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Müde - und hoffnungsfroh

20. September 2024

Liebe Lesende,

sind Sie auch wahlkampfmüde? Auch wenn Sie selbst gar keinen Wahlkampf geführt haben? Ich bin grad sehr müde - nicht nur, weil ich gestern kurzfristig die Co-Moderation einer Podiumsdiskussion in Eichwalde mit den Direktkandidaten des Wahlkreises 26 übernommen habe. Ich bin auch müde, weil die Debatten der vergangenen Tage so an Fahrt aufgenommen haben, dass man kaum mehr folgen kann. Es scheint, als würde das Schicksal der ganzen Bundesrepublik am Sonntag in Brandenburg entschieden. Und wer weiß, vielleicht geht es wirklich darum, wie sich die nächsten Jahre in diesem Land gestalten: wie wir miteinander reden und umgehen, welche Rolle Fakten, Emotionen und Aufrichtigkeit spielen; welcher Wert den Institutionen und Entscheidungsprozessen beigemessen wird. Eins ist sicher: Es wird auf jeden Fall darüber entschieden, wie es in diesem unserem Bundesland weitergeht.

Eine kleine Begebenheit von gestern Abend wird mir in Erinnerung bleiben: Nach der Diskussion mit Publikumsfragerunde kam ein Mann auf mich zu und kritisierte, dass die falschen Themen vorgegeben worden seien. Ich antwortete, dass wir, also mein Kollege Andreas Oppermann vom rbb und ich als Moderatoren, die Themenblöcke nach journalistischen Kriterien ausgewählt haben. Wir haben jene landespolitischen Themen besprochen, die ganz besonders im Wahlkreis 26 unter den Nägeln brennen: Schulen und Bildung, Flughafen und Infrastruktur, Wohnen und Klimafolgenanpassung. Der Mann war überzeugt, dass sich in Eichwalde niemand für den Flughafen interessiere - ausgerechnet dort verursachen die Flugzeuge übrigens mit den meisten Lärm . Er habe eine wichtige Frage stellen wollen und sei nicht mehr drangekommen, sagte der Mann. Es hatten sich gut ein halbes Dutzend Gäste zu Wort gemeldet. Er wollte nun also fragen, ob und welcher Fraktion sich der Einzelbewerber Rainer Schamberger anschließen wolle - ein früherer Kreistagsabgeordneter der AfD, der mit mutmaßlich falscher Identität in die Schlagzeilen geraten war. “Fragen Sie ihn, dort steht er”, sagte ich. “Ich kenne die Antwort”, sagte er, “aber die Menschen im Saal hätte das doch interessiert.” Wenn es so gewesen wäre, dann wäre die Frage sicher auch von anderen gestellt worden, entgegnete ich. Der Mann wurde wütend, beschimpfte mich und zog von dannen.

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