LöwenPost 2025/12
Sino Kolumne: Zollpolitik der USA ~ Impuls für Technologie ~ Wohlstand in Singapore

Die Zollpolitik der USA dominiert die politischen Kommentare in China, wobei die meisten Analysten die größeren Probleme bei der US-Wirtschaft sehen, denn einerseits sind viele Betriebe in den USA auf Zulieferungen aus China abhängig (es geht also nicht nur um Endprodukte aus China), andererseits wird es der US-Wirtschaft nicht gelingen im Inland so schnell Produktionskapazitäten aufzubauen, geschweige denn eine effiziente Produktions auf die Beine zu stellen. Außerdem wird die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China, Japan und Südkorea gestärkt, da sich die beiden letzten Länder als Verbündete der USA durch die Zollpolitik der Amerikaner vor den Kopf gestoßen fühlen und nun schon kleine strategische Korrekturen in der eigenen Außenpolitik vornehmen. Viele Beobachter stellen fest, dass China seine Exportorientierung schon in den letzten Jahren weg von den USA hin zu ASEAN-Region und Lateinamerika geändert hat, wobei ich aber diesen Schwenk eher mit der schon zuvor eingeleiteten Sanktionspolitik der USA gegenüber China sehe und diese Exporte durch Zwischenfirmen dann doch in den USA landen. Genau das wird man in den nächsten Jahren genau beobachten, wenn die Importe der USA zukünftig aus anderen Ländern kommen, wieviel China die Produkte dann immer noch beinhalten. Die Chinesen waren schon immer geschickte Kaufmannsleute, die trotz Hindernissen Mittel und Wege für Geschäfte gefunden haben. Alle chinesischen Experten verweisen und konzentrieren sich auf die schon begonnenen Maßnahmen zur Ankurbelung des Binnenkonsums in China. Diese Maßnahmen, so die Experten, würden die Einbußen im Handel mit den USA ausgleichen. Trotzdem kann ich den Optimismus so mancher Kommentatoren nicht teilen, die nur geringe Auswirkungen für China vorhersagen, denn schließlich arbeitet eine geschätzte zweistellige Millionenanzahl von Menschen im Bereichen für den US-amerikanischen Export. Die USA sind ein großer Verbrauchermarkt, in die gigantische Mengen an chinesischen Waren bisher geflossen sind. Die Zollpolitik der USA wird keine Wirtschaftskrise in China auslösen, aber diesen Fluss zu bremsen, werden einige chinesische Produzenten finanziell spüren. Außerdem überzeugen mich noch nicht die Maßnahmen zur Steigerung des Binnenkonsums in China, da diese bisher noch zu wenig einen strukturellen Charakter besitzen. Das dieser Handelskrieg erst am Anfang steht, beweisen regierungsnahe Stellungnahmen und Wortmeldungen in den USA. Diese Schlauberger denken in ihrem trumpschen Größenwahn tatsächlich, dass sie die chinesische Wirtschaft in die Knie zwingen, worauf die Chinesen ihre Regierung stürzen. Genau diese realitätsferne Wahnvorstellung begründet diese irrationale Politik der Regierung Trump. Ich habe in meiner letzten LöwenPost geschrieben, dass ich es der US-Regierung nicht zutraue, eine sinnvolle Wirtschaftspolitik mit den Zöllen fertig zu bringen. Die plötzliche und chaotische Aussetzung der Zölle gegen verschiedene andere Länder und dann für bestimmte Produkte gegen China zeigt, dass Trump seine eigene Politik nicht richtig einschätzt und er sich den Folgen für das eigene Land gar nicht bewusst ist. Ganz nebenbei streicht Air Canada viele Flüge in die USA, weil die Buchungen massiv zurückgegangen sind. Kanadier möchten nach den feindlichen Bemerkungen von Trump keinen Urlaub mehr in den USA machen. Ein touristischer Milliardenmarkt bricht an dieser Stelle weg. In der Asia Times kommentiert am 16.4.2025 ein Kanadier die Drohgebärden von Trump folgendermaßen: "Ich persönlich achte bei allen meinen Käufen darauf, dass so viel wie möglich nicht aus den USA stammt. Das wird sich für mich auch dann nicht ändern, wenn die USA zur Vernunft kommen. Meiner Meinung nach ist das Vertrauen für immer verloren." ["As for myself, I have been going thru everything that I buy and making sure as much as possible is bought from anywhere but the US. This is not going to change for me even if the US comes to their senses. Trust is gone forever as far as I’m concerned."]
Trump wird wohl noch so einige Überraschungen erleben.
Die unruhigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA und die protektionistische Politik der EU hat die Auslandsinvestitionen von chinesischen Firmen in diese Wirtschaftsregionen in den letzten Jahre deutlich sinken lassen. Dafür stiegen die Investitionen in den ostasiatischen Wirtschaftsraum, was zeigt, dass sich China bei seinen wirtschaftlichen Aktivitäten nicht bremsen lässt. Yao Yang, Direktor des China Economic Research Center, Professor an der National School of Development an der Beijing-Universität und dessen Expertisen ich besonders schätze, prognostiziert in den nächsten 10 bis 20 Jahren geradezu eine Investitionswelle von chinesischen Firmen ins ausländische Ostasien. In einem Interview, was er wohlgemerkt vor den Zoll-Kapriolen der Amerikaner gegeben hat, bemerkte er sehr scharfsinnig zur US-Politik: "Die US-Politik der Unterdrückung Chinas ist völlig falsch. China mangelt es nicht an Geld oder intellektuellen Ressourcen; es fehlte nur der Impuls zum Handeln. Jetzt haben wir es getan, und die USA sind sprachlos." ["So, the U.S. policy of suppressing China is utterly wrong. China is not lacking money or intellectual resources; it just lacked the impulse to act. Now, we’ve done it, and the U.S. is left dumbfounded."]. Was die Situation in diesem Handelskrieg auf den Punkt bringt. Ohne die feindlichen ökonomischen Handels- und Investitionsmaßnahmen der Europäer und Amerikaner hätte China weiterhin deren Technologien in die eigene Wirtschaftstätigkeit integriert und hätte Wohlstand nach Europa und Amerika gebracht. Aber die feindseligen Attacken der westlichen Welt haben China erst zu eigenen hochtechnologischen Anstrengungen in so kurzer Zeit getrieben. Fast muss man den USA und der EU für diesen Impuls dankbar sein.
In einer Umfrage der Bank CIMB mit dem Nanyang Centre for Marketing and Technology in Singapore gaben circa zwei Drittel der Einwohner von Singapore an, dass sie im Alter zwischen 40 und 60 Jahren finanziell unabhängig sein wollen. Etwa die Hälfte der Befragten glaubte dabei, dass für eine solche finanzielle Unabhängigkeit mehr als 1 Million Singapore Dollar (circa 700.000 Euro) notwendig sind. Auch wenn die Zuversicht bei Einwohnern sinkt, die diese Altersspanne erreicht haben, so liegt die Zuversicht immer noch um die 50% der Befragten. Dieses Umfrageergebnis spiegelt einen Wohlstand wider, der durch kluge Regierungspolitik eine Gesellschaft geschaffen hat, in deren breiter Wohlstand ein zentrales Element ist. Wohneigentum, Bildungssystem, Leistungsgesellschaft, Investitionsbedingungen, Infrastruktur, Sicherheit und sozialer Frieden sind auf allerhöchstem Niveau und ein leuchtendes Beispiel von gesellschaftlicher Gestaltung weltweit. Trotzdem ist Wachsamkeit gefragt und der Senior Minister und vorige Ministerpräsident Lee Hsien Loong fand vor ein paar Tagen bei einer Rede vor dem National Trades Union Congress (NTUC) die richtigen Worte: Bei bisherigen globalen Krisen, wie COVID oder Finanzkrisen, konnte sich Singapore als maritimes Handelszentrum immer auf florierenden Welthandel verlassen, was für eine rasche Wirtschaftserholung nach den Krisen entscheidend war. Diesmal werden aber durch die Amerikaner diese weltweiten Handelsströme gestört, was die Wirtschaftspolitik in Singapore in der Zukunft erschweren kann. Global agierende Konzerne haben gern in Singapore wegen den ausgezeichneten Bedingungen investiert. Ein stockender Welthandel und innenpolitische Unsicherheiten (nächsten Monat finden Parlamentswahlen in Singapore statt) kann da Sand ins Getriebe streuen. Nicht nur mahnende Worte, sondern auch eine scharfsinnige Analyse der politischen Situation und Herausforderung für die Regierung in Singapore. Ich hoffe, dass die Bewohner des Stadtstaates seinen Ratschlägen besonderes Gehör schenken und nicht den um Aufmerksamkeit heischenden Oppositionsgeplärre.