Ich bin froh hier zu sein - Mai 2023
Heute vor einem Monat war ein ganz besonderer Abend. Ein Abend, der mein Herz zum Strahlen gebracht hat. Ein Abend, an dem ich so präsent und im Moment war, wie lange nicht. Und bevor ich die Zeilen teile, die ich zwei Tage darauf um 7am in meine Notizapp tippte, will ich ehrlich sein und sagen: jetzt grad sieht’s in meinem Kopf mal wieder ganz anders aus. Meinem Gesicht fällt das Lächeln schwer, während ich vor einem Monat gar nicht anders konnte als zu Strahlen. Und statt Sonne im Herzen sind die vertrauten, grauen Nebelwolken wieder da. Und ich weiß, dass sie weiterziehen werden. Und ich darf hoffen, auf weitere unverhoffte Dankbarkeitsmomente. Und ich darf aussprechen, dass sich das grad scheiße anfühlt. Und vielleicht schreib ich bald mehr dazu. Weil ich den Gedanken nicht glauben will, dass man über Mental Health issues nur in Vergangenheitsform reden kann.
Anywho. Hier die Zeilen über den 24. Mai 2023:
"Als der Gedanke zum Konzert nach Köln zu fahren aufkam, dachte ich mir: wenn ich nach Köln fahren kann, kann ich auch nach Marburg in zwei Wochen. (Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Ich war am 1.5. beim Anson Seabra/ Jonah Kagen Konzert in HH & hab danach spontan entschieden, es irgendwie möglich zu machen, die beiden in Köln ne Woche später nochmal live zu sehen - mehr zu der rollercoaster Reise gibts bei Insta (Opens in a new window))
Nach ein paar Nachrichten und Bahnentscheidungen und Tränen, saß ich am Mittwoch nach der Berufsschule im Zug gen Marburg. Eine Strecke die ich vor 6 Jahren im FSJ regelmäßig gefahren bin. Und die in den letzten 4 Jahren jegliche Möglichkeitsgrenzen gesprengt hat.
Ich hab gemerkt, wie meine Welt auf einmal wieder weiter wurde und wie klein sie all die letzten Jahre war.
Da war Vorfreude und Nervosität & da waren anxiety flashes, die immer kleiner wurden. Und dann war ich in Marburg, bin durch die Stadt gelaufen, in die ich mich vor 5 Jahren verliebt hab. Und hatte in meiner Flachlandbubble vergessen, wie steil Steigung sein kann.
Und dann hab ich mich mit der Lena getroffen, die ich zwei Wochen vorher in Köln kennengelernt hab und wir sind zum Schloss hoch, haben versucht was essen zu gehen (und stattdessen ne Limo geext) (wir haben bestimmt 30 Minuten gewartet, bis wir überhaupt bestellen konnten und dann hat die Zeit nur noch für nen Eis & ne Limo gereicht...) und sind dann zum Poetry-Singer-Songwriter-Abend mit Micha Kunze (Opens in a new window) und Kilian Mohns (Opens in a new window) und Leah Weigand (Opens in a new window).
Und während ich da saß und lauschte war mein Herz so so dankbar da zu sein.
Am ersten Januar hab ich nen Text geschrieben, der mit diesen Worten endete: “ich will versuchen, diesem Jahr die Chance zu geben, mich positiv zu überraschen. Ich will lernen, zu sagen: ich bin froh hier zu sein. Und es auch wirklich so zu meinen.”
Und am Mittwoch um 22 irgendwas konnte ich net anders als folgende Worte in mein Journal zu schreiben: “ich bin so froh, hier zu sein. Und ich meine es so.“
Da gabs Lieder übers Älterwerden und irische Pubs in Rom und Texte über Depressionen oder eben eine lila Katze, die mir sehr vertraut vorkam. Und da war Hoffnung in und zwischen den Zeilen in B-Seite und Alcatraz. Da war Ehrlichkeit und Verletzlichkeit.
Es war einfach so ein Geschenk, Menschen dabei lauschen und beobachten zu dürfen, wie sie ihre Kunst teilen. Dass sie uns daran teilhaben lassen. Ich bin dankbar für den Mut in ihrer Verletzlichkeit. Und ich bin dankbar, weil sie mich inspirieren, den Stift wieder in die Hand zu nehmen. Weil ich es letztendlich dann ja doch liebe geschrieben zu haben.
Ich bin dankbar.
Ich bin dankbar für einen Schlafplatz und alte SMD-Connections. Bin dankbar für Menschen die ein Segen sind. Bin dankbar für Bahnhofstoiletten und alte Fachwerkhäuser, Schlösser und Kirchen. Und für Menschen, die sie vor hunderten von Jahren bauten. Auch wenn sie mit der Imperfektion nicht leben konnten, darf ich mich jetzt an ihr freuen und staunen, wie Menschen überhaupt so etwas bauten."
Da ist noch so viel mehr, was ich über diesen Abend erzählen könnte...vielleicht noch ne gute Empfehlung zum Abschluss: Hört euch mal Brieffragmente (Opens in a new window)von Micha Kunze an (und wo ihr dann schon mal dabei seid, hört einfach seine anderen Pieces auch noch an. Lohnt sich.)