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Schalke 04 beendet vorzeitig GAZPROM-Sponsorship

Die Königsblauen zeigen Flagge und nehmen wirtschaftliche Einbußen in Kauf

https://schalke04.de/verein/update-2802/ (Öffnet in neuem Fenster)

Hatte ich noch in meinem vorangegangenen Post Zweifel geäußert, wie sich der Fußball-Zweitligist FC Schalke 04 von der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom russischen Energie-Lieferanten GAZPROM lösen könne, so scheint der Verein nun reinen Tisch zu machen und die seit 2007 bestehende Kooperation vorzeitig zu beenden:

Dadurch geht der Verein den steinigen, aber Respekt abnötigenden Weg.

Eine entsprechende Meldung gab es auf der Homepage von GAZPROM GERMANIA noch nicht. Dort ist noch der alte Text zu lesen, der nicht nur das Sponsoring für den Profi-Bereich erwähnt, sondern auch die Unterstützungen für die Stiftungen "Schalke hilft!" und "Gerald Asamoah Stiftung für Herzkranke Kinder" sowie die Fanplattform "SchalkerLeben" hervorhebt.

 

https://www.gazprom-germania.de/engagement/sport/fc-schalke-04.html (Öffnet in neuem Fenster)

Aufgrund der Sanktionen gegen Russland und des Stopps für Nord Stream 2 ist der Kurs der GAZPROM-Aktie (ADR) von 4,78 € am 25.02. auf aktuell 3,23 € (28.02. , Stand: 12:15 Uhr) stark gesunken.

Die Aktiengesellschaft OAO GAZPROM mit aktuell weltweit ca. 480.000 Mitarbeiter*innen ist einer der größten Erdgaskonzerne. Über ein Viertel der weltweit gesicherten Erdgasvorkommen befindet sich im Besitz des Unternehmens. Darüber hinaus verfügt GAZPROM über ein Pipelinesystem mit einer Länge von mehr als 161.000 Kilometern. Die Gesellschaft fördert insgesamt 90 Prozent des russischen Erdgases. 

GAZPROM gehört zu mehr als der Hälfte der Russischen Föderation, also dem Staat, und betätigte sich schon in der Vergangenheit immer wieder als Erfüllungsgehilfe von Staatschef Wladimir Putin. Bereits 2001 übernahm GAZPROM den bis dahin relativ unabhängig berichtenden Fernsehsender NTW, der immer wieder durch kritische Berichte aufgefallen war: Zum Bespiel mit Reportagen über die Verwicklung des Geheimdienstes FSB (Nachfolger des sowjetischen KGB) in Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Moskau mit 367 Toten, was Putin die Rechtfertigung für den Zweiten Tschetschenienkrieg (1999-2009) lieferte. Der damalige Eigentümer von NTW, der Oligarch Wladimir Gussinskij, musste 2001 aus Russland fliehen, um sich einer Verhaftung durch die russischen Behörden wegen kolportierter Betrügereien zu entziehen. 

Zurück zur aktuellen Lage: Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax wird GAZPROM auch weiter Gas nach Europa liefern, am heutigen Montag rund 106 Mio. Kubikmeter.

https://interfax.com/newsroom/top-stories/74643/?sphrase_id=68496 (Öffnet in neuem Fenster)

Gas fließt hierbei auch durch die 2011 bereits fertiggestellte Nord Stream 1 - Leitung, die von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald führt. Bislang stand die Nord Stream 1 - Pipeline bezüglich Sanktionen noch gar nicht zur Diskussion. Aktionäre der nach Schweizer Recht gegründeten Betreibergesellschaft Nord Stream AG sind zu 51 % GAZPROM sowie die deutschen Wintershall Dea und E.ON, die niederländische Gasunie und die französische Engie.

So hat der Stopp für die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 einen gewissen faden Beigeschmack, den Deutschland verzichtet auf eine Leitung, die sie bislang auch nicht benötigte. Gewiss, der betriebswirtschaftliche Schaden ist enorm. So resolut und entschieden, wie auch die Grünen immer gegen die Gasleitung sich positionierten, ist es freilich nicht, wenn Nord Stream 1 unbehelligt weiter Gas nach Deutschland pumpt.

Wie geht es indes mit dem verschuldeten FC Schalke 04 weiter? Immerhin stehen laut Konzernabschluss 2020 Verbindlichkeiten aus Anleiheemissionen in Höhe von 50,6 Mio. € und Kreditschulden gegenüber Banken von 57,2 Mio. € zu Buche. Der Konzernverlust türmte sich in schwindelerregende 53,1 Mio. € auf, was zu einem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 71,1 Mio. € führte (s.  Homepage FC Schalke 04 Konzernabschluss 2020).  

Ausgerechnet der Ruhrpott-Erzrivale Borussia Dortmund in Person des Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke deutete nun eine solidarische Unterstützung durch die DFL für Schalke an.  Ob eine über die "Bild" angebotene Hilfe durch den wegen rassistischer Äußerungen geschassten und durch die hygienisch schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen für Arbeitnehmer aus Osteuropa in die Schlagzeilen geratenen Ex-Aufsichtsratschef und Fleischfabrikanten Clemens Tönnies bei Fans und Vorstand mehr Zuspruch finden dürfte, ist allerdings kaum wahrscheinlich.

https://www.waz.de/sport/fussball/s04/wegen-gazprom-bvb-boss-watzke-will-schalke-helfen-id234684825.html (Öffnet in neuem Fenster)

Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen.

Kategorie Sport

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