Dein wöchentliches She Drives Mobility Update - mit jeder Menge #Autokorrektur!
Guten Morgen wünsche ich!
Ich liege grad noch in meinem Bett in Berlin, wo ich eine WG habe, weil ich vor Corona wöchentlich immer auch hier gearbeitet habe. Da lohnte sich das günstige Zimmer irgendwann mehr als ein Hotel, weil ich hier eine richtig tolle Mitbewohnerin, einen Kleiderschrank und mehr ein Gefühl von zu Gast habe als jedes Hotelzimmer geben könnte.
Gestern habe ich zwei Stunden mit einem Geschäftsführer eines Autoclubs eine Paartherapie für ein neues ZDF-Format gedreht. Spannende Erfahrung für mich, mal längere Zeit mit so einem Menschen "Auf der Couch" - so heißt das Format - und unter Begleitung des Psychologen Leon Windscheid zu verbringen. Wir haben mehrere Übungen gemacht, ich musste u. a. eine Rede im Namen von dem Herren halten. Für mich war das Ganze ein Experiment. Wieder einmal haben zwei Menschen abgelehnt, mit mir auf dieser Couch zu sitzen. Hildegard Müller vom VDA erneut sehr offen, ein anderer Herr deswegen, weil er samstags keine Zeit für solche Dinge hat :) Der Herr vom Autoclub wiederum ist von Frankfurt nach Berlin geflogen.
Hier findet ihr die Pilotfolge mit Carla Reemtsma und Jan Fleischhauer. Carla ist von FFF - Fleischhauer hat die Position "dagegen".
Heute gehe ich nochmal mein komplettes Buchmanuskript durch. Schon aufregend, wie aus einzelnen Fragmenten etwas wird, was sich immer mehr wie ein Buch anfühlt. Etwas bedrückt fühle ich mich, weil ich fast ausschließlich Literatur gefunden habe, die sehr binär auf unsere Welt schaut. Also sie in Mann und Frau einteilt. Hier ein kleiner Spoiler auf einen Teil des Covers.
Und in Sachen "binäre Welt":
Mittlerweile grätsche ich auf allen sozialen Kanälen rein, wenn es mir zu binär ist oder ich nicht verstehe, warum Menschen bestimmte Dinge einfach veralbern, anstatt Menschen ihr Leben leben zu lassen.
Beispiele? Wir sollten nicht nur Jungs erlauben und sie so erziehen, dass sie "weich" sein dürfen - wir sollten allen Kindern erlauben, so zu sein, wie sie sein wollen. Wenn da ein kleiner Junge ein Mädchen sein möchte, ein kleines Mädchen sagt, dass sei Mädchen mag - oder ein Mädchen "hart" sein will, dann ist das ok. Wichtig ist, dass ein Kind bei sich bleibt und nicht verunsichert wird durch unsere erwachsene Sicht auf die Welt. Ich habe viel Zeit verloren bei dem Versuch, so zu sein, wie "die Gesellschaft" Katja augenscheinlich haben wollte - und habe versucht, den äußeren Widerstand gegen mich zu senken. Dabei habe ich immer mehr Widerstand gegen mich selbst aufgebaut, was sehr ungesund war. Ich bereue diesen Umweg nicht, ich gönne aber allen jüngeren Menschen, dass sie ihren Weg unbeirrter gehen dürfen. Und können.
Zweites Beispiel: Ein "junges Reportageformat" hat eine junge Frau dabei begleitet, wie es ist, sich in der "Szene" von Menschen zu bewegen, die gebrauchte Unterwäsche kaufen und verkaufen. Für mich nichts, was ich nachvollziehen muss, aber etwas, was ich total in Ordnung finde. weil beides Seiten etwas davon haben und kein Mensch leiden muss. Seit etwa vier Tagen streite ich mich mit diesen Reporter:innen auf Instagram, dass ich es total daneben finde, sich über solche Menschen lustig zu machen und hahahahaha Kommentare unter die Reportageankündigung zu setzen. Das ist herabwürdigend und übergriffig. Nennt mich empfindlich, aber ich habe mittlerweile keinen Bock mehr auf eine Welt, in der die Spießer:innen entscheiden, was ok ist - und was nicht.
Macht euch gern selbst ein Bild, ich rege mich darüber ECHT auf.
109 Jahre alt.
Einen ziemlich und vielleicht auch nicht ganz unerwarteten Verriss gab es bei Heise zum ITS-Kongress. Ich konnte nicht dort sein, denke aber auch, dass es gerade in Sachen Mobilität endlich der Umsetzung der Transformation und nicht des Schlenders durch Messehallen bedarf. Die Frage ist ja auch, ob es neuer Formate bedarf, die endlich all die Silos zwischen Zivilgesellschaft, Verbänden, Bürger:innen, Industrie und Politik sprengen - zugunsten einer echten, menschenzentrierten, inklusiven, sozial verträglichen Verkehrswende. Aus diesem Blick heraus hat Hamburg gut daran getan, den Kongress in die Stadt zu holen, denn viele der so angestoßenen Projekte werden für uns Bürger:innen verstetigt.
https://www.heise.de/meinung/Mobilitaetskongress-ITS-Erschreckend-rueckwaertsgewandt-6217331.html?hg=1&hgi=1&hgf=false (Opens in a new window)Funny facts:
CN sexuelle Gewalt.
Drüben bei Twitter streue ich immer wieder #AutokorrekturFakten ein, weil das Redigieren meines Buches mich grad die Haare raufen lässt und ich Prokrastination betreibe :)
Ein Fakt: 90 Prozent aller Frauen haben mindestens einmal sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum erlebt. Bei Menschen, die nicht unseren binären heteronormativen #Geschlechterklischees entsprechen (wollen), liegt die Zahl sogar bei fast 100 Prozent.
Diese Zahl ist erdrückend und zugleich ein Detail, das Menschen ins Auto drängt, weil sie dort einen #Safespace (Opens in a new window) haben, der sie schützt. Mein Buch wird diese Menschen sichtbar machen, die gegen ihren Willen und weil unsere Gesellschaft sie nicht so akzeptiert, wie sie sind, Auto fahren. Automobilität ist sehr oft Zwangsmobilität, das habe ich in über 40 Interviews immer wieder gehört.
Unter diesem Tweet sammeln sich nun die Eingaben von männlichen Kommentatoren, die diese Zahlen anzweifeln.
Und ich frage mich:
Wie weit sind wir in unserer Gestaltung einer guten Welt für alle, wenn erneut die Opfer hinterfragt werden - und nicht die statistische Zahl anerkannt und gemeinsam gegen die Täter gehandelt wird?
Der Mechanismus der Verteidigung der Täter sitzt tief. Und ich kann ihn sogar nachvollziehen. Denn natürlich wollen wir uns nicht vorstellen, dass vielleicht einige unserer besten Freunde eine Frau belästigt haben.
Aber genau diese Arbeit gilt es zu tun!
Den Opfern zuhören - nicht kleinreden, was sie zu erzählen haben.
Wenn also eine Frau einen Übergriff von deinem Kumpel thematisiert, hört ihr zu - anstatt ihn sofort zu verteidigen. Das schmerzt, aber nur so kann es besser werden. Die Verantwortung, Diskriminierung aus unserer Gesellschaft zu entfernen, liegt vor allem bei uns, die wir Privilegien haben. Auch, um die Welt der Daten endlich an die Gesellschaft anzupassen und dienbar zu machen. Aktuell dient sie den privilegierten Menschen.
Die WELT im Jahr 1971:
Ich soll ja mehr loben und positiv sein - damit auch alle mitgenommen werden in Sachen #Autokorrektur und Verkehrswende. Diese Anregung habe ich aufgenommen und meine Follower:innen bei Twitter gefragt, was an der Anzeige der CDU Mainz richtig bzw. positiv ist.
Hier ein paar Antworten:
- die Akzeptanz und Förderung fleischloser Ernährung
- nur ein Satzzeichen vergessen, sonst alles richtig geschrieben
- Mehrweggeschirr
- realistische Darstellung von automobiler Freiheit in Deutschland
- Stadtwappen von Mainz ist ein Fahrrad
- es wurde eine Rettungsgasse gebildet
Aber es wurden auch ein paar Fehler entdeckt:
"Ich will die Stimmung ja nicht kaputt machen, aber
- weder würde ein Mainzer Wiesbadener Tofu essen,
- noch führt die A643 nach Mainz. Sie führt auf die A60 und da gibt's keine Tofurestaurants oder -supermärkte."
Und:
"Ich möchte noch ergänzen, dass die A643 eine niedliche Länge von 8 km hat und als überregionaler Tofu-Zubringer ähnlich gut geeignet ist wie die Reeperbahn. Zudem wurde die Mainz und Wiesbaden verbindende Brücke gerade erst für 216 Mio. € neu gebaut, weil die alte marode war."
So ihr Lieben, ich danke für eure Unterstützung und krabble jetzt zurück in mein Skript.
Euch einen wundervollen Sonntag!
Eure Katja