Auf einen Whisky: Logbuch #4 - Bilanz nach zwei Jahren
Herzlich willkommen zur ersten Folge von Auf einen Whisky im Jahr 2024. Diesmal bin ich alleine vor dem Mikro und möchte mich vor allem an die Zuhörer wenden, die diesen Podcast gerne hören, aber Spielvertiefung bisher nicht über Steady unterstützen (Opens in a new window). Ich möchte diese Gespräche weiter kostenlos anbieten, aber ohne eure Unterstützung wird das bald schwierig.
Seit November 2021 haben sich 76 Folgen im Archiv angesammelt, die erst wöchentlich und seit einiger Zeit zweiwöchentlich erscheinen; seit dem Start wurden laut Statistik über 250.000 Downloads sowie Streams abgerufen. Den aktuellen Jahresrückblick 2023 (Opens in a new window) mit Ben und Micha haben bisher 3500 Leute gehört.
Wenn nur jeder Zehnte davon ein Abo über Steady abschließen würde, käme ich zusammen mit meinen bisherigen Unterstützern auf über 1000 und könnte als freier Journalist von Spielvertiefung leben; aktuell sind es etwa 740. Wieso das ab diesem Jahr eine große Herausforderung für mich wird, versuche ich in dieser Folge ganz transparent zu erläutern, indem ich meine Einnahmen und Ausgaben als Selbstständiger aufliste.
Bisher gab es ja drei Logbücher als Podcast, das letzte allerdings vom August 2022. Jetzt fragen sich vielleicht einige, warum das so lange her ist. Tja, ich konnte bisher immer nur über die Einnahmen von Spielvertiefung sprechen, aber nie über die konkreten Abgaben an das Finanzamt. Also wurde das gegen Ende alles recht schwammig, was das für die Zukunft bedeutet; sprich: was eigentlich netto übrig bleibt.
Ein alter Freund hatte mir vor der Selbstständigkeit noch Folgendes gesagt: In den ersten beiden Jahren lassen sie dich in Ruhe, aber dann kommt alles auf einmal an Zahlungen, also leg lieber ein Drittel deiner Einnahmen zurück. Und genau so ist es kürzlich gekommen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich einigermaßen daran orientiert habe.
Denn ich musste vor Weihnachten sowohl die Einkommenssteuer für das Jahr 2022 in Höhe von knapp 14.000 Euro zurückzahlen als auch jene für das Jahr 2023 in derselben Höhe vorauszahlen - das waren also auf einen Streich etwa 28.000 Euro. Hinzu kam die Umsatzsteuer: Für das Jahr 2023 sind es 4136 Euro. Das Tückische an der Selbstständigkeit ist ja, dass sich auf dem Konto zunächst einiges anhäuft. So viel Geld hatte ich jedenfalls noch nie auf der Bank.
Aber das war natürlich brutto und ab jetzt werden die Einnahmen viel schneller weg sein. Denn erstens ist das über zwei Jahre angesammelte Geld natürlich futsch und zweitens stehen ab diesem Jahr die vierteljährlichen Vorauszahlungen an. Für 2024 sind alle drei Monate jeweils 3300 Euro vom Finanzamt angesetzt, beginnend mit dem 10. März, dann am 10. Juni und so weiter.
Das bedeutet also, dass ich monatlich mindestens 1100 Euro an Einkommenssteuer zurücklegen muss. Hinzu kommt die erwähnte Umsatzsteuer, die ebenfalls vierteljährlich gezahlt wird. Sie liegt bei 7% und je nach Einnahmen kommen ab 800 Euro aufwärts hinzu. Was heißt das für die Zukunft von Spielvertiefung? Dass es ab sofort ernst und dieses Jahr 2024 entscheidend wird, denn ich hab das mit meiner Familie durchgerechnet.
Aber bevor ich auf die konkreten Zahlen eingehe und das alles zu negativ klingt, vielleicht erstmal etwas Positives. Denn Spielvertiefung hat laut Steady einen vergleichsweise großen Kern an treuen Lesern und Hörern, der sich seit zwei Jahren stabilisiert hat. Wenn ich Leute nach den Gründen für die Kündigungen frage, wird diese in den allermeisten Fällen finanziell begründet.
Die Anzahl der Mitglieder über Steady ist recht stabil - im November gibt es immer einen kleinen Einbruch, weil die Jahresabos auslaufen.
Wenn ich überlege, wie teuer alles geworden ist, von den Lebensmitteln bis zu all den Kosten für Strom, Gas & Co, dann ist das mehr als verständlich, dass man alles Unwichtige erstmal einspart. Das machen wir ja auch gerade. Und Spielvertiefung gehört genau in diese Kategorie. Trotzdem freut es mich immer wieder, wenn mir die Leute dann schreiben, dass sie die Inhalte an sich cool finden und manche sogar zurück an Bord kommen wollen.
Aber hilft alles nix, denn der Zuspruch und der Kern an Unterstützern alleine reichen leider nicht aus. Also jetzt mal konkret zum Geld: Die höchste Überweisung von Steady im Jahr 2023 lag bei 4638 Euro, das war im Januar, als noch 812 Mitglieder gezählt wurden. Die niedrigste stammt vom November 2023, da waren es nur noch 3737 Euro von 749 Mitgliedern, die mir überwiesen wurden.
Aber die Einnahmen sind in diesem Monat immer am geringsten, weil dort die Jahresabos auslaufen und die Abzüge für Gebühren der Zahlungsanbieter angesichts neu abgeschlossener Abos meist deutlich höher ausfallen. Es waren diesmal 508 Euro - zum Vergleich: im Oktober waren es nur 129 Euro. Also falls jemand zuhört und mit einem Abo liebäugelt: Aufgrund der hohen Transaktionskosten wäre ein Jahresabo per Lastschrift für mich die günstigste Art der Unterstützung, denn per PayPal fallen für mich Gebühren in Höhe von 2,49 % plus 35 ct an. Zum Vergleich: Falls ihr per Lastschrift zahlt, ist es nur 1% plus 20ct.
Aber jetzt mal die konkreten Zahlen für den November.
Ich hatte für den Zeitraum vom 1. bis 30.11.2023 insg. 766 Unterstützer (193 Monats- und 573 Jahres-Abos) über Steady mit einem Umsatz von 4781,29 Euro brutto. Das klingt erstmal ganz gut.
Davon zieht Steady u.a. die Gebühr für seine Dienstleistungen in Höhe von 10 Prozent ab, das waren 478 Euro, außerdem jene der Zahlungsanbieter wie PayPal etc., die bei 508 Euro lagen, so dass fast 1000 Euro wegfallen.
Schließlich wurden mir besagte 3737 Euro brutto im November überwiesen. Zum Vergleich: Im Dezember 2023 waren es 3975 Euro. Von den 3737 Euro auf dem Konto muss ich dann zuerst die Umsatzsteuer von 244 Euro abziehen.
Es blieben im November etwa 3490 Euro. Im Dezember waren es ohne Umsatzssteuer 3715 Euro. Davon musste ich die mir jetzt bekannte Einkommenssteuer von etwa 1100 Euro abziehen. Es blieben also von den überwiesenen 3737 Euro noch knapp 2390 Euro; im Dezember 2615 Euro.
Davon musste ich die Renten-, Sozial- und Krankenversicherung abziehen, die für mich aktuell bei knapp 875 Euro liegt. Ich habe da schon Glück und kann das günstigste Angebote für Selbstständige in der Künstlersozialkasse nutzen, das sich je nach geschätzten Jahreseinnahmen ändert.
Es blieben knapp 1515 Euro; im Dezember 1740 Euro.
Davon gingen die Miete plus Nebenkosten ab, die aktuell bei etwa 1400 Euro liegen. Ich wohne mit meiner Familie nördlich von Hamburg. Wir haben uns schon umgeschaut, aber es ist sehr schwer was Günstigeres zu finden, zumal wir bis zum Abschluss des Studiums meiner jüngeren Tochter nicht wegziehen wollen.
Es blieben also knapp 115 Euro; im Dezember 340 Euro.
Und ab jetzt muss man nicht mehr viel rechnen, um zu sehen, wie knapp das ist. Wäre ich mit diesen Kosten alleine, wäre Spielvertiefung nicht zu halten. Denn davon müssen Lebensmittel und alles andere wie Versicherungen etc. gezahlt werden. Für meine Tochter fallen natürlich Gebühren etc. für das Studium an.
Ich besitze übrigens kein Auto, keine Immobilien, keine Aktien, kein Gold, keine Diamanten, kein Erbe, aber zahle noch ein paar Jahre einen Kredit ab. Dass wir überhaupt klar kommen liegt daran, dass meine Frau in Teilzeit arbeitet, so dass noch knapp 1000 Euro dazu kommen. Außerdem biete ich als freier Journalist Beratungen an, halte mal Vorträge als Dozent oder bin als Chefredakteur für die GEE aktiv.
Das sind unregelmäßige Einnahmen, aber die helfen dabei, einige Lücken zu stopfen. Was ich jetzt ein wenig bereue ist, dass ich die erste Steuererklärung für 2022 alleine gemacht habe. Ich wollte ganz einfach Kosten sparen, aber vermutlich würde ein Steuerberater die Nachzahlungen von knapp 14.000 Euro deutlicher senken können, so dass dann trotz Honorar mehr übrig bleibt.
Ich habe einige andere Potenziale noch nicht ausgeschöpft, könnte noch wirkungsvoller auf Social Media posten oder über YouTube mit Videos starten. Aber die Tage sind so verdammt kurz und ich bin mit den regelmäßigen Inhalten wie Vorschauen, Rezensionen, Breitseiten, Flaschenpost oder Auf einen Whisky komplett ausgelastet.
Auf jeden Fall muss ich in diesem Jahr minimal 800 bis 850 Unterstützer erreichen. Und ich bin weiter überzeugt, dass es für dieses unabhängige und werbefreie Magazin eine Nische abseits des Reichweiten-Journalismus gibt. So, das wars mit dieser zahlenfixierten Sonderfolge.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dieses Jahr an Bord (Opens in a new window) kommt und wünsche euch wie immer lange Spielzeit und angenehme Bosse.