Rassismus als räumliches und zeitliches Gewaltpuzzle
Die Verletzungen, denen wir uns in Empowermentprozessen widmen, rühren von der wiederholten Missachtung unserer Menschenwürde durch Rassismus her. Die Verletzlichkeit rührt daher, dass wir im Laufe unseres Lebens mit vielen Aspekten davon, wie Rassismus sich ausdrückt, in Berührung kommen. Im Ergebnis sind wir ständig mit der gesamten Gewaltförmigkeit von Rassismus konfrontiert.
Jedoch nicht immer direkt, in unserem unmittelbaren räumlichen Erfahrungsraum. Global betrachtet, sind wir – hier auf dem europäischen Kontinent, mit allerlei unterschiedlichen Privilegien ausgestattet – nur mit einem Bruchteil konfrontiert. Indirekt jedoch sind wir als empfindsame Wesen auch den weltweit wirksamen Erscheinungsformen von Rassismus verbunden, ob wir wollen oder nicht.
Außerdem begegnen wir der gesamten Gewaltförmigkeit von Rassismus nicht zur gleichen Zeit. Sie erschließt sich uns überwiegend ausschnitthaft in der jeweiligen Zeitlichkeit, in der wir uns befinden. Rassistische Ideologie hat sich über Jahrhunderte prozesshaft geformt und entwickelt, mit vielen Wendungen, Brüchen und Anpassungen.
In diesem Raum-Zeit-Kontinuum hat Rassismus viele Verletzungen hinterlassen, die genau hier und bis heute auf und in uns wirken…
Unser Empowermentprozess ist stets in den Dimensionen von Raum und Zeit verortet. In Momenten der Auseinandersetzung mit unseren Erfahrungen, Biografien und Geschichten kommen diese Dimensionen zusammen und die Gewaltförmigkeit von Rassismus setzt sich für einen Augenblick lang wie ein Puzzle zusammen. Raumhalten für Empowermentprozesse bedeutet zu verstehen, wie diese Augenblicke zustandekommen, darauf vorbereitet zu sein und bewusst zu gestalten. Bewusst einzuatmen und bewusst auszuatmen ist ein Schritt zu diesem Bewusstsein.
#unlearningoppressionthroughthebody @thelovinggaze (Abre numa nova janela)