Taurus und Flugplätze: Schöner Bombardieren für Anfänger
Da Lindner mal wieder den Taurus aufs Tablett gebracht hat, musste ich mich auf X (Abre numa nova janela) und Facebook (Abre numa nova janela) dazu äußern. Mit dem zuvor bekanntem Ergebnis.
Ich habe nichts gegen die Lieferung von Taurus an die Ukraine per se. Ich sehe darin nur militärisch keinen Sinn. Und in der Abwägung, was das System Taurus ist und es darstellt, komme ich zu dem Schluss, dass ich dafür bin, sie nicht abzugeben.
Von Debatten mit Leuten, die sich scheinbar einiges angelesen hatten, denen aber jegliche Relation, Realität und Grundlagen fehlen, über sehr nette und konstruktive Kritik zu bewussten, social-media-bedingten Ungenauigkeiten bis hin zur Überinterpretation und Politisieren… es war wieder alles in den Kommentaren.
Und erneut kamen überraschend viele Fragen. Fragen, an die ich nie gedacht hätte.
Also habe ich überlegt, wie ich meinen Standpunkt verdeutlichen kann, warum ich keinen Sinn in der Lieferung von Taurus sehe. Denn ich behaupte einfach mal, den meisten fehlen Grundlagen, an die ich nicht einmal denke, weil sie mir offensichtlich erscheinen. Zeichen meiner Naivität, nicht der Dummheit anderer.
Und da hatte ich eine Idee. Die ich natürlich halbwegs genial fand. Wie die meisten ihre Ideen genial finden. Was der Grund für 98.6% aller Unfälle von Jugendlichen mit aufblasbaren Pools und die Hälfte der EU-Norman ist.
Ich halte ein Seminar.
„Schöner Bombardieren für Anfänger“
Untertitel: Wirksamkeit oder Wunschtraum? Taurus und Flugplätze.
(Pinkelpausen nach Bedarf)
Ernsthaft, ich erkläre jetzt mal Sachen, die wirklich genau so gelehrt werden. Und die in normalen Zeiten Zivilisten nicht interessieren.
Aber wenn diese Zeiten etwas nicht sind, dann „normal“. Die Millionen Fußballtrainer haben ja zwischenzeitlich auf Epidemiologen, Energiewissenschaftler, Klimaforscher und nun auch Rüstungsexperten umgeschult.
Stellen Sie sich einfach vor, ich wäre Bömmel. Die Älteren werden sich erinnern. Der kommt meinem Idiom auch entgegen.
Ich ziehe derweil die Schuhe aus.
„Heut hamma dat Airfield. Wat is’n Airfield? Da stelle ma uns ma janz dumm, und saren: en Airfield, dat is e’ne jroße, graue, viereckige Raum.“
Feuerzangenbowle, Physiklehrer Bömmel.
Beispiel Saky
Die Ukraine benötigt vor allem Flugabwehr. Sie ist Angriffen mit verschiedenen Waffensystemen aus der Luft nahezu schutzlos ausgeliefert.
Deshalb ist es völlig naheliegend darüber nachzudenken, die Flugzeuge direkt am Boden zu zerstören. Oder noch besser, gleich die Flugplätze. Dann kann von da auch nichts mehr starten.
Anstatt jetzt darüber zu diskutieren, ob das geht oder was geht, schauen wir uns doch einfach mal an, wie man so etwas macht.
Das auf dem Bild ist der militärische Flugplatz Saky.
Der liegt etwas nördlich von Sewastopol, dem größten Hafen im Schwarzen Meer und Heimathafen der Schwarzmeerflotte Russlands auf der besetzten Krim. Ein Primärziel der Ukraine, das sie auch schon beschossen hat.
Saky ist ein total typischer Militärflugplatz. Obwohl man mit etwas Ahnung sofort sehen kann, dass es ein östlicher, slawischer oder durch die Sowjetunion beeinflusster Flugplatz sein muss.
Er hat zwei Start- und Landebahnen (Runways).
Die Runway rechts ist etwa 3,2 Kilometer lang. Ich hab gemessen, damit wir Relationen haben.
Darüber hinaus hat er Zubringer, so genannte Taxiways. Eine dieser Taxiways erstreckt sich über die gesamte Länge, weshalb Flugzeuge auch darauf starten und landen können.
Total typisch für „östliche“ Flugplätze sind die aufgereihten „Pits“ für die Flugzeuge. Das sind einfach nur Parkplätze, die von einem Wall umgeben sind. Zum Schutz, dass wenn mal etwas explodiert, das dort stehende Flugzeug nicht auch getroffen wird.
„Westliche“ Militärflugplätze haben meist „Shelter“. Das sind keine Bunker, sondern Beton-Garagen, die von außen meist flach und mit Gras überwachsen sind. Die bieten keinen großen Schutz für Bomben, aber eine bessere Umgebung zum Arbeiten und der flache, mit Gras bewachsene Hügel macht es schnell anfliegenden Piloten schwer, sie zu erkennen. Denn die sind ja oft mit 700km/h und mehr unterwegs. Und wer mal versucht hat, bei 200km/h ein Verkehrsschild auf der Autobahn zu lesen, wird die Idee dahinter verstehen.
Ein anderes Merkmal ist, dass auf NATO-Flugplätzen meist die Einheiten getrennt sind. Also die eine Staffel hat ihre Shelter im Norden, die andere im Süden. Zum Beispiel. Der „Osten“ ist in der strategischen Gliederung anders aufgestellt. Deshalb ist bei denen alles mehr „durcheinander“.
Und glaubt mir, ich könnte hier locker den Rahmen sprengen, nur mit der Auswertung von Saky.
Woran man Munitionslager erkennt, wo meist die Flugabwehr steht und was dazu gehört, oder warum „westliche“ Flugplätze oft einen großen Kreis am Ende der Runway haben, der auf die stationierten Flugzeuge schließen lässt.
Das Verhalten von Flugplätzen in freier Wildbahn
Im Deutschen sagt man „Flugplatz“, nicht „Flughafen“. Auch in der NATO-Sprache Englisch wird „Airfield“ und „Airport“ unterschieden.
Denn ein militärischer Flugplatz braucht keine Gebäude. Er braucht keinen Tower und keine Passagierabfertigung.
Im Grunde ist ein Flugplatz erst einmal nichts anderes, als eine asphaltierte Start- und Landebahn (Runway). Alles andere kann mobil gelöst werden.
Meine Einheit hat in den 90ern noch trainiert, alle Flieger in die Luft zu bringen und zu verlegen. Also alles einzupacken und damit dahin zu fahren, wo die Tornados bei ihrer Rückkehr landen können. Denn der Flugplatz würde ja in einem Krieg angegriffen werden. Und ein Flugzeug ist in der Luft sicherer, als auf dem Boden.
Wer mal die langen Autobahnabschnitte gesehen habt, auf denen es keine Brücken oder Mittelbewuchs gibt, dafür aber zwei Parkplätze mit Zufahrt von außen: Das waren die Ersatz-Flugplätze.
Foto: Eine A-10 Thunderbolt startet während der Nato-Übung „Highway 84“ von der A29 bei Ahlhorn.
Behalten wir also zunächst eine Frage im Hinterkopf:
Was würde es Russland kosten, nicht nur monetär, wenn man einen Flugplatz kaputt macht?
Den Flugplatz zerstören
Will man nun einen Flugplatz wie Sumy angreifen, hat man prinzipiell zwei Möglichkeiten. Entweder, man macht die Flugzeuge kaputt, die darauf stehen. Oder man macht den Flugplatz unbrauchbar.
Schauen wir also darauf, was wir tun müssten, um einen Flugplatz unbrauchbar zu machen.
Am einfachsten wäre es, wenn wir die Runway kaputt machen.
Aber wir können schwer zwei bzw. drei Runways von über drei Kilometern Länge zerstören. Also wäre es am schlausten, wenn wir die Verbindungspunkte der Taxiways und Runways zerstören. Dann kämen die Flugzeuge gar nicht mehr zur Startbahn.
Sinnvoll wäre es auch, die Radaranlagen zu zerstören. Oder alles, was mit der Flugleitung zu tun hat.
Das ist aber nicht so einfach. Denn diese Dinge sind meist gut in normal aussehenden Gebäuden versteckt. Nur bei Flugplätzen mit Bombern sind die oft in Bunkern.
Auf dem Bild habe ich markiert, welche „Joints“, also welche Knotenpunkte, für so etwas in Frage kämen. Und da fällt auf, das wären - nur grob überflogen - bereits 11 Ziele.
Das kann aber nur funktionieren, wenn alle Raketen durchkommen. Kommen sie aber nicht.
…ja, gut, die Taurus vielleicht. Aber so super-sicher ist auch das nicht.
Denn der Flugplatz, und vor allem die Gegend um Sewastopol, sind ja mit Flugabwehr bestückt. Man müsste also die erstmal ausschalten.
Und das ist der Grund, warum die Ukraine mit der Lieferung der neuen ATACMS angefangen hat, die angeblich hochmodernen S300/400 auf der Krim auszuschalten. Damit sie überhaupt die Chance haben, nach Sumy und Sewastopol zu kommen. Was sie auch mehrfach geschafft haben.
Das waren übrigens die gleichen, die Israel im Iran deklassiert (Abre numa nova janela) hat.
Foto: Zerstörter S-300/400 Starter auf der Krim
Die Flugzeuge zerstören
Eine zweite Möglichkeit wäre, die Flugzeuge auf dem Flugplatz auszuschalten.
Aber auch da gibt es ein Problem.
Die möglichen Abstellflächen für Flugzeuge sind nicht nur noch mehr mögliche Ziele. Kurz überschlagen komme ich auf 18. Die Flugzeuge sind ja auch noch mobil.
Die können überall abgestellt werden. Auf Flächen zur Wartung oder auf der Stellfläche am Ende der einen Runway, der vermutlich zur Munitionierung vorgesehen ist.
Die Planung einer Mission mit einem Taurus erfordert mehrere Stunden.
Die Daten müssen eingegeben werden. Nicht nur die vom Flugplatz, sondern auch die aktuellen Abwehrstellungen, die der Taurus dann umfliegen kann. Macht man das nicht, hat man einfach nur eine dreimal so teure Storm Shadow oder Tomahawk oder sowas.
Das bedeutet, würde eine Einsatzplanung auf die Flugzeuge auf den Flugplatz beginnen, könnte man gar nicht sicher sein, ob die Flugzeuge noch da sind, wenn der Taurus ankommt.
Die Ukrainer haben das schon getan. Recht erfolgreich, sie haben zumindest eine Handvoll Flugzeuge getroffen. Aber eben auch freie Stellflächen. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit mit ATACMS, also Artillerie. Die sie zu dem Zeitpunkt mit der Reichweite noch gar nicht offiziell hatte.
Eines der vielen Geheimnisse des Krieges.
Wozu dann das Zeug?
Wir hätten mit dem Taurus hier also zwei Probleme.
Zum einen würden sehr viele benötigt. Zum zweiten würde die Einsatzplanung lange dauern, Taurus ist relativ unflexibel.
Der aufmerksame Leser wird nun Fragen, wozu wir den teuren Scheiß dann überhaupt haben. Das kam auch häufiger in den Kommentaren.
In einem Posting auf X (Abre numa nova janela) hatte ich es verkürzt, was zu recht kritisiert wurde. (Nett und konstruktiv übrigens, das geht auch. Freue ich mich sogar drüber.)
Angenommen wir wären in einem Krieg mit Russland.
Die Aufgabe der Taurus wäre dann, die Bunker zu treffen, in denen vor allem die Gefechtsköpfe für die nuklearen Waffen gelagert werden. Damit sie uns damit erst gar nicht mehr angreifen können.
Deshalb sind diese Waffen auch für die europäische Verteidigung und die NATO ziemlich wichtig. Sie sind ein Alleinstellungsmerkmal der Bundeswehr. Deutschland wäre der Spezialist, der sich darum kümmert. Während andere sich um anderes kümmern. Frankreich beispielsweise eher Infanterie und Pioniere, Großbritannien eher Aufklärung und Atom-U-Boote, Deutschland und Dänemark die U-Jäger, um die Ostsee dicht zu machen und so weiter. Alles natürlich nur so tendenziell, um es für Laien zu verdeutlichen.
Deshalb haben Großbritannien und Frankreich auch die Storm Shadow und Scalp. Also Marschflugkörper, die leichter abgefangen werden können, dafür aber schneller einsetzbar und preiswerter sind.
Immer wieder kommt die Debatte darum, dass nur 300 von den 600 Taurus „einsatzbereit“ sind. Das ist normal. Ähnlich wie Flugzeuge auch Wartungsfristen durchlaufen, werden diese Dinger natürlich gehegt und gepflegt.
Die Leute verwechseln „einsatzbereit“, also möglichst schnell eingesetzt werden zu können, mit „einsatzfähig“.
Ist etwas nicht „einsatzfähig“, dann ist da mehr nötig, als nur ein paar Schrauben zu drehen und es aus dem Hangar zu rollen. Und ein Fahrzeug kann beispielsweise völlig intakt sein, wenn es aber keinen Sprit gibt, ist es nicht „einsatzfähig“.
Die Medien heizen das immer wieder mit Schlagzeilen an.
„Hochwertpunktziele“ und Cluster
Und das ist der Grund, warum Deutschland meines Wissens nur Bunkerbrecher als Gefechtsköpfe hat. (Und vermutlich „Standard“, das Modell „Zwei Wochen Mallozze Vollpension“.)
Damit wir auch die Bunker im fünften Stockwerk unter der Erde erreichen.
Für einen Flugplatz sind die völlig ungeeignet. Egal, ob man die Runway oder parkende Flugzeuge kaputtmachen will.
Die Bundeswehr selber bezeichnet das als „Hochwertpunktziele“.
Und wann immer ich „Hochwertziele“ auf Social Media sage, kommt jemand und erklärt, dass ein Flugplatz oder ein Munitionsdepot doch auch ein Hochwertziel sei.
Nein, ist es nicht. Denn es geht bei dem „Hochwert“ nicht um den Preis. Sondern um den militärischen, taktischen Wert.
Zudem sind russische Munitionsdepots, noch dazu im Nachschub zur Ukraine, so gut wie nicht gebunkert. Wenn die mal so eine Panzerung haben wie israelische Treppenhäuser, ist das schon viel. Auf den Bildern sieht man sowas unten rechts.
Für eine dem Taurus angemessene Bunkerung braucht es einen Meter Stahlbeton, Kevlar und eine Lage von Ommas Karamellbonbons, die seit hundert Jahren erfolgreich den Großteil aller Milchzähne gezogen haben.
Vorhersehbar kommt dann das nächste Argument, dass man für Flugplätze ja Cluster Munition braucht. Die Raketen, die sich in der Luft öffnen und dann viele kleinere Bomben verteilen. So, wie es am Strand vor Sewastopol passiert ist, wo diese Dinger dann auf die Badegäste regneten. Was – nochmal – nicht das Ziel der Ukraine war, sondern die Flugabwehrstellung direkt dahinter. Und nur passieren konnte, weil die russische Flugabwehr das Ding nicht schon früher erwischt hat.
Genau für sowas ist diese Clustermunition gedacht. Um auseinandergezogene („disloziert“) Flugabwehrstellungen oder Flugplätze unschädlich machen zu können.
Dadurch kann man sie aber natürlich auch wunderbar verwenden, um zivile Straßen zu bombardieren oder in Wohngebieten Terror zu verbreiten. Was Russland ausgiebig tut. Und bereits in Syrien getan hat.
Deshalb ist Clustermunition geächtet. Nicht verboten, aber geächtet. Weshalb Deutschland unterschrieben hat, sowas nicht zu verwenden.
Und das bedeutet, wir haben gar keine Clustermunition.
Wir haben keine Sprengköpfe für die Taurus, die sinnvoll dafür geeignet wären, Flugplätze zu bekämpfen.
Es gibt Gefechtsköpfe mit Mikrowellen zur elektronischen Kampfführung und jeden anderen Scheiß. Ich bin sicher, Taurus kann auch das Auto tanken und die Kinder von der Schule abholen. Das bedeutet aber nicht, dass wir das auch haben.
Die Taurus GmbH ist ein ziviles Unternehmen. Und wenn Deutschland etwas haben will, muss es das Zeug auch kaufen. Und es muss produziert werden.
Die Abwägung
Das alles bedeutet unterm Strich also, dass für die Taurus solche Ziele prädestiniert wären, die Gebunkert sind oder aus Stahlbeton bestehen. Zum Beispiel die Kertsch-Brücke vom Festland auf die Krim.
Deren Bedeutung hat aber inzwischen stark abgenommen, Weil Russland das ja auch wusste und den Nachschub inzwischen durch die besetzten Gebiete auf dem Festland neu organisiert hat. Unter anderem, indem es Bahngleise gebaut hat.
Und erst an dieser Stelle setzt meine Abwägung ein.
Natürlich würde der Taurus der Ukraine helfen. Weil die Ukraine angegriffen wird und alles helfen würde.
Aber da drängt sich die Frage auf, ob das System Taurus die richtige Medizin ist, was diese Medizin tatsächlich bewirken kann, was sie kostet und ob das nicht mit einer Hühnerbrühe, Wärmflasche und einmal ausschlafen auch zu schaffen wäre. Mit anderen, preiswerteren Waffen zum Beispiel.
Ich weise nochmals ausdrücklich darauf hin, dass parteipolitische Überlegungen mir völlig egal sind. Und dass das Argument, Deutschland könnte Kriegspartei werden, Unfug ist. Russland ist der Aggressor und greift an, wen es will. Ob es Deutschland als Kriegspartei definiert oder nicht, ist völlig gleichgültig. Ich kann den Unfug auch nicht mehr hören.
Mit der Abgabe des Taurus würden wir derzeit die eigene Wehrfähigkeit und die Verteidigung Europas und der NATO schwächen. Und damit die Abschreckung. Ein Prinzip, das nach 1990 Geborene offenbar nie wirklich verstanden haben.
Zudem würden wir Geheimnisse abgeben und sogar riskieren, dass Russland diese bekommt. Und damit meine ich sicher keine Geo-Daten. Sondern die aktuellen Daten über die russische Abwehr.
Wichtig im Nachrichtendienst, in der „Spionage“, ist nicht nur die Information an sich. Sondern auch dass man sie hat, woher man sie hat, wer sie noch hat, und so weiter. Die Meta-Informationen. Deshalb gibt es das Prinzip des „need to know“: jeder soll nur das wissen, was für seinen Job unmittelbar nötig ist.
Leider wird das von vielen nicht verstanden, die dann debattieren, dass man die Geodaten ja auch kaufen könnte.
Ach was. Ich nutze solche Daten selber und die Bilder hier sind offen zugänglich. Ist also irgendwie klar.
Um nur mal ein Szenario durchzuspielen:
Angenommen Russland erfährt, wo die Daten in die Taurus eingegeben werden. Völlig egal, ob von Deutschen oder Ukrainer. Fragen wir uns doch, welche Anstrengungen Russland unternehmen würde, entweder diesen Flugplatz zu beschießen, oder noch besser da jemanden anzuwerben. Denn die meisten Spione sind keine „gelernten“ Spione, die beim Feind eingesetzt werden, sondern einfach Verräter.
Der Zugführer meiner Einheit unmittelbar vor meiner Zeit ist übrigens in die auf ihn angesetzte Venusfalle getappt und in die DDR übergelaufen. Mit Akten, die er über Wochen aus der Kaserne geschmuggelt haben muss.
Gebranntes Kind scheut das Feuer.
Fazit
Das System Taurus hat einen großen Vorteil. Es ist de facto nicht abzufangen.
Ein weiterer Vorteil sind die verschiedenen Gefechtsköpfe, die Module. Die Deutschland aber gar nicht besitzt.
Deshalb ist er auf ein ganz bestimmtes Einsatzszenario ausgelegt. Gebunkerte „Hochwertpunktziele“. Und die gibt es im Ukrainekrieg kaum.
Der Ukrainekrieg ist ein Abnutzungskrieg.
Und deshalb sehe ich in der Lieferung von Taurus keinen militärischen Sinn.
Das ist alles.
Von mir aus sollen sie andere Gefechtsköpfe kaufen und bauen, sollen den deutschen Bestand nachrüsten und die Datenlage sicherstellen. Die mir persönlich am meisten am Herzen liegt. Dann habe ich absolut nichts dagegen. Dann kann die Ukraine von mir aus so viele haben, wie sie will.
Mir wäre es auch egal, wenn deutsche Soldaten die Daten eingeben. Für die Sicherheit wäre das sogar besser.
Wieder und wieder erkläre ich, dass die Produktion hochgefahren werden muss. Und die Politik das scheut, weil sie sich damit unbeliebt machen würde. Weil es kostet.
Aber es wäre doch schön, wenn man nicht jedes Mal, sobald einer „Taurus“ sagt, wieder bei Adam und Eva anfangen müsste zu erklären.
Postcriptum: Gemäß zwei noch nicht offiziell bestätigter Meldungen haben die USA aktuell die Reichweitenbeschränkung für US-amerikanische Waffen aufgehoben. Und den Einsatz von US-Mitarbeitern in der Ukraine genehmigt. Nicht Soldaten, sondern Mitarbeiter von Rüstungsunternehmen. Sollte sich das bestätigen, ist das weit mehr Hilfe für die Ukraine, als unsere Taurus es sein könnten.