Der 19. Juli in der Geschichte
Ein Feuer, die Kirche baut Mist, ein Schiff geht unter und jede Menge Olympiade
64 – Der erste von sechs Tagen, an denen Rom brennt. Noch heute wird darüber gestritten, wer oder was, wie und warum das Feuer entfacht hat. Aber zumindest drehen sich viele Geschichten darum, wie Nero die brennende Stadt anschaute, während er auf seiner Lyra spielte und dabei sang. Vermutlich »Smoke On The Water«. Es spricht viel dafür, dass die negativen Darstellungen nur Propaganda gegen ihn waren, denn er war gar nicht in Rom zu diesem Zeitpunkt und seinen eigenen Palast wollte er bestimmt auch nicht in Flammen sehen. Zumindest nahm er die Zerstörung zum Anlass, sich einen neuen, schöneren Palast zu bauen.
1476 – Weil der bis dahin unbedeutende Viehhirte Hans Böhm die Menschen zur Wallfahrt nach Niklashausen auffordert, wo er ihnen - warum auch immer – den vollkommenen Ablass ihrer Sünden verspricht, denkt die kirchliche und weltliche Obrigkeit der Gegend: »Alter, wat willst du denn?«, und lässt ihn mal schnell als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Vermutlich sagt die Kirche sich: »Wat kommt denn als nächstes? Irgendein dahergelaufener Mönch, der meint die Kirche reformieren zu wollen?«
1510 – Weil der christliche Kesselflicker Paul Fromm unter Folter behauptet, dass er einen Teil der von ihm aus einer Kirche gestohlenen Güter an einen Juden verkauft hat, treibt man 38 Juden vor der Marienkirche in Berlin-Mitte zusammen und lässt sie verbrennen. Und den Dieb gleich mit. Im Anschluss vertreibt man gleich noch alle Juden aus der Mark Brandenburg. Es war also schon 420 Jahre früher als gedacht ziemlich doof, in Berlin Jude zu sein.
1545 – Das englische Kriegsschiff »Mary Rose« legt bei einem Seegefecht gegen die Franzosen ein Wendemanöver hin. Dummerweise hat man bei der Gewichtsverteilung wohl etwas geschlafen, jedenfalls dringt Wasser in die unteren Decks ein und das Schiff geht unplanmäßig tauchen. Rund 470 Seeleute sterben. Erneut zeigt sich, dass König Heinrich VIII. bei allem, was einen weiblichen Namen hat, nicht vom Glück gesegnet ist.
1695 – In der englischen Zeitschrift »A collection for improvement of husbandry and trade« (»Sammlung für den Fortschritt in Landwirtschaft und Handel«) erscheint die erste bekannte Kontaktanzeige. Der Wortlaut: »Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz sucht eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3000 Pfund.«
Etwa 30 Jahre? Er wusste also sein eigenes Alter nicht? Im Grunde hätte da auch stehen können: »Alter, reicher Sack sucht junge, reiche Tussi.«
1940 - Nach dem Sieg über Frankreich verteilt Hitler Beförderungen unter seinen Generälen, als wäre er Oprah Winfrey, die Autos verschenkt. »Du wirst ein Generalfeldmarschall ... du wirst ein Generalfeldmarschall ... Ihr ALLE werdet Generaldfeldmarschälle!«
Ich wette, Hitler hätte es total knorke gefunden, mit einer schwarzen Fernsehmoderatorin verglichen zu werden.
1952 – Die Olympischen Sommerspiele in Helsinki werden eröffnet. Besonderheit: Deutschland wurde erstmals nach dem Krieg wieder zu den Spielen zugelassen. Mit zwei Mannschaften. Nein, die DDR war nicht dabei. Es waren die BRD und ... das Saarland, welches damals noch französisches »Protektorat« war. Es waren übrigens auch die einzigen Olympischen Spiele, bei denen Deutsche kein Gold gewannen. Anders ausgedrückt: Reden wir nicht weiter drüber.
1980 – Die Olympischen Sommerspiele in Moskau werden eröffnet, allerdings werden es eher Sommerspielchen, denn die halbe Welt boykottiert die Spiele, weil die Sowjetunion kurz zuvor in Afghanistan eingefallen ist. Während der Spiele werden 36 Weltrekorde, 39 europäische Rekorde und 74 olympische Rekorde gebrochen. Größtenteils von Sportlern der UdSSR und der DDR. Ein Mitglied der Medizinkommission des IOC testete sozusagen privat den Urin der Spitzensportler auf abnorme Werte und stellt fest, dass normalerweise 16 Goldmedaillengewinner achtkantig rausfliegen müssten. Aber weil das alles inoffiziell war, lässt man es halt durchgehen. Wie wohl auch jemanden, der mal privat den Urin von jemanden testen will. Wie lief das ab? »Ey, haste mal etwas Urin für mich?«
»Wer zum Teufel sind sie eigentlich?«
1988 – Bruce Springsteen gibt ein Konzert in Ost-Berlin. Rund 160.000 Leute waren als Zuschauer auf der Radrennbahn Weißensee vorgesehen, aber da die Karten nur in Berlin verteilt wurden, kommen Leute aus der ganzen DDR angefahren, um zu schauen, ob sie nicht doch noch irgendwie ins Konzert gelangen. Was sie im Endeffekt tun. Hinterher kann man sich nicht mehr darauf einigen, ob es nun 200.000, 300.000 oder gar 500.000 Besucher waren. Kurz gesagt: Et war voll.
1996 – Die Olympischen Sommerspiele in Atlanta werden eröffnet. Mensch, an dem Tag zeichnet sich ja ein Trend ab, was? Zur Eröffnungszeremonie singt Céline Dion und aus irgendeinem Grund sind danach noch nicht gleich alle wieder abgereist. Für 24 Länder ist es ein Debüt bei den Sommerspielen, von denen der Großteil aus mittlerweile eigenständigen, ehemaligen Sowjetrepubliken besteht. Auch Tschechien und Slowakien treten zum ersten Mal eigenständig auf. Man könnte also sagen, dass es die ersten Olympischen Spiele nach einer großen Scheidungswelle waren. Ebenfalls erstmalig dabei ist Burundi – ein Staat, über den so wenig nachgedacht wird, dass wohl kaum einer ihn auf Anhieb auf einer Weltkarte finden würde. Und einer der Läufer holt gleich Gold über 5000m. Natürlich war es ein Läufer. Gewichtheber erwartet man aus Afrika irgendwie nicht, oder?