Angekündigt: Eriksholm: The Stolen Dream (PC)
Die Schließung von Mimimi Games im August 2023 war ein großer Verlust für Freunde des isometrischen Schleichens und Taktierens. Immerhin hatte das Studio aus München richtig gute Spiele wie Shadow Tactics, Desperados III sowie Shadow Gambit veröffentlicht. Aber das Genre wird weiter gepflegt, denn genau daran knüpft u.a. das soeben veröffentlichte Sumerian Six von Artificer aus Warschau an, das ich in der Vorschau für September (Opens in a new window) kurz vorstellte. Und falls ihr in den Podcast (Opens in a new window) dazu reingehört habt, erwähnte Ben im Rückblick auf die gamescom mit Eriksholm eines seiner Highlights. Das habe ich mir mal angeschaut und kann ihm nur beipflichten: Das schwedische Team von River End Games (Opens in a new window) könnte dieser gemütlichen Art digitaler Abenteuer vielleicht sogar frische Impulse verleihen.
Skandinavischer Historismus
Ich bin jedenfalls neugierig auf dieses Spiel, denn es verspricht eine entschleunigte Atmosphäre von Katz-und-Maus-Taktik und konzentriert sich auf eine Story in einem ungewöhnlichen Szenario. Und das wird überaus ansehnlich illustriert. Man ist als junge Frau namens Hanna in der fiktiven Stadt Eriksholm (Opens in a new window) unterwegs, die sich architektonisch an skandinavischen Vorbildern wie Stockholm oder Göteborg zu Beginn des 20. Jahrhunderts orientieren soll.
In Letzterer, die früher auch Gotenburg genannt wurde und sich in der anvisierten Epoche des Spiels zum größten Exporthafen Europas entwickelte, arbeitet das knapp 20-köpfige Team. Zwar handelt es sich um eine Premiere, aber zusammen mit Creative Director Anders Hejdenberg sind neben Newcomern einige erfahrene Programmierer und Designer aktiv, die u.a. an Spielen wie Battlefield, Mirror's Edge, Bionic Commando oder Little Nightmares beteiligt waren. Und was sie bisher an städtischer Kulisse präsentieren, sieht richtig gut aus.
In den ersten Spielszenen meint man die Mode und Gebäude des Historismus erkennen, der vom Aufschwung der Industrie und dem Rückgriff auf Stile vergangener Epochen geprägt war. Es gibt einen Hafen, Züge und Automobile, Strom, Kabel und Fabriken, aber auch genug Grün, dazu viel Holz in Form von Treppen, Gattern oder Baugerüsten, über die Hanna balancieren kann.
Der kleine Bruder von Dishonored
Die Stadt wirkt mit ihren engen Kanälen und Schienen, den verwinkelten Gassen und pompösen Hausfassaden fast wie ein kleines Miniaturwunderland aus, in das man von schräg oben hinein blickt. Ich mag diese Perspektive auch in Rollenspielen sehr gerne. Man sieht kleine Boote, Kräne ziehen Fracht und Passanten wandern umher. Es gibt mehrstöckige Gebäude sowie Hinterhöfe, so dass sich der Schauplatz natürlich für das Schleichen und Taktieren eignet.
Eriksholm wirkt fast so wie der kleine Bruder der Stealth-Action Dishonored, die 2012 von den Arkane Studios entwickelt wurde und ebenfalls in einer Stadt am Meer spielte, die von Walfang sowie Industrialisierung geprägt war. Aber es wirkt auf den ersten Blick bodenständiger, es scheint weder Steampunk-Flair noch eine apokalyptische Plage zu geben wie anno dazumal in Dunwall.
Hanna und ihre Freunde
Dass Hanna trotzdem heimlich loszieht, liegt am rätselhaften Verschwinden ihres Bruders Herman. Als die Polizei nach ihm sucht, ihn nicht findet und Hanna mit auf die Wache kommen soll, verschwindet sie lieber und wird selbst von den Gesetzeshütern gesucht. Irgendwas stimmt also nicht. Und so wird laut bisheriger Beschreibung eine "eine Kette von katatrophalen Ereignissen" ausgelöst, die sowohl ihr Leben als auch die Zukunft der Stadt verändern. Was das sein soll und was es mit dem Untertitel "The Stolen Dream" auf sich hat, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass auch die filmische Inszenierung sehr hochwertig und hinsichtlich der Charaktere sowie des Schauspiels überzeugend wirkt. In diesen Situationen will man die persönliche Bindung zwischen Spieler und Hanna aufbauen.
Was man bisher auf spielerischer Seite sehen kann, wirkt recht klassisch, aber auf angenehme Art reduziert. Man kann mit Hanna oder einem anderen der drei spielbaren Charaktere losziehen, wobei sich die Fähigkeiten jeweils unterscheiden. Man kann klettern und springen, geduckt schleichen und Lampen mit der Schleuder ausschießen, Feinde ablenken, aus der Nähe oder Distanz mit Giftpfeilen angreifen und Bewusstlose wegtragen. Die Benutzeroberfläche beschränkt sich auf das Wesentliche, nur auf einem Bild sind bisher visuelle Hilfen zu erkennen, die eher dezent aussehen.
Es geht also nicht in erster Linie um das Freischalten cooler Spezialfähigkeiten oder Kombos im Team, die man von anderen Spielen des Genres kennt. Beobachtung, Erkundung und Cleverness sollen in erster Linie belohnt werden, um vielleicht eine eher entschleunigte Art des taktischen Schleichens zu inszenieren. Ähnlich wie aktuell in Star Wars Outlaws (zur Rezension (Opens in a new window)) soll auch das Zuhören zu Hinweisen führen. Die Frage ist natürlich, inwiefern das samt dem Figurenwechsel für genug Abwechslung sorgen kann. Man ist nicht frei in Eriksholm unterwegs, sondern folgt auch linearen Missionspfaden - trotzdem sollen mehrere Wege zum Ziel führen.
Rätsel sollen ebenfalls dabei sein und man ist sowohl draußen in der Stadt als auch in Gebäuden unterwegs. Und wer weiß, vielleicht wird es ja doch noch düsterer oder übernatürlicher als gedacht, denn am Ende des ersten Trailers schauen zwei Offiziere im Hafen recht ängstlich, nachdem sie etwas im Fernrohr erblickt haben. Das Spiel soll 2025 erscheinen, ist bisher für PC, PS5 sowie XBS angekündigt und hinterlässt einen ebenso stimmungsvollen wie vielversprechenden Eindruck, so dass es unter Kurs in meiner Top 9 der kommenden Spiele (Opens in a new window) gelandet ist.
https://youtu.be/w5sWLWF20uc (Opens in a new window)Vielen Dank an alle Steady-Unterstützer (Opens in a new window), die dieses kleine Spiele-Magazin mit ihrem Abo möglich machen. Es würde mich freuen, wenn ihr auch an Bord (Opens in a new window) kommt!