ADHS Monkey-Mind versus Positive Psychologie
Diese Woche war echt viel los. Das ist ja glücklicherweise nicht immer so. Dafür, dass ich am letzten Donnerstag noch keine Themen hatte, gibt es ordentlich Stoff aus der neurodivergenten Welt….
Vor wenigen Tagen habe ich in meiner neuen ADHSSpektrum-Community (Öffnet in neuem Fenster) eine 30 Tage “Challenge” bzw einen Kurs zur positiven Psychologie (PERMA nach Seligman) gestartet. Gemeinsam setzen wir den ständigen negativen Gedanken- und Gefühlssprüngen eine sehr positive Energie entgegen. Toll daran ist, dass wir unsere Glücksmomente und positiven Erfahrungen in der Community teilen. Durch das Lesen verstärkt sich das positive Gefühl. Schon allein deshalb war die Gründung der Community wirklich ein toller Einfall von mir. Ich muss mich da mal ausnahmsweise selber für loben…
Sehr spontan vielleicht, aber vielleicht hast du heute am 16.4. um 19 Uhr noch nichts vor ? Dann nimm an meinem Live-Talk mit praxisneurodivers in ihrem Instagram account oder TikTok als Live teil.
Hier ist der Link :
https://www.instagram.com/praxisneurodivers/ (Öffnet in neuem Fenster)
Kennst du auch das Monkey-Mind-Problem bei ADHS?
Wer von uns kennt die Situation nicht ?
Eigentlich müsste man ganz viel tun. Jetzt.
Für eine Prüfung. Für einen anderen Abgabetermin eines längerfristigen Projektes. Für die Erledigung eines wichtigen Aufgabenbereichs, auf den die Kollegen oder der Chef schon länger wartet. Oder schlicht eine Aufgabe im Haus, die schon ewig liegengeblieben ist. Und wo sich dann der Rest der Familie Monate oder Jahre drüber aufregt.
Halt typische Prokrastinations-Dinge, die schon viel zu lange auf die lange Bank geschoben wurden.
Die Zeit drängt also. Und je stärker die Uhr tickt, desto unvernünftiger wird man irgendwie. Und leider auch immer unproduktiver.
Letztlich kommt man nämlich zu gar nichts. Oder es bleibt gar nichts hängen.
Und irgendwie wird jetzt ein Haufen von alten Erfahrungen aufgerufen, wo man immer sich bis zum letzten Quäntchen Energie ausgepresst hat und es dennoch unbefriedigend ausgegangen ist.
Ihr habt einfach null Plan, wie es ist, wenn man alles versucht, aber es von vorne bis hinten trotzdem nicht reicht..
Doch, haben wir. Einmal, weil wir es selber nur zu gut (schlecht) kennen.
Dann aber auch, weil wir (gerade) eben nicht in der Alarm-Stress-Panik sind, sondern rational einen Plan = konkrete Handlungsschritte entwickeln können und dann auch dabei helfen können, diesen Plan zu verfolgen.
Wenn man denn dazu wirklich bereit ist. Was ganz und gar nicht immer der Fall ist...
Was passiert dann in aller Regel unter Stress und Alarmbedingungen?
Dein Gehirn goes "Monkey mind"
Buddha beschrieb den menschlichen Geist als so beschäftigt und überwältigt, als ob er von Affen bevölkert wäre, die ständig von Ast zu Ast springen, schnattern und schreien.
Buddha muss sich mit ADHS gut ausgekannt haben :-)
Monkey mind beschreibt also einen Zustand, wo letztlich das emotionale Gehirn unter Stress und Chaos tut oder lässt, was es will. Wo unser Gehirn nicht mehr von Vernunft oder "Ratio" des Vorderhirns kontrolliert wird, sondern eben von einem Affen bzw. Reptiliengehirn, das völlig anders handelt.
Der Monkey Mind bezeichnet einen unruhigen, rastlosen und verwirrten Geisteszustand, bei dem die Gedanken ständig hin- und herspringen, ähnlich wie ein Affe von Ast zu Ast. Einige Merkmale sind:
- Ständiges Grübeln, Sorgen und Ängste, die den Kopf nicht zur Ruhe kommen lassen
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und den gegenwärtigen Moment zu erleben
- Beeinträchtigung der Schlafqualität, Müdigkeit und Unausgeruhtheit
- Stress, Nervosität und negative Interaktionen mit anderen
Der Monkey Mind wird oft mit dem Ego in Verbindung gebracht und entsteht häufig durch Überforderung, Perfektionismus und das Gefühl, Fehler nicht machen zu dürfen. Um ihn zu beruhigen, empfehlen die Quellen Achtsamkeitsübungen, Meditation, Atemtechniken und Journaling, um den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu richten und Ruhe und Gelassenheit zu finden.
Letztlich also ohne Regeln, ohne Strukturen. Und ohne die Fähigkeit, sich selber zu Aktivitäten wirklich zu "zwingen" oder den Startknopf zu drücken. Denn die Kontrolle hat jetzt der Affe bzw. Stress, Panik und Verunsicherung.
Gerade diese Verunsicherung trägt dann auch dazu bei, dass gut gemeinte Ratschläge oder Hilfen zur Selbst-Strukturierung eben in Zweifel gezogen werden (schliesslich würde das dem inneren Affen halt den Spass bzw. Macht entziehen).
Man setzt sich hin und zwingt sein Gehirn irgendwie doch bei der Aufgabe zu bleiben. Das Gehirn wehrt sich nach Kräften....
Es bleibt einfach beim Lernen nichts hängen bzw. die Ergebnisse entsprechen überhaupt nicht dem Zeitaufwand, den man investiert hat. Das verdammte Gehirn will (eigentlich ja kann) sich einfach nicht konzentrieren.
Der Zeitdruck wächst. Also setzt man sich noch länger vor den Rechner und versucht es immer härter.
Mit dem Ergebnis, dass Ausgleichszeiten für Entspannung bzw. ganz normale Bedürfnisse wie Schlaf , Sport bzw. Bewegung, Kontakt zur Natur und selbst Essen / Trinken und Toilettengänge völlig in Vergessenheit geraten. Ist ja gar keine Zeit dafür.
Was tun ?
Um den Monkey Mind zu beruhigen, empfehlen die Quellen verschiedene Techniken:
Achtsamkeitsübungen und Meditation, um den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu richten
Atemübungen, um Ruhe und Konzentration zu finden
Journaling, um die Gedanken zu sortieren und einen klareren Fokus zu bekommen
Perspektivwechsel, um das Gedankenkarussell zu stoppen
Yoga, das Körper und Geist miteinbezieht
Akzeptanz der rastlosen Gedanken, anstatt sie bekämpfen zu wollen
Der Schlüssel ist es, verschiedene Methoden auszuprobieren und regelmäßig zu üben, um den Monkey Mind dauerhaft zu beruhigen.
Das Dilemma ist halt nur, dass man mit ADHS genau solche Sachen und Übungen schon ganz und gar nicht macht. Und schon gar nicht regelmässig.
Daher möchte ich dich zu einer kleinen Imaginationsübung einladen, so wie ich es u.a. auch über Emoflex in der Klinik oder im Emoflex-Kurs anleiten würde.
Es bietet sich gerade so an….
Der Wald und der Affe
Suche dir einen ruhigen Ort, an dem du für die nächsten 10-15 Minuten ungestört sein kannst. Setze oder lege dich bequem hin. Schließe deine Augen und nimm ein paar tiefe, entspannende Atemzüge. Lasse dabei alle Spannungen mit jedem Ausatmen los.
Schritte der Übung:
Einstieg und tiefes Atmen:
Beginne die Übung mit einigen tiefen, bewussten Atemzügen. Konzentriere dich auf das Gefühl der Luft, die durch deine Nasenlöcher strömt, deine Lungen füllt und langsam wieder verlässt.
Mit jedem Atemzug fühlst du, wie dein Körper schwerer und entspannter wird.
Eintauchen in die Waldszenerie:
Stelle dir vor, dass du an einem sonnigen Morgen einen friedlichen, dichten Wald betrittst. Um dich herum sind hohe, majestätische Bäume mit dicken Stämmen und einer Krone aus üppigem Grün.
Der Boden unter deinen Füßen ist weich, bedeckt mit einer Schicht aus Moos und abgefallenen Blättern, die leise unter deinen Schritten knistern.
Du hörst das leise Rauschen des Windes, der durch die Blätter streicht, und das gelegentliche Zwitschern von Vögeln. Ein Bach plätschert irgendwo in der Nähe, sein Wasser glitzert im Licht der durch die Bäume brechenden Sonnenstrahlen.
Nimm die kühle, frische Luft tief in deine Lungen auf. Rieche den erdigen Duft des Waldes und das Aroma von Harz und frischem Laub.
Begegnung mit dem Affen:
Während du tiefer in den Wald wanderst, bemerkst du eine Bewegung in den Ästen eines Baumes. Ein kleiner, agiler Affe springt geschickt von Ast zu Ast.
Beobachte, wie er sich bewegt: lebhaft und quirlig
Monkey-Mind beruhigen
Nun stelle dir den hüpfenden Affen vor und lass ihn etwas unscharf werden. Er soll quasi deinen unruhigen und hüpfenden Denk- und Wahrnehmungsstil darstellen.
Nun lass ihn etwas unscharf werden und klopfe abwechselnd 10 mal auf den rechten und linken Oberschenkel (alternativ auch gerne im Schmetterlings-Stil an die rechte und linke Schulter).
Augen zu und wieder auf - Einmal tief ein- und ausatmen:Beobachte, ob und wie sich die Szene verändert.
Über ADHS und das Paradoxon der Aufmerksamkeit
ADHS – vier Buchstaben, die eine Diagnose suggerieren, die sowohl die Überfülle als auch den gänzlichen Mangel an Konzentration umfasst, und dadurch ein Paradoxon bildet, das sowohl charmant verwirrend als auch verwirrend charmant ist. Es ist, als würde man versuchen, das Konzept von Alles und Nichts gleichzeitig in einer mickrigen Handvoll von Neurotransmittern zu verstauen, die sich, zugegebenermaßen, oft genug weigern, ihren Job so zu machen, wie man es von ihnen erwarten würde.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Café. Ihr Ziel ist es, diesen einen, wichtigen Aufsatz zu schreiben, der seit Wochen Ihre To-do-Liste anführt. Aber statt sich auf die klaren und deutlichen Strukturen von Thesen und Argumenten zu konzentrieren, finden Sie sich in einem mentalen Ping-Pong-Spiel wieder, das Sie von der unregelmäßigen Zuckung des Knies des Mannes am Nebentisch, über die exzessiv detaillierte Tapetenmusterung, bis hin zu einer plötzlich aufkommenden, brennenden Neugier darüber, wie Kaffeebohnen eigentlich entkoffeiniert werden, führt.
Das Wesen von ADHS zu erklären, ist ein bisschen wie zu versuchen, einem Goldfisch die Sahara zu erklären, während man selbst in einem Aquarium schwimmt. Es ist eine Art von Aufmerksamkeit, die sich nicht nur weigert, aufmerksam zu sein, sondern die auch jede Form von Aufmerksamkeit zu einer Art Ultra-Marathon macht, bei dem jeder Läufer auf einer anderen Bahn rennt und niemand so recht weiß, warum sie überhaupt laufen oder was das Ziel ist.
Dabei ist die Ironie des Ganzen, dass Menschen mit ADHS oft unglaublich fokussiert auf Dinge sein können, die sie wirklich interessieren. Diese Fähigkeit, sich intensiv auf eine Aufgabe zu konzentrieren, wird manchmal als "Hyperfokussierung" bezeichnet und steht in krassem Gegensatz zu der gewöhnlichen Zerstreutheit, die das tägliche Leben prägt. Dieses Phänomen könnte man als die neurologische Version von Jekyll und Hyde betrachten, wo das Gehirn entweder auf „turbogeladen“ oder „vollständig offline“ geschaltet ist, ohne erkennbaren Zwischenzustand.
Es ist, als wären Menschen mit ADHS mit einem mentalen Browser ausgestattet, der etwa 100 Tabs gleichzeitig offen hat. Und obwohl dies nach einer Form von mentaler Stärke klingen mag, ist die Realität oft, dass der Browser kurz davor steht, zusammenzubrechen, weil einfach zu viele Tabs auf einmal geöffnet sind. In diesem Meer von Tabs ist es eine Sisyphusarbeit, sich daran zu erinnern, welcher Tab jetzt gerade wichtig war.
Das vielleicht Faszinierendste – und Herausforderndste – an ADHS ist, dass es sich nicht einfach um eine Störung der Aufmerksamkeit handelt. Es ist eher eine andere Art der Aufmerksamkeit. Eine, die nicht linear ist, sondern expansiv, multidirektional, manchmal überwältigend, aber auch wunderbar unerwartet. Es ist eine Form der Aufmerksamkeit, die sich nicht darum kümmert, ob sie sinnvoll ist oder nicht; sie ist einfach da und fließt in alle Richtungen.
So paradox es auch klingen mag: ADHS ist das ständige Gefühl, überwältigt und unterstimuliert zugleich zu sein. Es ist das ständige Ringen mit dem Wunsch, sich zu konzentrieren und gleichzeitig der Unfähigkeit, dies zu tun. Es ist ein Zustand, der uns lehrt, dass Aufmerksamkeit weniger eine gerade Linie als vielmehr ein wild wuchernder, unvorhersehbarer Garten ist.
Und in diesem Garten wachsen die Blumen wild und frei, in alle Richtungen strebend, ohne jemals aufzuhören, sich zu wundern, warum sie überhaupt wachsen.
Der Aufreger “Ein Echter Martin”
Ich hatte ja angekündigt, Themen aufzugreifen, die mich aufregen und wo ich es auch richtig finde, dass ich mich aufrege. Vielleicht finde ich nicht immer die richtige Form, aber ich stehe dazu. Heute ein spontanes Posting auf LinkedIn zur Versorgungsmisere hinsichtlich Diagnostik und Therapie von ADHS im Erwachsenenalter.
Wenn ihr mögt, schaut selber mal rein und seht, was ich dort zum Flaschenhals der mangelhaften ADHS Diagnostik und Therapieverfügbarkeit geschrieben habe…
Kommunikationsherausforderungen bei ADHS – Einblick und Lösungsansätze
Im Rahmen meiner ADHS Coaching-Gruppe werde ich mich am Wochenende mit Kommunikationsfallen bei ADHS beschäftigen. Ich habe mich dazu u.a. gefragt, wie das wohl aus Sicht der Kinder und Jugendlichen aussieht. Letztlich müssten wir Erwachsene (Eltern wie Lehrer) ja so verhalten, dass es möglichst wenig Kommunikationsprobleme gibt. Und nicht umgekehrt, sich die Kids an unsere “Erwachsenen-Erwartungen” anpassen.
Kinder und Jugendliche mit ADHS stehen oft vor speziellen Herausforderungen in der Kommunikation, die zu Missverständnissen und Konflikten innerhalb der Familie führen können. Verständnis und angemessene Reaktionen vonseiten der Eltern sind entscheidend, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Hier beleuchten wir zehn typische Kommunikationsprobleme aus der Perspektive von ADHS-betroffenen Kindern und bieten praktische Lösungen an.
1. Unzureichendes Zuhören
Viele Kinder mit ADHS fühlen sich oft nicht ausreichend gehört, vor allem, wenn Eltern schnell frustriert oder ungeduldig reagieren.
Lösungsansatz: Aktives Zuhören üben, bei dem Sie dem Kind Ihre volle Aufmerksamkeit schenken und nachfragen, um Interesse und Verständnis zu zeigen.
2. Überreaktion auf Fehler
Eine harsche oder übertriebene Reaktion auf Fehler kann bei Ihrem Kind das Gefühl auslösen, eher bestraft als unterstützt zu werden.
Lösungsansatz: Lernen Sie, ruhig und konstruktiv zu reagieren, und sehen Sie Fehler als Gelegenheit für Lernprozesse.
3. Zu viele Anweisungen auf einmal
Eine Überflutung mit Anweisungen kann überwältigend sein und dazu führen, dass wichtige Informationen verloren gehen.
Lösungsansatz: Geben Sie klare, einfache und sequenzielle Anweisungen. Nutzen Sie visuelle Hilfen oder Listen, um Ihrem Kind zu helfen, sich zu erinnern.
4. Mangel an Klarheit und Struktur
Unklare Anforderungen erhöhen die Angst und Frustration.
Lösungsansatz: Stellen Sie sicher, dass Anweisungen und Erwartungen klar und verständlich sind. Überprüfen Sie, ob Ihr Kind diese verstanden hat.
5. Unterbrechungen
Häufiges Unterbrechen kann dazu führen, dass sich Kinder übergangen fühlen.
Lösungsansatz: Lassen Sie Ihr Kind ausreden und bestätigen Sie seine Äußerungen, um zu zeigen, dass Sie seinen Beitrag wertschätzen.
6. Nichterkennung von Bemühungen
Wenn die Anstrengungen Ihres Kindes nicht anerkannt werden, kann dies demotivierend wirken.
Lösungsansatz: Achten Sie auf kleine Erfolge und Bemühungen Ihres Kindes und loben Sie diese.
7. Negative Sprache
Negative Formulierungen können das Selbstwertgefühl schädigen.
Lösungsansatz: Verwenden Sie positive Verstärkungen und konstruktive Sprache, um Verhalten und Leistung zu korrigieren.
8. Emotionale Ungeduld
Mangelnde Geduld bei emotionalen Schwierigkeiten isoliert Ihr Kind.
Lösungsansatz: Bleiben Sie ruhig und unterstützend, auch wenn Ihr Kind Schwierigkeiten hat, seine Emotionen zu kontrollieren.
9. Fehlende Konsistenz
Inkonsistente Kommunikation kann Verwirrung stiften.
Lösungsansatz: Seien Sie konsequent in Ihrer Kommunikation und den von Ihnen gesetzten Regeln.
10. Unzureichende emotionale Unterstützung
ADHS-Kinder benötigen oft verstärkte emotionale Unterstützung.
Lösungsansatz: Seien Sie ein offenes Ohr für die Sorgen Ihres Kindes und zeigen Sie Verständnis und Mitgefühl.
Durch die Anwendung dieser Lösungsansätze können Sie die Kommunikation mit Ihrem ADHS-betroffenen Kind verbessern und eine stärkere, positivere Beziehung aufbauen. Letztendlich geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Ihr Kind sich verstanden und unterstützt fühlt.
Ich überlege, ob ich im Rahmen meiner ADHSSpektrum-Community auch einen spezielleren Kurs zu Kommunikationsfallen anbieten sollte. Was denkt ihr dazu? Gibt es dazu einen Bedarf?
Schilddrüsenwerte und Blutzucker verändert bei hyperaktiven Jungen
Schon vor vielen Jahren habe ich immer wieder beobachtet, dass man bei ADHS endokrinologische Auffälligkeiten sehen kann, die scheinbar “unerklärlich” im medizinischen Sinne sind. Dazu gehören u.a. Unterzuckerungen, also zu niedrige Blutzuckerwerte. Aber auch Schilddrüsenwerte, die ausserhalb der statistischen Glockenkurve der Laborwerte sind (das heisst ja noch nicht zwangsläufig, dass das dann auch pathologisch im Sinne einer medizinischen Störung sein muss). Über diesen Artikel (Öffnet in neuem Fenster) bin ich jetzt auf eine Studie dazu gestossen.
In einer bemerkenswerten Studie, durchgeführt von einem Forschungsteam unter der Leitung von Tanja Lukovac am Zentrum für Sprach- und Pathologieforschung in Belgrad, wurde die Beziehung zwischen Schilddrüsenfunktion, Blutzuckerwerten und ADHS bei jungen Grundschülern untersucht. Diese Studie, veröffentlicht im Fachjournal BMC Neurology, beleuchtet die komplexe Interaktion zwischen endokrinen Faktoren und ADHS-Symptomen.
Studiendesign und Teilnehmer Die Querschnittsstudie umfasste 133 Jungen im Alter zwischen 6,5 und 12,5 Jahren. Davon waren 67 Kinder nach den Kriterien des DSM-5 mit ADHS diagnostiziert. Eine Kontrollgruppe bestand aus 66 Jungen ohne ADHS-Diagnose. Die Kinder wurden ausführlich psychologisch getestet, einschließlich des Attention Deficit/Hyperactivity Disorder Tests (ADHDT) und der revidierten Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC-RV), um kognitive Beeinträchtigungen auszuschließen. Die ADHS-Diagnose wurde zusätzlich mit der Iowa Conners’ Teacher Rating Scale verifiziert.
Ergebnisse der Studie Die Ergebnisse der Bluttests zeigten signifikante Unterschiede zwischen den ADHS-Kindern und der Kontrollgruppe:
Glucosespiegel: Die Jungen mit ADHS hatten tendenziell niedrigere Glucosespiegel als die Kinder der Kontrollgruppe.
TSH-Werte: Die TSH-Werte waren bei den ADHS-Kindern leicht erhöht, was auf eine mögliche Hypothyreose hindeuten könnte.
FT4-Werte: Die FT4-Werte waren bei den ADHS-Kindern signifikant niedriger, was ebenfalls eine Unterfunktion der Schilddrüse nahelegt.
Darüber hinaus zeigte eine detaillierte statistische Analyse, dass höhere TSH-Werte signifikant mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von ADHS korrelierten. Insbesondere gab es eine signifikante positive Korrelation zwischen den TSH-Spiegeln und den Symptomen von Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Befunde deuten darauf hin, dass eine Dysregulation der Schilddrüsenhormone möglicherweise mit der Ausprägung von ADHS-Symptomen verbunden ist.
Diskussion und Implikationen Diese Studie unterstreicht die Bedeutung endokriner Faktoren bei ADHS und wirft Fragen auf über die Rolle der Schilddrüsenfunktion in der neuronalen und verhaltensbezogenen Entwicklung von Kindern. Die Ergebnisse legen nahe, dass Schilddrüsenuntersuchungen Teil der medizinischen Bewertung bei Kindern mit ADHS sein könnten, um eine umfassendere Behandlung und Unterstützung zu gewährleisten.
Ausblick Die Forscher empfehlen, dass zukünftige Studien die potenziellen Wechselwirkungen zwischen Schilddrüsenfunktion, Blutzuckerwerten und ADHS weiter erforschen sollten. Insbesondere ist es notwendig, die kausalen Beziehungen zu untersuchen und zu klären, ob und wie eine Behandlung der Schilddrüsenfunktion die Symptome von ADHS beeinflussen kann.
Diese Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses der biologischen Grundlagen von ADHS und könnte zur Entwicklung gezielterer und individuell angepasster Behandlungsmethoden beitragen.
Quellen :
09.04.2024
Quelle:
Lindblad et al. (2015): Fasting blood glucose and HbA1c in children with ADHD. Psychiatry Res. 2015;226:515–6. DOI: 10.1016/j.psychres.2015.01.028 (Öffnet in neuem Fenster)
Kapellen et al. (2016): Prevalence of medic (Öffnet in neuem Fenster)ally treated children with ADHD and type 1 diabetes in Germany - Analysis of two representative databases. J Pediatr Endocrinol Metab. 2016;29:1293–7. (Öffnet in neuem Fenster) DOI: 10.1515/jpem-2016-0171 (Öffnet in neuem Fenster)
Lukovac et al. (2024): Serum le (Öffnet in neuem Fenster)vels of glucose, thyroid stimulating hormone, and free thyroxine in boys diagnosed with attention deficit hyperactivity disorder: a (Öffnet in neuem Fenster)cross-sectional pilot study. B (Öffnet in neuem Fenster)MC Neurol 24, 76 (2024). DOI:10.1186/s12883-024-03563-w (Öffnet in neuem Fenster)
2000 Follower auf Threads (Öffnet in neuem Fenster)
Wie (Öffnet in neuem Fenster) du vielleicht weiss, habe ich mein Engagement vielleicht stärker von Facebook zu Threads mit Kurznachrichten verändert. Mi (Öffnet in neuem Fenster)r gefällt dort einfach die (Öffnet in neuem Fenster)Lebendigkeit der “Neurodivergenz-Bubble” zu ADHS,Autismus-Spektrum und AuDHD. Letztlich ist daraus dann bei mir eben auch die Idee “entsprungen”, eine eigene Community auch ausserhalb von Meta zum noch besseren / vertieften A (Öffnet in neuem Fenster)ustausch zu gründen. Da sind wir keine 2000, aber immerhin auch schon weit über 50 Aktive.
Zuletzt habe ich kleines / großes Jubliäum auf Threads gefeiert. Und fühle mich jetzt quasi als Inkluencer. Also nicht Influencer, der was verkaufen will. Sondern eben als Jemand, der die Inklusion und Integration von neurodivergenten Menschen wie du und ich fördern will.
Hier eine kleine Zusammenfassung der Beiträge zu diesem Thread:
🌟DANKE, Danke, Danke🌈 für 2000 Follower! Ihr seid unglaublich! 🎉 Es ist so bereichernd, hier über Neurodivergenz und das ADHS-Spektrum zu schreiben, gemeinsam zu kommentieren und voneinander zu lernen. 🧠💬 Freue mich auf noch mehr Austausch mit euch! 🚀📚 ADHS Inkluencer
Welche Themen interessieren euch besonders? Einige von euch haben bereits spannende Fragen und Themenbereiche angesprochen:
Online-Tests für ADHS: Viele sind neugierig, ob es Tests gibt, die zumindest Hinweise auf ADHS geben können. Solche Screening-Tools gibt es, sie sollten jedoch nur als erste Orientierung dienen. Ein umfassendes Verständnis erfordert eine ausführliche Diagnostik, die auch lebenslange Muster berücksichtigt.
AuDHS und Spektrum-Sichtweise: Die Betrachtung von ADHS als Teil eines Spektrums und die Überlappungen mit anderen neurodivergenten Zuständen wie Autismus sind für viele von großem Interesse.
Fehldiagnosen und ihre Korrekturen: Die Herausforderung, bestehende Diagnosen wie BPS zu überdenken und mögliche Fehldiagnosen anzusprechen, besonders in Kombination mit komplexen PTBS.
ADHS und Suchtverhalten: Ein weiteres wichtiges Thema ist die Neigung zu Suchtverhalten und Selbstmedikation bei ADHS, sowie Strategien zur Bewältigung dieser Risiken.
Gehirngerechtes Lernen und Arbeiten: Viele suchen nach Wegen, um das Lernen und Arbeiten an die Bedürfnisse eines ADHS-Gehirns anzupassen, um Erschöpfung zu vermeiden und Lebensqualität zu verbessern.
ADHS in Beziehungen: Das Zusammenspiel von ADHS in Beziehungen, sowohl unter Kindern als auch Erwachsenen, und wie Gleichgesinnte oft eine besondere Verbindung spüren, ist ein weiterer Diskussionspunkt.
Nonverbaler Autismus: Die Förderung der Entwicklungschancen und Autonomie bei nonverbalem Autismus ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der in die Diskussionen einfließt.
Ich bin dankbar für euer Engagement und eure Beiträge, die diese Community so lebendig und hilfreich machen. Lasst uns weiterhin gemeinsam lernen, diskutieren und wachsen. Auf viele weitere spannende Gespräche und Beiträge
Soviel für heute bzw. diese Woche
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