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Manuel hier, meine Botschaft heute: Wir können verhindern, dass unsere Lebensgrundlagen vollends zugrunde gehen. Was aber tun – vor allem als Einzelne°r? Vor dieser Frage habe ich mich selbst lange gefürchtet, auch deswegen wollte ich diesen Essay schreiben.
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#04 #Essay
Warum wir mit der Frage „Was kann ich tun?“ in eine Falle tappen
Es ist die wohl meistgestellte Frage im Kontext der Klimakrise. Warum sie problematisch sein kann – die Antwort aber trotzdem ganz einfach ist. ~ 9 Minuten Lesezeit
Es passiert schnell an diesem Abend: Der harmlose Smalltalk beim Kochen und die Lockerheit, die ich dabei habe, weichen einem ziemlich erdrückenden Gefühl. Es ist schon eine ganze Weile her, an irgendeinem Sonntag. Ich sitze mit einem Freund zusammen am Küchentisch. Wir machen Sommerrollen und ich freue mich, dass ich noch an alle Zutaten gekommen bin. Der Biomarkt ums Eck hat sonntags nämlich geöffnet.
Vom banalen Geplapper übers Essen und Einkaufen kommen wir bald auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu sprechen. Darauf, wie schlimm es aussieht, und dass ja nichts passiert. Und schon kommen bei mir die verschiedensten Gefühle von ganz tief unten hervorgekrochen: Verzweiflung, Angst, Wut, Schuld. Sie drücken von innen gegen meinen Hals. Bei meinem Freund merke ich so etwas wie Überforderung, als er sagt, er mache eigentlich schon alles, was ihm möglich sei. Nachhaltige Ernährung, Öko-Strom, kein Auto. Aber das reiche ja alles nicht. “Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt noch tun soll.”
“Heute stoppe ich die Ölgewinnung”
Tja, was kann man als Einzelne°r denn tun? Früher oder später stellen sich wohl alle diese Frage, wenn ihnen bewusst wird, wie schlimm es eigentlich um unsere Zukunft bestellt ist – und wie entsetzlich die Lage schon heute ist: drastisches Waldsterben vor unserer Tür (Abre numa nova janela), das Aussterben von 150 Tierarten pro Tag (Abre numa nova janela), Dürren, Trinkwassermangel und das Anheizen von Konflikten (Abre numa nova janela), steigende Meeresspiegel und Sturmfluten (Abre numa nova janela), die das Zuhause von Millionen Menschen bedrohen, die Zerstörung von Ökosystemen, das Ausbreiten von Viren und, und, und.
Tatsächlich haben uns auch schon einige Treibhauspost-Leser°innen gemailt und sich Antworten gewünscht. Und Annika Rittmann, Aktivistin und Pressesprecherin von Fridays For Future, erzählte mir am Telefon, dass sie die Frage “Was kann ich tun?” gefühlt in jedem Interview gestellt bekommt.
Es ist ja irgendwie klar, dass man sich diese Frage stellt, wenn man die Trümmer des eigenen Zuhauses schon vor sich liegen sieht und nicht einfach aufgeben will. In diesem Moment stellt sich bei vielen Menschen – neben der Bereitschaft, etwas zu tun – wohl ein Gefühl ein, das sich am bestens als “informierte Ratlosigkeit” beschreiben lässt.
Informiert deshalb, weil sie schon an einem gewissen Punkt angelangt sind: Sie können nicht mehr wegsehen; sie wissen, wie dringend das Problem ist; sie lesen Bücher, schauen Dokus, abonnieren Klima-Newsletter und so weiter. Sie wollen sich und ihr Verhalten ändern – wenn sie nicht sowieso schon alles Mögliche tun, um nachhaltig zu leben.
Gleichzeitig wissen sie: Das bisschen Müll trennen, mit dem Fahrrad fahren und vegan ernähren ist wichtig, aber es wird nicht reichen, um die Krise abzuwenden. Als Einzelne können sie aber auch nicht einfach losgehen und sagen: Heute stoppe ich mal die Gewinnung von Öl und Gas, morgen dann den Verkauf von Verbrenner-Autos, und gegen den Flächenverbrauch mach' ich dann auch noch was. Genau diese Dinge haben uns all die Probleme aber erst eingebrockt. Und daher rührt dann auch die Ratlosigkeit.
Da kommt die Frage “Was kann ich tun?” natürlich schön simpel daher, und was gibt in einer komplexen Situation schon mehr Halt, als einfache Antworten – die es auf eine so einfache Frage ja geben muss, oder?
In Wahrheit bringt diese Frage eine ganze Ladung an potenziellen Missverständnissen mit sich – wie auch sehr schön beschrieben von Mary Annaïse Heglar (Abre numa nova janela), einer Autorin, die viel über Klimagerechtigkeit schreibt, die ich sehr inspirierend finde, und deren Gedanken mich mitunter zu diesem Text animiert haben.
Die Missverständnisse haben sich auch aus den Gesprächen herauskristallisiert, die ich für diesen Artikel mit Menschen aus Journalismus, Aktivismus und Wissenschaft geführt habe. Per Mail oder am Telefon habe ich sie gefragt, wie sie damit umgehen, wenn sie die Frage “Was kann ich tun?” gestellt bekommen. Also dann, lasst uns mit diesen Missverständnissen aufräumen.
Missverständnis 1: “Es gibt diese eine Verhaltensänderung, mit der ich den Klimawandel stoppen kann”
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Es reicht nicht, beim Bioladen einzukaufen, mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren oder den Fernseher auszuschalten, statt die rote Standby-Leuchte ewig weiterglühen zu lassen. “Das müssen wir alle machen, das ist auch super”, schreibt Sara Schurmann dazu in einer Mail. “Aber es wird die Klimakatastrophe nicht abwenden.” Sara ist Journalistin und Autorin eines offenen Briefs, in dem sie ihre Kolleg°innen aufruft, die Klimakrise endlich ernst zu nehmen (Abre numa nova janela).
Die Journalistin Sara Schurmann freut sich, wenn Menschen fragen: “Was kann ich tun?”. Sie sagt: “Es heißt, dass sie begriffen haben, dass das Problem ernst ist.”
Dass eine Verhaltensänderung aber ausreicht – diese Erwartungshaltung kann die Frage “Was kann ich tun?” schnell mit sich bringen. Wir dürfen uns aber nicht einreden, dass das so ist. Im schlimmsten Fall fahren wir dann nämlich mit unserem unnachhaltigen Lebensstil fort und beruhigen unser Gewissen damit, mit einem Klick einen Baum zu pflanzen oder mit atmosfair und Co. unsere Flüge von München nach Berlin auszugleichen.
Missverständnis 2: “Wenn wir nur richtig handeln, bleibt alles im grünen Bereich”
Das Pflaster muss ab: Die Klimakrise ist da mit all seinen verheerenden Folgen. Es gibt nicht nur keine Verhaltensänderung, mit der wir die Erhitzung stoppen können. Wir können gar nichts mehr tun, um das rückgängig zu machen, was schon angerichtet wurde.
Es wäre schon viel geholfen, wenn wir uns alle dieser Wahrheit bewusst wären. Die Frage “Was kann ich tun?” kann dagegen die Illusion nähren, dass es einen bequemen Ausweg, ein Aufwachen aus diesem Alptraum gibt. Und dieses fehlende Bewusstsein ist ein großer Teil des Problems. Es lenkt von der Dringlichkeit ab und nimmt damit letztlich den Druck von Politiker°innen und allen, die es jetzt in der Hand hätten, an den nötigen Stellschrauben zu drehen.
Passend dazu: Als Biden im April 40 Staatschef°innen zum Klimagipfel empfängt, kritisiert Greta Thunberg in einem Brief (Abre numa nova janela), dass die neu verkündeten Klimaziele viel zu unambitioniert und voller Schlupflöcher und irreführender Berechnungen seien. Sie schreibt: “Die Lücke zwischen der nötigen Dringlichkeit und dem aktuellen Maß an Bewusstsein und Aufmerksamkeit wird immer absurder. [ … ] Solange wir diese Lücke nicht schließen können, ist keine echte Veränderung möglich.”
Greta Thunberg ist überzeugt: Damit sich etwas verändert, müssen Wähler°innen Klimaschutzmaßnahmen fordern. 📸: Anders Hellberg (Creative Commons; CC BY-SA 4.0 (Abre numa nova janela))
Aber wie die Aktivistin auch schreibt: “Jeder Bruchteil eines Grades ist wichtig und wird immer wichtig sein.” Denn auch das gehört zur Wahrheit: Wir können alles tun, um die absolute Klima-Katastrophe abzuwenden. Nur wird das weder einfach, noch können wir uns Zeit lassen – und noch weniger sollten wir glauben, dass die schlimmen Folgen nicht heute schon da sind.
Missverständnis 3: “Klimaschutz liegt in der Verantwortung der Einzelnen”
Ein weiterer falscher Eindruck, der durch die Frage “Was kann ich tun?” entstehen kann: Dass wir als Einzelne alles in der Hand hätten. Die Last nur auf die Einzelnen abzutreten sei nicht gut, sagt mir Uwe Kirsche am Telefon. Er ist Pressesprecher beim Deutschen Wetterdienst, wo neben Wetter auch zu Klima geforscht wird. “Es darf nicht so weit kommen, dass wir am Ende sagen: Du bist ja selbst Schuld, weil du nicht gehandelt hast.”
Selbst wenn wir den Fokus auf die Einzelnen legen: Wir können nicht bei allen den gleichen Maßstab ansetzen. Manche tragen viel mehr Verantwortung als andere. So gesehen ist “Was kann ich tun?” eine ziemlich “westliche” Frage. Die meisten Menschen in den ärmeren Ländern der Welt tragen erstens nicht die Verantwortung für die Klimakrise und haben zweitens gar nicht die Ressourcen, sich solchen Problemen zu stellen. Da geht es eher um Fragen wie: Was kann ich essen? Aber auch in westlichen Gesellschaften tragen ein paar wenige Prozent der reichsten Menschen deutlich größere Verantwortung als ihre Mitbürger°innen – und bei ihnen würden individuelle Verhaltensänderungen auch am stärksten ins Gewicht fallen.
Auch FFF-Aktivistin Annika findet es problematisch, die Verantwortung auf die Einzelnen zu schieben. “Ich habe eine ambivalente Einstellung zur Frage ‘Was kann ich tun?’, weil sie auf Konsumkritik abzielt, während die Regierung die Verantwortung von sich weist.”
FFF-Pressesprecherin Annika Rittmann findet, dass die Bundesregierung die Verantwortung auf die Einzelnen abwälzt. 📸: Florian Ziemen
Natürlich müssen wir als Gesamtgesellschaft weniger konsumieren, sagt Annika. Das sei aber vor allem eine Systemfrage. “In einem kranken System kann man nicht gesund leben. Und das System, in dem wir leben, ist einfach krank.” Es helfe nunmal nicht, aufs Fahrrad zu steigen, während nebenan noch das große Kohlekraftwerk in Betrieb sei. Deshalb müsse die Politik die nötigen Veränderungen anschieben.
Missverständnis 4: “Klimaschutz liegt nicht in der Verantwortung der Einzelnen”
Es wäre ebenfalls falsch, aus Missverständnis 3 jetzt zu schließen, dass die Klimakrise ja von “denen da oben” gelöst werden müsse und man sich als Einzelne°r folglich mit einem Cocktail auf der AIDA im Liegestuhl niederlassen und mit gutem Gewissen dem Weltuntergang entgegenblicken könne.
“Engagement beginnt immer lokal und bei den Einzelnen”, sagt Uwe. Man könne auch gar nicht durch strukturelle Rahmenbedingungen alles bis ins kleinste Detail vorgeben. Die Menschen müssen die nötigen Veränderungen auch wirklich wollen und mittragen. “Es wäre zu wenig, nur zu fragen: ‘Was kann ich tun?’ Aber es wäre auch zu wenig, nicht zu fragen: ‘Was kann ich tun?’”
Uwe Kirsche, Pressesprecher beim Deutschen Wetterdienst, ist sich sicher, dass es ein Zusammenspiel braucht zwischen individuellen und systemischen Veränderungen.
Auch Journalistin Sara sagt, dass ein systemischer Wandel nötig ist, wir aber alle anpacken müssen. “Sonst wird das nichts. Jede°r Einzelne zählt. Das klingt ja eigentlich total verrückt, aber so ist es wirklich.”
Und jetzt?
Shabaka Hutchings, ein Jazz-Saxophonist (und einer der wenigen Musiker°innen, die mich trotz Lockdown-Zeiten noch dazu bringen, wild durch die Küche zu tanzen), gab dem Guardian vor einem Jahr ein Interview (Abre numa nova janela). Er spricht darin viel vom Ende, von Krisen und vom Untergang der Menschheit. Dennoch, sagt er, blicke er der Zukunft sehr optimistisch entgegen. “Weil es immer eine nervenaufreibende Spannung gibt, bevor sich die Dinge ändern – es muss wirklich erst schlimmer werden, bevor alles besser wird.”
Damit greift er eine Beschreibung des Phänomens Krise auf, die (ohne die normativen Wertungen von gut und schlecht) so auch in der Transformationsforschung auftaucht. Demnach ist die Krise ein wichtiger Faktor beim Anstoßen von Veränderungsprozessen. Denn wenn unsere bisherige Lebensweise zu bröckeln beginnt, fangen wir auch an, uns als Gesellschaft darüber zu unterhalten, wie wir uns verändern können.
https://www.youtube.com/watch?v=twjaSC5Ym9s (Abre numa nova janela)Wenn Du auch wild durch die Küchen tanzen willst und ein bisschen auf Jazz stehst, probier's doch mal mit Shabaka Hutchings "Sons Of Kemet".
Podcast-Dauergast und Transformationsforscherin Maja Göpel erklärt das in verschiedenen Interviews sehr anschaulich (zum Beispiel in Das Politikteil vom 12. Februar (Abre numa nova janela), ungefähr ab Minute 6). Sie beschreibt den Punkt, an dem uns als Gesellschaft bewusst wird, dass die Dinge nicht so bleiben können, wie sie sind, als einen Kipppunkt – einen Punkt, an dem das Ringen darum losgeht, was sich ändern soll und wie.
Anders gesagt: Die Krise rüttelt an den Narrativen, die wir lange für wahr gehalten haben und jetzt mächtig ins Schwanken geraten. Solche Narrative können zum Beispiel sein: “Wachstum ist unendlich möglich und kann in Form des BIP gemessen werden” – als Maßstab für gesellschaftlichen Fortschritt, bei dem Umweltkosten und die Tatsache, dass die planetaren Ressourcen endlich sind, ausgeblendet werden. Oder auch: “Du schaffst es vom Tellerwäscher zum Millionär, wenn du dich nur genug anstrengst” – als Freiheitsvorstellung, in der jede°r sein Schicksal selbst in der Hand hat und es keine Hürden beim sozialen Aufstieg gibt.
Das sind Dinge, die wir uns als Gesellschaft selbst erzählen und als Wahrheiten akzeptieren. Der Punkt ist: Diese Erzählungen sind zwar vorherrschend, aber keineswegs naturgegeben und könnten theoretisch auch ganz anders klingen.
Es geht darum, die Erzählung zu ändern
Doch trotz des Schwankens einiger Narrative: Momentan bestimmen noch immer diejenigen die Erzählung, die am Status Quo festhalten. Daran kann man gut sehen, dass es in der Klimakrise nicht nur um Wissenschaft und Fakten geht, sondern vor allem um Macht und Herrschaft. Dazu passt ein Konzept des italienischen Philosophen Antonio Gramsci sehr gut: Er bezeichnet es als kulturelle Hegemonie, dass die Herrschenden ihre Position festigen, indem sie die Erzählungen bestimmen, denen wir als Gesellschaft Glauben schenken.
Jetzt ist es nun mal so, dass die Herrschenden momentan am Status Quo festhalten. Dazu gehören nicht nur die Regierungen der Industriestaaten, sondern auch die reichsten Bürger°innen, die den größten Fußabdruck haben, am meisten von unserem klimaschädlichen System profitieren und außerdem sehr großen Einfluss auf Regierungsentscheidungen haben.
Dass am Status Quo festgehalten wird, zeigt sich zum Beispiel auf den ganzen Klimagipfeln, wo sich Staatschef°innen gegenseitig mit Zielen überbieten. Die Botschaft lautet dann: “Wir sind auf gutem Weg, wir bekommen das hin.” Vor allem aber: “Wir müssen gar nicht so viel ändern, schon gar nichts an unserer Wachstumslogik.” Und das funktioniert, weil diese Erzählung genug Zustimmung erfährt oder zumindest viel zu wenig Gegenwind.
Greta Thunberg schreibt passend dazu im oben erwähnten Brief: “Ich habe mich mit vielen Staats- und Regierungschefs der Welt getroffen und sie geben selbst zu, dass die Ziele nicht mit ihren konkreten Plänen übereinstimmen. [...] Wenn die Wähler°innen keine richtigen Klimaschutzmaßnahmen fordern, dann wird es auch keine wirklichen Veränderungen geben.”
Ein anderes Beispiel: Die Bundesregierung veröffentlichte ein Quiz (Abre numa nova janela) mit dem Titel “Welcher Klimaschutztyp bist du?” Bist du Aktive°r? Idealst°in? Bewahrer°in? Innovative°r? Die Botschaft: Egal welcher Typ du bist, du kannst der Bundesregierung helfen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und das Ziel des Klimaschutzgesetzes zu erreichen. Dies sei bezeichnend dafür, wie die Politik die Verantwortung von sich weise, sagt FFF-Pressesprecherin Annika. “Solange die Politik so kommuniziert und quasi sagt: Wenn ihr alle weniger Auto fahrt, schaffen wir das – solange wird nichts passieren.”
Screenshot aus dem Klimaschutztyp-Quiz. Hallo Bundesregierung, Hand aufs Herz: Du verzichtest auch mal auf die Kerosin-Steuer, weil du die Luftfahrt-Lobby noch ein bisschen cooler findest als Umweltschutz. 🤷
Was heißt das jetzt? Wenn wir Veränderung wollen, ist es entscheidend, die vorherrschende Erzählung zu ändern. Von “Wir sind auf einem guten Weg, wir bekommen das hin” zu “Wir können so nicht weitermachen”. Wenn das genug Menschen mittragen, daran glauben und danach handeln – wenn diese Erzählung zur vorherrschenden wird – dann ist Veränderung möglich.
Die beste Antwort auf “Was kann ich tun?” ist also vielleicht ganz einfach – nämlich: Hilf mit, die Erzählung zu ändern. Sei laut und gib nicht denjenigen Deine stillschweigende Zustimmung, die die Klimakrise nicht ernst nehmen, verharmlosen oder ein falsches Bild verbreiten.
Ähnlich hört es sich bei Sara an. Sie sagt: Man müsse “mit Familie und Freund°innen reden, vor allem vor der nächsten Wahl, demonstrieren gehen, sich engagieren.” Jede°r habe natürlich andere Ressourcen. Als Journalistin habe sie zum Beispiel größeren gesellschaftlichen Einfluss als etwa ein°e Taxifahrer°in. Aber jede°r könne im eigenen Umfeld schauen, welche größeren Veränderungen man anstoßen kann – zum Beispiel am eigenen Arbeitsplatz.
Auch Annika findet, dass es vor allem darum gehe, den Mund aufzumachen. Nicht jede°r müsse gleich demonstrieren gehen, sagt sie. Entscheidend sei, von der Politik Veränderungen einzufordern. Das sei der große Hebel.
Such’ Dir Deine Nische und zeig’, was Dir wichtig ist
Allein mit Fahrradfahren, Stromsparen und Mülltrennung – ohne strukturelle Änderungen einzufordern – werden wir das Klima also nicht retten. Trotzdem ist es wichtig, dass wir auch im Kleinen auf eine nachhaltige Lebensweise Wert legen. Nicht zuletzt, weil wir damit klar machen, was uns wichtig ist. Und wenn wir Haltung zeigen, inspirieren wir auch andere.
Das zeigt aber auch, dass wir gar nicht glauben sollten, wir müssten immer alles zu 100 Prozent richtig machen – mal abgesehen davon, dass das überhaupt nicht geht. Ein guter Weg wäre viel mehr, die eigene Energie auf etwas zu konzentrieren, was man sowieso schon gerne tut und gut kann.
Du liest gerne? Dann gründe doch einen Buchclub, in dem Ihr über Nachhaltigkeit redet. Oder ist eher Joggen Dein Ding? Vielleicht kannst Du ja Deine 7 Kilometer drehen und für jeden Kilometer etwas spenden – und dann nicht nur Deine Strecke auf Social Media teilen, sondern auch, wen Du finanziell unterstützt hast. Kann ja sein, dass Du sogar 2.000 Follower auf Instagram hast, weil Du gute Aufräumtipps gibst – oder auch einfach nur 100 gute Freund°innen. Nutze Deine Reichweite, um regelmäßig auch mal über die Klimakrise zu reden.
Kochen, den Balkon bepflanzen, Dinge zusammenlöten, Geschichten erzählen … Egal, was Du gut kannst: Wir können uns überall für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Vor allem sollten wir dann aber darüber reden! Nur so können wir die Erzählung ändern.
Das Ganze hat, so gesehen, auch etwas Befreiendes. Klimaschutz ist dann kein großer Berg an Aufgaben mehr, der mit jedem persönlichen Versäumnis noch größer wird und uns bis zur Ohnmacht erdrückt. Auch kein einsames Üben in Verzicht. Sondern Lust auf Veränderung. Ein gemeinsames Eintreten für eine Zukunft, die besser, fairer, entspannter und überhaupt lebenswert ist.
Es braucht heute Menschen, die sich wirklich bewusst darüber sind, wie krass das Problem und wie knapp die Zeit ist. Sie müssen die Welt so richtig wachrütteln. Damit sich die Geschichten ändern, die wir uns jeden Tag selbst erzählen. Denn, wie auch Shabaka sagt: “Der Verlauf der Geschichte muss herausgefordert werden, damit wir nicht immer weiter die gleichen Fehler begehen.”
Ich hoffe, Dir hat der Text gefallen und vielleicht auch ein bisschen inspiriert. Immerhin weißt Du jetzt, warum wir einen Klima-Newsletter gestartet haben. Sag uns gerne, was Du denkst. Du kannst jederzeit auf diese Mail antworten.
Und wow! Du hast bis hierhin gelesen. Das heißt, dass Dir dieser Newsletter (hoffentlich!) gefällt. Wir brauchen Leute wie Dich, um Treibhauspost ein bisschen bekannter zu machen.
Könntest Du Treibhauspost weiterempfehlen?
Empfehlungen sind für uns so viel wert. Sie sind unsere beste Chance, dass mehr Leute von Treibhauspost erfahren. Vielleicht kannst Du ja auch gerade diese Ausgabe an Menschen schicken, mit denen Du Dir einen Diskurs über gesellschaftliche Veränderungen wünschst – und damit gleich ein bisschen lauter werden. 🥁
Du könntest den Newsletter an Freund°innen oder Kolleg°innen schicken oder auch auf Instagram, Facebook, Twitter und Co. posten. Diese kleine Vorlage für Social Media hilft dir vielleicht:
Seit kurzem lese ich @treibhauspost, einen Newsletter über die Klima-Krise. Wirklich spannende Artikel! Unbedingt abonnieren, ist kostenlos 👉 https://steadyhq.com/treibhauspost (Abre numa nova janela)
Dankeschön. Du bist großartig!
Einen schönen 1. Mai und ganz viel Aufbruchsstimmung wünscht
Manuel