Folge 70
Vorweg
Weil ich wieder durch Dinge von Dingen abgehalten wurde, ist heute nicht Sonntag, sondern Montag, welcher wiederum der 31. Oktober ist, also Halloween, und deshalb verschiebe ich jetzt einfach zack wumm alles aus dieser Folge in die nächste und krame in meinen Ordnern nach unheimlichen Inhalten. Das Unheimliche war mal meine Expertise, im Studium und privat hier, also bevor ich Expertin für digitale Literatur und Publishing wurde bzw. für hot takes, die Leute aus Redaktionen von mir wollen, statt über meine Arbeit zu berichten, was ich von Leuten aus Redaktionen will.
(Nächste Woche geht es dann um das Urtwittertum im Retreat, Entmilliardarisierung und eine Überwindungs-Hausaufgabe in Sachen Rezeptionsscheuklappen (in den letzten Kontext passt der aktuelle Newsletter von Teresa Bücker (Abre numa nova janela), den könnt ihr gern schon jetzt lesen).
#cn #Gewalt
– Es gibt im heutigen New Frohmanntic einmal eine Art mentalen Jump-Scare.
So, los geht’s. Happy Halloween, Hexen.
Unsicher, ob du eine Hexe bist?
Die folgenden Definitionen stammen aus dem Buch Präraffaelitische Girls erklären Hexerei.
Kein Stress, wenn du keine Hexe bist, kannst du Hexenally sein und alles kaputtschlagen. Alles anzünden ist Hexensache.
Etwas Altes: Collected LeonMuks-Posts
Unheimlich – gedanklich, nicht gefühlt – ist, wenn man eine Katastrophe sehr lange vorhersieht und -sagt, und Menschen das auch zu verstehen scheinen, und trotzdem passiert nichts, abgesehen von der Katastrophe. Alle Menschen wider besseres Wissen am day after vollkommen überraschte Gregor Samsas in ihren Bettchen. Siehe über vierzig Jahre Aufklärung von Umweltforscher*innen und -aktivist*innen über die bevorstehende Klimakatastrophe.
Meine persönliche thematische Klimakatastrophe sind »Megalodäre«, wie ich sie nenne, megalomane Multimilliardäre mit ausgeprägtem Hang zur Monopolisierung. Als der auffälligste Problembär in dem Segment hat sich Leon Muks herausgestellt.
Hier noch mal alle historischen Posts über den Imperator der Welt, in der ich nicht leben möchte. Die Girls werden Megalonäre noch zuende erklären, aber ich persönlich werde IHN nicht mehr erwähnen. Was mit IHM nicht stimmt, ist geklärt. Jetzt an Strukturen arbeiten, die IHN übergehen können, Politik einfordern, die IHN entmachtet. Das geht nur, wenn man nicht die ganze Zeit wie Karnickel auf Schlange zu IHM hinstarrt. leon muks ist auch nur ein mensch, der nervt.
Halt.
Und.
Next: #Debillionarization
Etwas Neues: Zoomgloom
Man muss nicht mit Poltergeist aufgewachsen sein, einem Film, in dem ein – Überraschung! – blondes, weißes Mädchen in einen Fernseher mit Bildrauschen hineingezogen werden soll – die Älteren kennen noch den »Schnee« nach »Sendeschluss« –, um krisselige Screenoptiken als delightful horror empfinden zu können. Aber vielleicht verstärkt es die Neigung.
Ich bin mit Poltergeist aufgewachsen und habe neuerdings eine übertriebene Faszination für den rot glitzernden Endscreen nach Zoom-Meetings. Trotz meiner ausgeprägten Rotphobie. Es ist wie Glitzernagellack plus Medienhigh plus dark glamour.
Die Anziehung beruht vermutlich darauf, dass der Screen tatsächlich ausnahmsweise mal keinen Output ballert, sondern auf attraktive Weise leer bleibt, Raum gibt, zur Projektionsfläche wird. Man bleibt, ohne es sich so richtig bewusst zu machen, sitzen, starrt ins hypnotische Glitzern und denkt so vor sich hin. Schön.
Etwas Geborgtes: Ein Zitat
Meine Lieblingsbegegnung von Unheimlichem und Mode ist das Kate-Moss-Hologramm aus der Fall/Winter 2006-Show von Alexander McQueen. Ich habe mir das damals eine Woche lang immer wieder angesehen und gleich den millionsten Exkurs in meine nicht ohne Grund selbst geisterhaft gebliebene Diss eingefügt.
https://youtu.be/vdI-KcWCoWg (Abre numa nova janela)Etwas Uncooles: Das Rechthabeparadox
Ich kann mich nicht mehr darüber freuen, recht gehabt zu haben, weil dies in 99 % aller Fälle bedeutet, dass alles noch faschistischer geworden ist. Früher hatte ich recht, wenn ich behauptete, dass ein ungewöhnlicher Pastellton soundso heißen oder ein Song aus dem Jahr xy stammen würde. Heute behaupte ich Sachen wie »ist nächstes Jahr bei einem Faschoverlag« oder »sprengt in fünf Jahren die Erde vom Mars aus«. Wer will mit so was recht haben? Ich nicht. Von wegen anything goes. Nichts geht mehr, rien ne va plus.
Rubrikloses
Enton im Darknet
(Was ich wirklich ein ganz kleines bisschen unheimlich fand, war, dass der Hintergrund in Pokémon go eins zu eins wie eine Stelle im Park um die Ecke aussieht.)
Ganz, ganz schlimm unheimlich wird es mir, wenn diese Bilder von Sharon Tate irgendwo im Netz auftauchen. Eines allein genügt auch. Weil man eben Künstler*in und Werk nicht kategorial trennen kann, als würde es keine Realgeschichte geben.
In Prag gesehen
Luther- oder Satan-Handpuppe? Jedenfalls ideal für den Halloweenreformationstag im Kindergarten
Bin fest davon überzeugt, dass keine Frau, die diesen creepy Firmenwagen gesehen hat, jemals bei diesem Handwerksbetrieb anrufen wird.
Das ist wirklich unheimlich. (Meine Meinung.)
Urban Uncanny
31. Oktober: heimelig
31. Oktober: unheimlich (Leider denkt man es nur und fühlt es nicht, würde man es fühlen, begriffe man, dass Leben zur falschen Zeit Tod bedeuten kann.)
Präraffaelitische Girls haben heute wirklich schon genug erklärt
Zurück zur Erderwärmungsblüte, wir sehen uns nächste Woche. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.
XOXO,
FrauFrohmann
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