischer Marathon, eine Prüfung deiner Kompetenz, deiner Geduld und deiner Fähigkeit, zwischen 'zutreffend' und 'nicht zutreffend' zu unterscheiden.

Man sagt, in Deutschland gibt es für alles ein Formular. Ich warte ja noch auf das Formular, das man ausfüllen muss, um ein Formular auszufüllen. "Formular A38, bitte!", das klingt schon fast wie eine Drohung. Und glauben Sie mir, Asterix und Obelix hatten es leicht im Vergleich zu uns. Die mussten nur das Haus, das Verrückte macht, überstehen. Wir müssen das Formular, das Wahnsinnige macht, ausfüllen.

Und dann diese Fragen! "Bitte tragen Sie hier ein, was nicht auf Sie zutrifft." Also, ich trage da immer "Superheldenkräfte" ein. Sicher ist sicher. Manchmal frage ich mich, ob die Leute, die diese Formulare entwerfen, eigentlich einen Wettbewerb veranstalten: "Wer verwirrt den Bürger am meisten?"

Das ging damals in der Schule schon mit Textaufgaben in Mathe los, steigerte sich dann über Multiple-Choice für korrekturfaule Lehrkräfte und perfektionierte sich dann bei mir im Medizinstudium. Mehr als eine Antwort-Option von A-E musste ich nie erbringen. Aber eben das endlose Ausfüllen von sinnbefreiten Fragen und Formularen verursachte quasi ein inneres Leid, ja eine innere Verzweifelung.

Aber das Schlimmste ist nicht das Ausfüllen. Das Schlimmste ist die Angst, etwas falsch zu machen. Ein Kreuz an der falschen Stelle, und schwupps, du bist kein Steuerzahler mehr, sondern Staatsfeind Nummer Eins. Oder noch schlimmer: Du bekommst Post vom Finanzamt. Und das ist wie ein Brief von Voldemort – man will ihn einfach nicht öffnen.

Also sitzen wir da, schwitzen über den Formularen wie Schüler über einer Matheklausur, und träumen von einer Welt, in der das größte Problem das Wetter ist und nicht die Frage, ob man bei Punkt 7b ein Kreuzchen setzen soll oder nicht.

Aber keine Sorge, ich habe gehört, es gibt Hoffnung. In der Zukunft sollen Formulare durch freundliche Roboter ersetzt werden, die einem die Fragen vorlesen. Na, das kann ja heiter werden: "Bitte lächeln Sie für die Frage 3c." Ich kann es kaum erwarten.

Bis dahin, liebe Leserin und Leser , bleibt stark. Und denken Sie daran: Das Formular ist nicht böse. Es will nur spielen. Ein kleines, nervenaufreibendes Spiel namens Bürokratie.

  1. Fragebogen: Leidest Du Unter Formophobie und ADHS?

    Vorweg : Natürlich ist mir bewusst, dass dieser Fragebogen gleichzeitig eine Provokation bzw. eine Exposition ist, wenn du Fragebögen und Formulare als Schrecken des Alltags kennst. Der Fragebogen ist natürlich auch gar nicht tierisch ernst zu nehmen.
    Ich möchte aber schon erreichen, dass du eine gewisse Grund-Reflektion hast, ob und in welcher Form nun das Thema auch für dich relevant ist.


    Bewerte jede Frage auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 für "trifft gar nicht zu" und 5 für "trifft voll und ganz zu" steht.

    1. Formular-Furcht: Wie stark steigt dein Stresslevel, wenn du an das Ausfüllen eines Formulars denkst? (1-5)

    2. Vermeidungs-Virtuose: Wie oft suchst du nach Ausreden, um dich nicht mit Formularen beschäftigen zu müssen? (1-5)

    3. Konzentrations-Kollaps: Wie häufig verlierst du die Geduld oder den Fokus, wenn du versuchst, ein Formular auszufüllen? (1-5)

    4. Perfektions-Paranoia: Wie sehr plagt dich die Angst, bei der Formulareingabe Fehler zu machen? (1-5)

    5. Stress-Symptome: In welchem Maße erlebst du körperliche Stressreaktionen (wie Zittern oder Schwitzen) beim Ausfüllen von Formularen? (1-5)

    6. Aufschiebe-Akrobatik: Wie oft verschiebst du das Ausfüllen von Formularen bis zur letzten Minute? (1-5)

    7. Hilfe-Hoffnung: Wie sehr wünschst du dir Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen? (1-5)

Auswertung:

  • 7-17 Punkte: Formophobie scheint kein großes Problem für dich zu sein.

  • 18-26 Punkte: Du hast eine leichte Tendenz zur Formophobie.

  • 27-35 Punkte: Deine Formophobie ist deutlich spürbar.

  • 36-45 Punkte: Du leidest sehr wahrscheinlich unter einer starken Formophobie.

Dieser Fragebogen dient nur zur Selbstreflexion und ersetzt keine professionelle Diagnose.

Das bin ich beim Ausfüllen des jährlichen Antrag auf Teilhabeleistungen und Schulbegleitung im vereinfachten Verfahren des Amtes für Teilhabe….

4. Handlungsplan für ADHS-Betroffene mit Formularphobie

1. Formular-Furcht

Ziel: Abbau der Angst vor dem Ausfüllen von Formularen.

Maßnahmen:

  • Schrittweises Herangehen: Beginne mit einfachen Formularen und steigere langsam den Schwierigkeitsgrad. Also eine gestufte Exposition gegen die Phobie

  • Checklisten erstellen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für jedes Formular anlegen.

  • Buddy-System: Eine vertraute Person bitten, beim Ausfüllen zu helfen und für moralische Unterstützung zu sorgen. In meiner Buddy-Coaching-Gruppe machen wir das gemeinsam jeweils von 10 Uhr bis ca 11:15 über 50 min mit Vor- und Nachbereitung. Die Gruppe trifft sich aber auch selbstständig noch um 16 Uhr…

2. Vermeidungs-Virtuose

Ziel: Überwindung der Vermeidungstaktik.

Maßnahmen:

  • Kleine Ziele setzen: Sich täglich kleine, erreichbare Ziele setzen, um Vermeidung zu verhindern.

  • Selbstbelohnung: Sich selbst für das Erreichen kleiner Ziele belohnen.

  • Reflexion: Tagebuch führen, um Fortschritte und Herausforderungen zu dokumentieren.

3. Konzentrations-Kollaps

Ziel: Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit.

Maßnahmen:

  • Pomodoro-Technik: Arbeitszeit in kurze Intervalle aufteilen mit regelmäßigen Pausen.

  • Ruhige Umgebung: Für eine störungsfreie Arbeitsumgebung sorgen.

  • Konzentrationstrainings-Apps: Gezielte Übungen zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit nutzen.

4. Perfektions-Paranoia

Ziel: Reduzierung des Perfektionismus.

Maßnahmen:

  • Realistische Standards setzen: Ziele realistisch definieren und akzeptieren, dass Fehler zum Prozess gehören.

  • Positive Selbstgespräche: Sich selbst positive Botschaften und Bestätigungen geben.

  • Erfolge feiern: Auch kleine Erfolge wahrnehmen und feiern.

5. Stress-Symptome

Ziel: Stressmanagement und -reduktion.

Maßnahmen:

  • Entspannungstechniken: Techniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung anwenden.

  • Zeitmanagement: Tagesabläufe planen und realistische Zeitpuffer einbauen.

  • Ausreichend Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität zur Stressreduktion.

6. Aufschiebe-Akrobatik

Ziel: Überwindung von Prokrastination.

Maßnahmen:

  • 5-Minuten-Regel: Mit einer Aufgabe nur für fünf Minuten beginnen, um den Einstieg zu erleichtern.

  • Umfeldgestaltung: Ablenkungen im Arbeitsumfeld minimieren.

  • Selbstmotivation: Sich selbst daran erinnern, warum die Aufgabe wichtig ist und welche Vorteile das Erledigen mit sich bringt.

Abschließender Tipp

Es ist wichtig, sich selbst nicht zu hart zu beurteilen und Geduld mit dem eigenen Fortschritt zu haben. Der Schlüssel zum Erfolg liegt oft in kleinen, konsequenten Schritten und der Unterstützung durch das persönliche Umfeld.

Und ein weiterer Tipp : Hier kann der Kontakt zur Ergänzenden Unabhängigen Teilhabestelle vor Ort hilfreich sein. Hier sitzen Leute, die offenbar eine Impfung gegen diesen Formular-Wahnsinn erhalten haben oder vorher schon immun waren. Jedenfalls durchblicken sie häufig den Wahnsinn bzw. können helfen, weil es ja nicht um den eigenen Antrag geht.


Was hilft bei dir um die Formulare dann doch ausgefüllt und abgeschickt mit Erfolg abzuhaken?

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