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Die unwanted unknowns der Bevölkerung Deutschlands

Warum und wie sich jede(r) auf Krieg vorbereiten sollte

Bislang bedurfte es eines aufmerksamen Hinhörens. Oder auch Hinsehens, wie z.B. in meinem Fall, beim Leben in der Nähe eines Militärstandorts. Die Kommunikation in den Medien war eher verborgen und leise, weswegen sich in der Breite die Information noch nicht wirksam durchgesetzt hatte: Auch Deutschland kann zukünftig von Krieg betroffen sein.

Das dürfte sich in der vergangenen Woche geändert haben. In ihr häuften sich die Nachrichten und Appelle in Richtung der deutschen (und schwedischen (Opens in a new window)) Bevölkerung doch auffällig, sich auf Krieg vorzubereiten. Auch wenn er nicht unmittelbar vor der Tür stehe. Vorbereitung brauche schließlich Zeit.

So machte der NDR-Info-Podcast “Streitkräfte und Strategien” diese Woche gleich zwei Mal den möglichen Krieg gegen Deutschland zum Thema: Am Dienstag, den 9. Januar 2023 mit “Wir müssen auf Krieg vorbereitet sein (Opens in a new window)” mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer. Und am 12. Januar 2023 mit “Wenn der Krieg zu uns kommt (Opens in a new window)” mit dem Sicherheitsexperten Prof. Dr. Dominic Kudlacek. Kluge Beiträge, die jeweils mindestens 2x angehört werden sollten. Denn viele wichtige Informationen könnten unter Umständen als Aufgabe “der anderen”, z.B. der Bundeswehr oder Politik, missverstanden werden. Vielmehr werden alle in Deutschland adressiert.

Wie du bereits im Beitrag zu Selbsthilfe und Selbstschutz (Opens in a new window) lesen konntest, ergänzen behördliche Maßnahmen des Zivilschutzes - im Verteidigungsfall (Opens in a new window) - die Selbsthilfe der Bevölkerung. Im Zivilschutz gilt, dass das gesamte Schutz- und Hilfeleistungssystem nur so stark ist wie das schwächste Glied in der Hilfeleistungskette. (Opens in a new window) Und das ist: der Bürger bzw. die Bürgerin.

“Kriegstüchtig” solle daher nach den Interviewten nicht nur die Bundeswehr, sondern jede(r) Einzelne werden. Jede(r) Einzelne solle sich vorbereiten, v.a. mental. So nennt Herr Prof. Dr. Kudlacek als die ersten, wichtigen Schritte der gesamten deutschen Bevölkerung:

  1. “Wir müssen umdenken. Wir müssen einsehen, dass es nicht mehr so kuschlig ist und dass diese Bedrohung ganz real ist. Das ist die erste Einsicht, die muss sich durchsetzen.”

  2. “Wir müssen unsere Sicherheit in die eigenen Hände nehmen.”

  3. Wir müssen “akzeptieren, dass es auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.”

Wo kannst du* anfangen, umzudenken?

Zunächst sind die Tipps des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ein guter Einstieg. Hier (Opens in a new window) findest du Hilfreiches zur Selbsthilfe sowie Ratgeber und Checklisten für verschiedene Krisensituationen. Wichtig ist dabei zu wissen: Eine “One size fits all”-Lösung gibt es nicht. Jeder Mensch ist individuell und bedarf daher auch einer individuellen Vorsorge. Genauso kann sich ein Krieg unerwartet und in den unterschiedlichsten Facetten zeigen, z.B. “unsichtbar” in (Cyber-)Angriffen auf unsere Kritische Infrastruktur wie die Strom- oder Wasserversorgung.

Die nachstehende Liste zur Bestimmung der individuellen Bedürfnisse für alle Fälle kann der Vorsorge etwas Richtung geben, wobei die Prioritäten natürlich situationsabhängig anders sein können. Der Vorsorgezeitraum muss anhand des individuellen Sicherheitsbedürfnisses bestimmt werden; zwei Wochen sind nach meinem persönlichen Empfinden das Minimum. In Kinder und z.B. der deutschen Sprache nicht vollumfänglich mächtige, kranke oder ältere Familienmitglieder kann sich bei der Bearbeitung hineinversetzt werden:

  1. Wie kann ich gesund atmen (z.B. bei dichtem Rauch)?

  2. Wie kann ich gesund trinken ohne Trinkwasserversorgung von aussen?

  3. Was brauche ich, damit es mir gut geht (Medikamente z.B.) und um mich bei Verletzung versorgen zu können (Erste-Hilfe-Tasche z.B.)?

  4. Habe ich eine zweite Brille, wenn Kontaktlinsen nicht hygienisch nutzbar sind und/oder meine Brille kaputt geht?

  5. Wie kann ich meinen Toilettengang und Hygiene ohne externe Wasserver- und -entsorgung (umweltfreundlich) erledigen? Worin/womit z.B. wasche ich mich/meine Kleidung und wie viele Liter Wasser brauche ich?

  6. Wie kann ich genug und gesund essen ohne Versorgung von außen?

  7. Wie kann ich kochen ohne Strom bzw. wie generiere ich Strom zum kochen (z.B. Abkochen von Wasser)?

  8. Wie reduziere und entsorge ich Müll, um bei fehlender Müllabfuhr z.B. kein Ungeziefer anzulocken und keine Verunreinigungen (wie des Grundwassers) zu verursachen?

  9. Wie kann ich mich wärmen ohne Heizung (v.a. in den kalten Jahreszeiten)?

  10. Wie kann ich mich kühlen ohne Klimaanlage oder Ventilator (in den heißen Zeiten)?

  11. Wie mache ich Licht, um z.B. im Dunklen nicht zu stürzen? (Kerzen sollten mMn bestmöglich vermieden werden)

  12. Wie informiere ich mich über das Geschehen um mich herum, wenn mein Handy und der Strom für Radio und Fernseher nicht mehr gehen?

  13. Woher bekomme ich das Wissen, um z.B. Wasser zu filtern oder gefahrlos Feuer zu machen, welche Pflanzen ungenießbar und gar giftig sind?

  14. Wie kann ich mich selbst schützen (z.B. durch Verbesserung der Gefahrenwahrnehmung und Reaktionsfähigkeit, Selbstverteidigung oder Verstecken)?

  15. Welche Fluchtmöglichkeiten habe ich, wenn ich meine Wohnung/mein Haus verlassen muss?

  16. Wie kann ich mich unterwegs trocken halten oder trocknen, wenn ich nass (vom Regen) bin?

  17. Wo/wie habe ich ein Dach über dem Kopf, um in einer Notlage schlafen und mich erholen zu können?

  18. Wie kann ich mich ausweisen und meine berufliche Bildung nachweisen, wenn ich evakuiert wurde und nicht mehr zurück kann?

  19. Welche Gegenstände sind außerdem unverzichtbar und muss ich im Fluchtfalle bei mir haben (z.B. ein Stick mit Backup aller wichtigen Daten)?

  20. Wenn ich nicht fahren, laufen oder rennen kann, wie komme ich zum Ziel?

  21. Wie kann ich Notwendiges erwerben, wenn ich es nicht habe? Habe ich z.B. Bargeld oder Tauschmittel?

  22. Wie kann ich mich oder mir andere verständlich machen, brauche ich z.B. Hilfsmittel (Wörterbuch, Hörgerät, Block und Stift, Batterien)?

  23. Wie kann ich anderen helfen? Weiß ich noch, wie Erste Hilfe geht? Kommt für mich ein Ehrenamt in Frage?

Es ist ok, wenn die Bearbeitung der Liste viel Zeit und viele Emotionen in Anspruch nimmt. Das ist normal. Wichtig ist, sich über die individuellen Bedürfnisse mehr Gedanken zu machen. Alles weitere kann dann Schritt für Schritt angegangen werden.

Ich weiß, das klingt insgesamt nicht sehr freudig. Aber auch deswegen heißt der Blog ja Vollkatastrophe.

*Unternehmer und Unternehmen können gerne mit diesen (Opens in a new window) englischsprachigen Tipps meiner Kanzlei beginnen, solange kein deutschsprachiger Vollkatastrophe-Beitrag verfügbar ist.

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