Der 15. August in der Geschichte
Octavian, Roland und der Preis für Prostituierte in Frankreich
29 v. Chr. – Nachdem Octavian seinen dritten Triumphzug in Folge abgehalten hat, überlegt er, wie man das Römische Reich am besten führen könnte. Am Ende sagt er: »Leute, wisst ihr was, ich hab eine tolle Idee: Das mache einfach ich!«
778 - Nachdem die Truppen von Karl dem Großen kurz zuvor Pamplona geplündert hatten, was die baskische Bevölkerung irgendwie wenig witzig fand, befinden sie sich bei Roncesvalles auf dem Rückzug. Die Basken, deutlich in der Unterzahl, machen sich das Gelände zunutze und bringen den gesamten Tross bis auf den letzten Mann um, darunter auch den Statthalter der Bretonischen Mark, den Grafen Roland.
In Frankreich sieht man das Ganze als riesige Schlacht, in der sich der heldenhafte Roland gegen die schurkischen Muslime - Spanien und das Baskenland waren damals unter muslimischer Herrschaft - zur Wehr gesetzt hatte. Roland wird zum christlichen Märtyrer stilisiert und ein paar Hundert Jahre später wird das sogenannte Rolandslied komponiert, welches wiederum andere Autoren inspiriert, u.a. Stephen King, der deswegen den Helden seiner »Dunkler Turm«-Saga Roland nennt.
1057 – Der schottische König Macbeth stirbt in der Schlacht gegen den späteren Malcolm III., der es ihm wohl irgendwie übelnahm, dass Macbeth seinen Vater fast auf den Tag genau 17 Jahre zuvor umgebracht hatte. Dass sein Vater, König Duncan, ein viel schlechterer Herrscher als Macbeth war ... na ja, Rache muss halt sein.
1248 – In Köln beginnt man mit dem Bau des Doms. Erst 1880 wird er vollendet. Dann wird ja wohl der Flughafen Berlin-Brandenburg auch noch ein paar Hundert Jahre haben, bis er fertig werden kann, oder?
1483 – Die Sixtinische Kapelle wird nach achtjähriger Bauzeit geweiht. Jetzt haben die Kardinäle auch mal einen Ort, an dem sie ordentlich einen Papst wählen können. Die Decke ist allerdings noch kahl. Erst 1508 sagt der Papst zu Michelangelo: »Mach da oben mal was ran. Wenn ich schon bei den Diskussionen meine Augen verdrehen muss, will ich wenigstens was Schönes ansehen können.«
1549 – Der Jesuit Francisco de Xavier y Jassu trifft auf der Insel Kyūshū ein und beginnt mit der christlichen Missionierung Japans, weil es nichts Schöneres für die Leute gibt, als wenn ihnen ein nicht-existentes übernatürliches Wesen ein schlechtes Gewissen macht. Aus dem Grund verbietet Japan ab 1614 auch jegliche Christianisierung. Man hat einfach genug andere Sorgen.
1795 – In Frankreich wird das Livre formell durch den Franc ersetzt. Und auf der Wikipedia-Seite für den Livre steht in der Erklärung, dass eine Prostituierte damals zwischen 7 und 20 Livres gekostet hat, was bis zu 300€ heute entspricht. Da soll man noch mal sagen, dass man dort nichts fürs Leben lernt.
1914 – Der Panamakanal wird formell eröffnet, aber weil kurz zuvor ein kleiner Weltkrieg ausgebrochen ist, lässt man irgendwelche Feierlichkeiten sein. Die holt man erst 1920 nach. Nach der Eröffnung werden die Häfen in Chile immer weniger angefahren, denn nun muss man ja nicht mehr »untenrum«. Da haben sich die nun arbeitslosen Arbeiter bestimmt gefreut.
1945 – Japan erklärt seine Kapitulation, zumindest spricht Kaiser Hirohito im Radio darüber. Formell unterzeichnet wird sie erst am zweiten September. In den USA, wo es noch der 14. August ist, wird die Nachricht mit Jubel aufgenommen. Auf dem Times Square schnappt sich ein Matrose eine vorbeilaufende Krankenschwester und küsst sie spontan auf den Mund. Ein Fotograf macht davon ein Bild, welches landesweit, wenn nicht sogar weltweit, zum Symbolbild für die Freude über das Ende des Krieges wird. Aus irgendeinem Grund wird der Soldat nicht wegen sexueller Belästigung lebenslang geächtet, Hashtag #MeToo, und die Frau muss nicht für die nächsten vierzig Jahre in psychologische Behandlung.
1946 – Die koreanische Hauptstadt Gyeongseong wird in Seoul umbenannt, denn – seien wir mal ehrlich – den alten Namen kann doch kein Schwein aussprechen.
1947 – Um 0 Uhr werden offiziell Pakistan und Indien eigenständige Nationen. Ein paar indische Fürstenstaaten bleiben zunächst unabhängig, aber bis auf zwei entscheiden sie sich in den nächsten Tagen auch, zu welchem Staat sie gehören wollen. Im Grunde ist allen Beteiligten klar, allen voran den Briten, die die Aufteilung beschlossen hatten, dass es schon sehr bald Stunk um Kaschmir geben würde. 1949 kommt es dann zum ersten Krieg zwischen Pakistan und Indien und es ging – Überraschung! – um Kaschmir.
1971 – US-Präsident Richard Nixon hebt die Goldbindung des Dollars auf, weil das Weltwirtschaftssystem, dass man sich nach dem Zweiten Weltkrieg ausgedacht hatte und in dem der Dollar als Ankerwährung dient, nicht mehr funktioniert. Im Grunde wurde vorher die Stabilität der Währung durch Goldreserven gewährleistet, aber das haute irgendwann nicht mehr hin, weil die USA gar nicht so viele Goldreserven halten konnten. Das war schon 1966 peinlich, als Frankreich sagte: »Ey, zahlt uns unser Geld mal in Gold aus«, und die USA antwortete: »Äh...«
2005 – James Dougherty stirbt in Kalifornien. Der ehemalige Kriminalbeamte würde wohl keine Erwähnung in den Geschichtsbüchern finden, wäre er nicht in jungen Jahren für vier Jahre mit Norma Jean Baker verheiratet gewesen, die nach der Scheidung den Künstlernamen Marilyn Monroe annahm und zum weltweiten Sexsymbol aufstieg. Aber ist nicht so, als wäre da in der Ehe viel los gewesen: Von den vier Ehejahren war Dougherty lange Zeit im Krieg.