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Österreich sucht den Super-Sozi!

Die offene Debatte, wie es mit ihr weiter gehen soll, hat der SPÖ bisher ganz gut getan.

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Das Mitgliedervotum der SPÖ geht in die Endrunde, die allermeisten jener, die teilnehmen werden, haben wohl schon abgestimmt oder sind entschieden. Lief das nun prima oder eher schlecht? Vielleicht kennen sie ja diese Kippbilder, die früher so populär waren, bei denen etwas anderes zu sehen war, je nachdem, aus welcher Perspektive man sie betrachtete. Und so ähnlich ist es auch mit diesem eigentümlichen, ungewohnten Schauspiel.

Da ist eine Partei, die uns alle an ihren Leiden teilhaben ließ und die dabei auch ihre Schwächen ausbreitete. Der eine Kandidat warb für sich vor allem mit der Botschaft, er sei der einzige, der Wahlen gewinnen und einen Kanzler Herbert Kickl verhindern könne. Seine engste Entourage verkündete zwar, er sei der brillanteste Gigant zwischen Eisenstadt und Neusiedlersee, aber seine schlaueren Fürsprecher konzentrierten sich auf die Beteuerung, man solle ihn wählen, auch wenn man ihn für einen unsympathischen Intriganten halte, weil nur er Kickl verhindern könne. Ein bisschen ist das freilich das Kernproblem sozialdemokratischer Politik, dass man sich so oft darauf konzentriert, wogegen man sei, und nicht so sehr, wofür man sei.

Dass einer der Beste dafür sei, das Schlechte zu verhindern, ist sicherlich kein völlig uninteressantes Argument, aber wenn sich Politik darauf konzentriert, hat sie ein Problem. Auch jemand der sagt „wählt mich, mit mir wird es langsamer schlechter“ wird ja nicht unbedingt Begeisterungsstürme auslösen.

Nicht viel weniger eigentümlich ist die Botschaft der amtierenden Parteivorsitzenden, deren Fürsprecher vor allem damit argumentierten, dass ihr Loyalität zustehe, da man sie nun einmal in das Amt gewählt habe. Denn letztendlich erschöpft sich dieses Argument in die Mitteilung, man wähle sie, weil man sie nun einmal schon gewählt habe. Man kann lange grübeln, was das eigentlich für ein Argument sein soll. Zwischenzeitlich machte sie durchaus passable Figur, zeigte sich von ihrer eloquenten und gewinnenden Seite, verstörte aber immer wieder auch mit böswilligen Seitenhieben auf Kontrahenten und deren Unterstützer. Auch wenn man ihren Groll verstehen kann, darf man fragen, ob es denn so schlau ist, den freien Lauf zu lassen.

Allein Andreas Babler versuchte sich auf positive Botschaften zu konzentrieren, darauf, die Partei „wieder aufrichten“ zu wollen, und seine Absicht war, sich jenseits der „Streithanseln“ zu positionieren.

Die Journalistin Anneliese Rohrer hat in einer TV-Diskussion salopp bemerkt, dass alle Kandidaten den Eindruck erwecken, extrem genervt zu sein.

Das mag auch den Spielregeln eines solchen Wettbewerbs geschuldet sein. Man wird dauernd gefragt, was einem von der Konkurrenz unterscheidet, und beim besten Willen kommt man nicht darum herum, darauf zu verweisen, warum man die jeweils anderen für die schlechteren Bewerber hält. Und dann wird man wieder in der nächsten Schleife mit diesen negativen Urteilen konfrontiert und muss sich verteidigen, was jetzt auch den Grad an Fröhlichkeit nicht erhöht. Bei den Anhängern werden Emotionen freigesetzt, Zwistigkeiten vertiefen sich.

Dennoch hat bisher die SPÖ durch den Wettkampf auch gewonnen, nicht nur weil 10.000 neue Mitglieder beigetreten sind, die sich mehrheitlich eine geerdete, prinzipientreue und geradlinige Mitte-Links-Partei wünschen. Es wird plötzlich bis in Details um politische Konzepte debattiert, von Mindestlohn bis Arbeitszeitverkürzung. Dass eine Sozialdemokratie die Stimme der ganz einfachen Leute sein muss, aber auch eine Stimme des Protestes gegenüber eines Status Quo, mit dem niemand zufrieden sein kann, das wurde in vielen Diskussionen klar gemacht. Und dass sie Fürsprecher jener sein muss, die sich als die Verlassenen fühlen. Ganz viele Stunden wurde das sozialdemokratische Menschen- und Weltbild über die verschiedensten Kanäle präsentiert, sehr viel tiefgehender, als das im normalen Polit-Alltag geschieht.

Natürlich kann da noch sehr viel für die SPÖ schief gehen. Aber bisher lief das nicht so schlecht – und es hat auch etwas Befreiendes.

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