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ADHS und Handy-Sucht

Smartphone-Sucht und ADHS: Wie viel Bildschirmzeit ist zu viel?
Ein Blick auf die Zusammenhänge mit Schlaf und Selbstregulation – mit Selbsttest!

Einleitung

Smartphones sind für viele von uns unverzichtbar geworden, besonders für Jugendliche. Sie sind Kommunikationsmittel, Lernhilfe und Unterhaltung in einem. Doch wenn die Nutzung überhandnimmt, können Probleme wie Schlafstörungen oder Schwierigkeiten bei der Konzentration auftreten. Besonders betroffen sind neurodivergente Jugendliche, z. B. mit ADHS, da ihre impulsiven und belohnungssensitiven Verhaltensweisen sie anfälliger für exzessive Nutzung machen.

Eine aktuelle Studie untersuchte genau diese Zusammenhänge zwischen Smartphone-Sucht, ADHS-Symptomen und Schlafqualität bei jungen Erwachsenen. Dieser Blogbeitrag erklärt, was die Forscher:innen herausgefunden haben, was Eltern tun können – und enthält einen Selbsttest, um das eigene Smartphone-Verhalten zu überprüfen.

Die Studie: Was wurde untersucht?

Die Studie wurde an 443 Studierenden durchgeführt und analysierte die Beziehung zwischen drei Schlüsselfaktoren:

  1. Smartphone-Sucht: Wie sehr beeinträchtigt die Nutzung das tägliche Leben?

  2. ADHS-Symptome: Gibt es Unterschiede zwischen neurotypischen und neurodivergenten Jugendlichen?

  3. Schlafqualität: Wie wirkt sich die Nutzung auf die Schlafdauer und -qualität aus?

Untersuchungsmethoden

  • Smartphone-Nutzung wurde mit der Smartphone Addiction Scale – Short Version (SAS-SV) gemessen.

  • ADHS-Symptome wurden mit der Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS) erfasst.

  • Die Schlafqualität wurde durch den Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) bewertet.

Die Teilnehmenden gaben zudem an, wie viele Stunden sie täglich Smartphones nutzten, welche Apps sie bevorzugten und ob sie sich selbst als süchtig betrachteten.

Ergebnisse: Was kam heraus?

1. Smartphone-Sucht und ADHS-Symptome hängen eng zusammen

Jugendliche mit ADHS nutzten Smartphones häufiger und länger, zeigten stärkere Symptome von Suchtverhalten und hatten größere Schwierigkeiten, ihre Nutzung zu kontrollieren. Die impulsiven Verhaltensweisen und die Belohnungssensibilität bei ADHS machen Smartphones besonders attraktiv, da sie schnelle Unterhaltung und soziale Bestätigung bieten.

2. Negative Auswirkungen auf den Schlaf

Die Studie zeigte, dass Jugendliche mit intensiver Smartphone-Nutzung eine schlechtere Schlafqualität hatten. Gründe dafür waren:

  • Zeitverschiebung: Exzessives Scrollen führt oft dazu, dass Schlafenszeiten hinausgezögert werden.

  • Blaues Licht: Smartphones emittieren blaues Licht, das die Melatoninproduktion hemmt und das Einschlafen erschwert.

  • Erregung: Aufregende Inhalte auf Plattformen wie TikTok oder YouTube halten das Gehirn wach.

Besonders bei Jugendlichen mit ADHS verstärkte sich diese Problematik, da sie ohnehin oft mit Schlafstörungen kämpfen.

3. Unterschiede zwischen neurotypischen und neurodivergenten Jugendlichen

  • Nutzungshäufigkeit: Jugendliche mit ADHS checkten ihr Smartphone öfter als neurotypische Jugendliche (häufiger als 40 Mal pro Tag).

  • App-Präferenzen: Sie bevorzugten Apps mit hoher visueller und emotionaler Stimulation wie TikTok oder YouTube, während neurotypische Jugendliche eher WhatsApp oder Instagram nutzten.

  • Impulsivität: Jugendliche mit ADHS griffen impulsiver zum Smartphone, unabhängig von einer tatsächlichen Notwendigkeit.

Kausalität vs. Korrelation: Was bedeutet das?

Die Studie zeigt deutliche Zusammenhänge zwischen ADHS, Smartphone-Sucht und Schlafqualität, beweist aber keine direkten Ursache-Wirkung-Beziehungen. Es ist wahrscheinlich, dass die Faktoren sich gegenseitig verstärken:

  • ADHS kann exzessive Smartphone-Nutzung begünstigen.

  • Umgekehrt kann intensiver Smartphone-Gebrauch die Fähigkeit zur Selbstregulation und Konzentration beeinträchtigen, was ADHS-Symptome verschärft.

Selbsttest: Wie hoch ist Ihr Risiko für Smartphone-Sucht?

Nutzen Sie die folgende deutsche Version der Smartphone Addiction Scale – Short Version (SAS-SV), um Ihr Verhalten einzuschätzen. Antworten Sie ehrlich und bewerten Sie jede Aussage von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 6 (trifft vollkommen zu).

Fragen

  1. Ich fühle mich ruhelos, wenn ich mein Smartphone nicht nutzen kann.

  2. Mein Alltag wird oft durch die Smartphone-Nutzung gestört.

  3. Ich vernachlässige wichtige Aufgaben wegen meines Smartphones.

  4. Ich nutze mein Smartphone länger, als ich ursprünglich geplant hatte.

  5. Mein Smartphone ist mein Hauptmittel zur sozialen Interaktion.

  6. Ich verspüre den Drang, ständig auf mein Smartphone zu schauen.

  7. Ich habe Schwierigkeiten, meine Smartphone-Nutzung zu kontrollieren.

  8. Ich werde gereizt oder ängstlich, wenn ich mein Smartphone nicht nutzen kann.

  9. Meine Smartphone-Nutzung hat negative Auswirkungen auf meinen Schlaf.

  10. Andere Menschen sagen mir, dass ich mein Smartphone zu oft benutze.

Auswertung:

  • 10–20 Punkte: Unproblematische Nutzung

  • 21–40 Punkte: Überdenken Sie Ihr Verhalten

  • 41–60 Punkte: Hohes Risiko für Smartphone-Sucht

Handlungsempfehlungen für Eltern

1. Bildschirmzeit reduzieren

  • Legen Sie klare Regeln für smartphonefreie Zeiten fest, besonders am Abend (mind. 1 Stunde vor dem Schlafengehen).

  • Nutzen Sie App-Blocker oder Bildschirmzeit-Timer, um die Nutzung zu begrenzen.

2. Schlaf fördern

  • Schaffen Sie eine feste Schlafroutine (z. B. gleiche Zeiten für Schlafen und Aufstehen).

  • Entfernen Sie Smartphones aus dem Schlafzimmer.

3. Alternativen anbieten

  • Fördern Sie Aktivitäten wie Sport, kreative Hobbys oder gemeinsame Familienprojekte, die das Bedürfnis nach Belohnung und Stimulation erfüllen.

4. Auf ADHS-Symptome eingehen

  • Helfen Sie Ihrem Kind, den Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und Smartphone-Nutzung zu verstehen.

  • Unterstützen Sie es bei der Nutzung sinnvoller Apps, die Struktur und Planung fördern.

5. Vorbild sein

  • Reduzieren Sie Ihre eigene Smartphone-Nutzung und schaffen Sie technikfreie Familienzeiten.

Zusammenfassung

Die Studie zeigt, dass Smartphones das Leben von Jugendlichen bereichern, aber auch erhebliche Risiken bergen können – besonders für Jugendliche mit ADHS. Eltern haben die Möglichkeit, durch gezielte Maßnahmen und ein besseres Verständnis der Zusammenhänge gesunde Routinen zu fördern und ihren Kindern so zu helfen, eine bessere Balance zu finden.

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Quellen:

  • Zeyrek, I., Tabara, M. F., & Çakan, M. (2024). Exploring the Relationship of Smartphone Addiction on Attention Deficit, Hyperactivity Symptoms, and Sleep Quality Among University Students. Brain and Behavior, 14, e70137. https://doi.org/10.1002/brb3.70137 (Öffnet in neuem Fenster)

  • Kwon, M., Kim, D., Cho, H., & Yang, S. (2013). The Smartphone Addiction Scale: Development and Validation of a Short Version for Adolescents. PLOS ONE, 8(12), e83558.


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