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Ritalin gegen Kurzsichtigkeit ? Wie Myopie und ADHS zusammenhängen könnten

„Ritalin gegen Kurzsichtigkeit?“ – Wie Dopamin nicht nur das Gehirn, sondern auch das Auge schützt

Ein unerwarteter Effekt dopaminerger ADHS-Medikamente rüttelt an etablierten Sichtweisen: Kinder mit unbehandeltem ADHS sind deutlich kurzsichtiger.

„Vielleicht brauchen wir nicht nur mehr Aufklärung über ADHS, sondern auch neue Brillen – für unsere Sicht auf Medikamente.“

🔍 Was haben ADHS und Myopie gemeinsam?

Auf den ersten Blick scheint die Kombination aus ADHS und Kurzsichtigkeit (Myopie) kurios. Die eine Störung betrifft Fokus und Impulskontrolle, die andere die Brechkraft des Auges. Doch unter der Oberfläche verbindet beide ein gemeinsames neurobiologisches Fundament: Dopamin.

Dopamin ist nicht nur im Gehirn entscheidend für Aufmerksamkeit, Motivation und Selbststeuerung. Auch in der Netzhaut des Auges spielt es eine Schlüsselrolle – es wirkt wachstumshemmend auf den Augapfel. Fehlt dieser Dopamin-Impuls, wächst der Augapfel zu lang – und das Bild auf der Netzhaut wird unscharf: Myopie.

🧠💊 Die provokante Hypothese:

Dopaminmedikation schützt das Auge – nicht nur das Gehirn.

Die Studie von Huang et al. (2025), veröffentlicht im Postgraduate Medical Journal, liefert Zündstoff für die Diskussion:

Unbehandelte ADHS-Kinder hatten ein um 22 % erhöhtes Risiko für Kurzsichtigkeit – während behandelte Kinder ein um 39 % geringeres Risiko aufwiesen.
Je mehr ADHS-Medikamente verwendet wurden, desto stärker der Schutzeffekt:
– 1 Medikament: 50 % Risikoreduktion
– 2 Medikamente: 72 % Risikoreduktion

Damit ist die Studie ein Meilenstein – und wirft neue Fragen auf:

  • Sind wir zu zögerlich mit ADHS-Medikationen?

  • Sollten Augenärzte bei früh einsetzender Myopie auch nach ADHS-Symptomen fragen?

  • Gehört Myopie-Screening zum ADHS-Management?

💡 Warum ist das wichtig?

Weil Myopie kein harmloses Phänomen ist. Sie betrifft laut WHO bis 2050 mehr als 50 % der Weltbevölkerung – mit schwerwiegenden Folgen wie Netzhautablösungen, Makuladegeneration und Erblindung. Besonders bei Kindern, deren Augäpfel sich noch im Wachstum befinden, ist Prävention entscheidend.

Und weil ADHS häufig unterschätzt, spät erkannt oder aus Sorge vor „zu viel Ritalin“ nicht behandelt wird – oft mit der Folge von Schulproblemen, sozialer Ausgrenzung, Selbstwertkrisen. Jetzt kommt ein weiteres Argument hinzu: unbehandeltes ADHS könnte das Risiko für irreversible Augenschäden erhöhen.

👁️‍🗨️ Kurzsichtigkeit: mehr als nur Genetik

Die Forschung zeigt seit Jahren: Tageslicht schützt.
Warum? Weil Licht die Dopaminfreisetzung in der Retina anregt.

Kinder, die täglich über 60 Minuten draußen spielen, haben ein signifikant geringeres Risiko, kurzsichtig zu werden. Länder wie Taiwan haben bereits Maßnahmen ergriffen: Dort ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Grundschulkinder 90 Minuten täglich im Freien verbringen – und die Myopie-Rate sinkt.

🤯 Und jetzt wird’s wirklich kontrovers:

Verhaltenstherapie statt Brille?

Kaum bekannt – aber in der Fachliteratur diskutiert:
Kurzsichtigkeit wäre theoretisch auch verhaltensmedizinisch behandelbar – durch gezielte Steuerung von Lichtverhältnissen, Blickverhalten, Bildschirmzeit, Fokuswechsel, visuelle Trainings und insbesondere: Aufenthalt im Freien.

Doch statt Verhalten zu verändern, verschreibt man Brillen. Statt mit dem Licht zu arbeiten, setzen wir uns unter Neonröhren.

Warum? Weil Verhaltenstherapie aufwendig ist, Geduld erfordert und nicht refinanziert wird. Dabei könnte man durch rechtzeitige Intervention möglicherweise nicht nur den Verlauf verlangsamen, sondern die Myopie-Entstehung gänzlich vermeiden oder stabilisieren.

Hier schließt sich der Kreis zur ADHS-Diskussion: Auch hier wissen wir, dass nicht-medikamentöse Strategien (z. B. Bewegung, Struktur, Coaching, Verhaltenstherapie) wirksam wären – aber nur Medikamente systematisch verschrieben werden.

Bei ADHS wie bei Myopie zeigt sich: Unser System bevorzugt symptomatische Korrektur statt präventiver Verhaltensänderung.

🧠 Und ADHS?

Auch hier fehlt Dopamin – allerdings im Frontalhirn. Methylphenidat (Ritalin) und ähnliche Substanzen erhöhen die Dopaminkonzentration, verbessern Fokus und Selbststeuerung. Und – wie die neuen Daten zeigen – vermutlich auch die Augengesundheit.

📌 Was heißt das konkret für Praxis und Prävention?

Für Eltern:

  • Frühzeitige augenärztliche Untersuchungen bei ADHS-Kindern

  • Outdoor-Aktivitäten täglich fördern (80–90 Minuten)

  • Myopie als mögliches Warnsignal für unerkanntes ADHS verstehen

Für Fachleute:

  • Myopieprävention bei ADHS neu mitdenken

  • In interdisziplinären Teams arbeiten: Augenärzte ↔ Psychiater ↔ Pädiater

  • Dopaminerge Medikamente differenzierter betrachten: nicht nur als „Notlösung“, sondern potenziell protektiv

Für alle:

  • Licht ist Medizin – und Bewegung ebenfalls

  • Verhaltenstherapie könnte bei Kurzsichtigkeit mehr leisten, als wir glauben – wenn wir sie zuließen

🎯 Fazit: Zeit für neue Blickwinkel

Die Verbindung zwischen ADHS und Kurzsichtigkeit zeigt einmal mehr: Neurodivergenz ist kein isoliertes Phänomen. Es betrifft das ganze System – auch die Art, wie wir sehen. Wortwörtlich.

Wenn Medikamente, die bislang mit Vorbehalten betrachtet wurden, auch körperlich schützend wirken, braucht es eine neue Debatte: nicht über „zu viel Ritalin“, sondern über die Risiken unbehandelter ADHS. Und vielleicht: über unsere medikamentenfokussierte Sichtweise bei Myopie.

Eine Brille korrigiert. Dopamin schützt. Verhalten könnte heilen.
Aber nur, wenn wir es zulassen.

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