„Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht guttun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen“, diesen Satz sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am vergangenen Wochenende in einem Interview (Opens in a new window). Und: „Man kommt raus aus der eigenen Blase.“ Da Sonntag war, ein Tag mit ein bisschen mehr Zeit hier und da für soziale Netzwerke, wurde über die „Pflichtzeit“ gleich viel diskutiert. Neu sind diese Diskussionen nicht, eher wiederkehrend, da immer mal wieder jemand den Wehr- oder Zivildienst vermisst und denkt, diesen jungen Leuten täte ein bisschen mehr Pflicht, mehr Disziplin, mehr Gemeinsinn ganz gut.
Mir fiel dann ein, dass ich vor rund einem Jahr über das Thema schon mal für meine SZ-Magazin-Kolumne geschrieben hatte unter der Frage: „Ist es radikal, wenn alle sich sozial engagieren?“ (Opens in a new window). Darin hatte ich mich vor allem mit den Strukturen im Ehrenamt beschäftigt und herausgearbeitet, wer sich in Deutschland leichter engagieren kann und wer ausgeschlossen wird und wie es gelingen könnte, dass alle, die möchten, sich engagieren können. Nicht nur als junger Mensch, sondern zu jedem Zeitpunkt im Lebensverlauf, zum Beispiel dann, wenn man mit 40 neue berufliche Orientierung braucht.
Aus dem Interview mit Steinmeier lässt sich übrigens nicht direkt herauslesen, ob er nur junge oder Menschen aller Altersgruppen meint. Allerdings hätte er die Idee breiter ausführen müssen, wenn er sich eine „Pflichtzeit“ auch für ältere Menschen vorstellen könnte. Es ist jedenfalls nachvollziehbar, dass in Reaktion auf das Interview vor allem eine Debatte über einen Pflichtdienst für junge Menschen entstand.
In der neuen Diskussion um die Pflichtzeit irritierte viele, dass nach den Pandemie-Einschränkungen, die Schüler_innen viele Freiräume genommen haben, nun ausgerechnet aus der Politik eine Idee für neue Pflichten für junge Menschen kam, statt Angebote für sie. Psychische Belastungen und Zukunftsängste (Opens in a new window) unter Jüngeren haben im Verlauf der Pandemie zugenommen und Jugendstudien erheben immer wieder, dass sich junge Menschen von der Politik übergangen fühlen. Praktika sind ausgefallen, der Beginn von Ausbildung, Studium und Beruf war für viele schwieriger. Das ist ein Zitat einer jungen Person, die für eine Studie der Universität Hildesheim (Opens in a new window) über den Jugendalltag in der Pandemie befragt wurde:
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