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Von Einhörnern und Arschlöchern

FILM-KRITIK

Eine Frage, die uns allen sicherlich schon oft gestellt worden ist: Glaubst du eigentlich an Einhörner? Meine Antwort ist immer und ganz deutlich: Ja. Wenn mensch mich dann blöde anschaut, frage ich zurück, wie sehr die Person denn an die erste und schließlich zweite Wahl von Orange-HULK® zum US-Präsidenten glaubte... Tja, siehste Mal. Es passieren die unmöglichsten Dinge und gibt die scheinbar unglaublichsten Wesen.

Brutalismus in diversen Formen

So auch in Alex Scharfmans Regiedebüt DEATH OF A UNICORN, das in glitzerndem Lila und blutigem Rot für das mutige Indie-Studio A24 gleich drei Einhörner auf die Leinwand bringt. Wenngleich das zuerst auftauchende Einhorn-Fohlen direkt von Elliot Kintner (Paul Rudd) angefahren und dann vor den erschrockenen Augen seiner alternativen Tochter Ridley (Jenna Ortega, Netflix' „Wednesday“, „Scream 6“) dem Titel gerecht werdend totgeschlagen wird.

Paul Rudd und Jenna Ortega in DEATH OF A UNICORN // © Universal Pictures

Das schockt nicht nur das aufmüpfige Töchterchen des Witwers, das eben noch eine cool-bunte, LSD-ähnliche Vision (Opens in a new window) hatte. Machste nix. Weiter geht es zum Ziel der Kintners: Das einladend-ausladende Anwesen des schwer an Krebs erkrankten Pharma-Moguls Odell Leopold (Richard E. Grant) wartet schon seit einiger Zeit auf ihre Ankunft.

Elliot soll nach dessen baldigem Ableben die Geschäfte des Konzerns übernehmen. Zunächst allerdings wollen die Leopolds, neben Patriarch Odell noch die engagiert trockene Ehefrau Belinda (wunderbar: Téa Leoni) und der engagierte Druffi-Dandy-Sohn Shepard (famos: Will Poulter), die Familie Kintner besser kennenlernen. So sollen Vater Elliot und Tochter Ridley ein Wochenende auf dem Anwesen inmitten eines kanadischen (den Leopolds gehörenden) Naturschutzparks verbringen.

Ins falsche Horn geblasen?!

So weit, so unangenehm. So richtig unangenehm wird es allerdings erst, als dem Butler GRIFF!!!! (Anthony Carrigan, Victor Zsasz in „Gotham“) und der waffenfesten Security-Chefin Shaw (Jessica Hynes) auffällt, dass da irgendwas im SUV der Besucher*innen steckt. Als schließlich Horn und Hufe aus dem wackelnden Wagen stoßen, ist schnell klar: Da haben wir was Besonderes. Das Einhorn wird – erneut – getötet und aus dem Wagen geholt.

Auch Einhörner haben Eltern in DEATH OF A UNICORN // © Universal Pictures

Nachdem nun noch entdeckt wurde, dass sowohl Blut als auch das Pulver des Horns heilende Kräfte besitzen, ist schnell klar, dass mensch sich hier im gediegenen Grün nicht mit den Behörden herumschlagen, sondern selbst (Forscher*innen-)Hände anlegen sollte. Wozu ist das denn ein Pharmaunternehmen, nich wahr?! So geht's mit dem Testen und dezenten Auseinadernehmes des Horns, aller Warnungen Ridleys, dass hier ein großer Fehler gemacht werde, zum Trotz ans Werk.

Klingt alles reichlich absurd, ist es auch und will es auch sein. Freude bringt die garstige Horror-Komödie mit kleinem Budget (gerade einmal 15 Millionen US-Dollar), das man ihr auch durchaus an einigen Stellen ansieht, was ihr gleichwohl einen herrlich passenden B-Movie-Charme verleiht, allemal.

Heimlicher Star des Films: Will Poulter in DEATH OF A UNICORN // © Universal Pictures

Angefangen mit der Debatte darüber, was mensch denn nun genau vor sich habe, einem Fettnäpfchen suchenden Arschloch-Vater des Jahres Elliot aka Rudd, der sich gern schnell an die neue Rolle des möglichen Chefs/Partners gewöhnt, über die niemals müde werdende Leoni, die herablassend mütterlich erläutert, warum dies alles das Beste für die Menschheit sei bis zu „Sheppi“, den ein (äußerst gut aussehender) Will Poulter mit sich steigernder Manie und einer herrlich kreativen Arroganz gibt. Nach WARFARE (unsere Besprechung lest ihr hier (Opens in a new window) oder auf Instagram (Opens in a new window)) gleich seine zweite Glanzleistung in kürzester Zeit.

Zynismus meets Splatter

Der Humor im ebenfalls von Scharfman geschriebenen DEATH OF A UNICORN dürfte nicht allen passen. Ein wenig Zynismus muss mensch schon mögen. Wer keine Filme, Serien, Bücher etc. mag, in denen es im Grunde (fast) nur Arschlöcher gibt, sollte einen großen Bogen um den durchaus gesellschaftskritischen Film machen.

https://www.youtube.com/watch?v=9cMIarrxLGs (Opens in a new window)

In der zweiten Hälfte gesellt sich zum Witz noch reichlich Splatter, teils so arg, dass die FSK-16-Freigabe in Deutschland schon beinahe erstaunt. Gerade wenn wir bedenken, dass der vergleichsweise brave (wenn auch schlechte) THE CROW mit Bill Skarsgård ab 18 freigebeben ist. Egal, soll hier nicht Thema sein.

Herrlich skurril

Die CGI-Effekte sind wie erwähnt zwar eher mäßig, allerdings auch nicht so viel schlechter als im immerhin 165 Millionen teureren „Captain America: Brave New World“. Die Action-erfahrene Kamera von Larry Fong weiß die Jagd-Kampf-Und-Schlacht-Momente herrlich packend und doch ironisch einzufangen und die romantisch-treibende Musik von Dan Romer unterstreicht den B-Movie-Charme.

Auf den Erfolg! Téa Leoni, Richard E. Grant, Will Poulter und Paul Rudd in DEATH OF A UNICORN // © Universal Pictures

Der Autor dieser Zeilen hatte bei DEATH OF A UNICORN unerwartet viel Spaß an Witz und Ekel, war durchgehend gefesselt und möchte den Film (der an den US-Kinokassen bisher hinter den Erwartungen zurückblieb) unbedingt empfehlen. Ein herrlich blutiges Horror-Märchen.

AS

PS: Wir empfehlen den Film im Originalton zu schauen.

IN EIGENER SACHE: Da unser reguläres Online-Magazin noch immer nicht wieder am Start ist, veröffentlichen wir vorerst hier. Mehr dazu lest ihr in unserem Instagram-Post (Opens in a new window) oder auf Facebook (Opens in a new window).

DEATH OF A UNICORN ist seit dem 1. Mai 2025 im Kino zu sehen.

DEATH OF A UNICORN; Regie und Drehbuch: Alex Scharfman; Bildgestaltung: Larry Fong; Musik: Dan Romer; Darsteller*innen: Jenna Ortega, Paul Rudd, Richard E. Grant, David Pasquesi, Anthony Carrigan, Téa Leoni, Will Poulter, Jessica Hynes, David Pasquesi, Anthony Carrigan, Denise Delgado

Topic Film

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