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Tanzen oder Schreiben?

In meinem Beitrag Ask me anything (Abre numa nova janela) habe ich euch angeboten, mir Fragen zu meiner Person, zu meinem Schreiben, dem Tanzen oder was auch immer zu stellen. Eine davon will ich heute beantworten, nämlich die folgende von Darius:

Hast Du für Dich eine Wertigkeit, was Tanzen und Schreiben betrifft? Ich meine, findest Du eine der beiden Künste höherwertiger bzw. schätzt Du das eine oder das andere Talent mehr wert? Ist eine der beiden Künste für Dich identitätsrelevanter?

Tatsächlich weiß ich gar nicht, wie ich diese Frage beantworten kann. Oder doch: Mit einem schichten: „Nein, beides ist aus meinem Leben nicht wegzudenken.“ Und das stimmt auch! Trotzdem würde ich das Thema gern ein wenig beleuchten.

Das Tanzen gehört schon länger zu meinem Leben als das Schreiben, deshalb will ich mal damit anfangen. Ich habe schon immer gerne getanzt, auch schon als Kind, habe aber erst mit zehn Jahren Ballettunterricht genommen. Zum Bauchtanz bin ich mit Anfang zwanzig gekommen, was aber nun auch schon ein paar Jahre her ist. Damit ist das Tanzen die Tätigkeit, die mich am längsten in meinem Leben begleitet (außer dem Lesen vielleicht), und schon deshalb macht es einen großen Teil meiner Persönlichkeit aus. Eine Tanja ohne Tanzen gibt es nicht.
Im Gegensatz zum Schreiben bin ich hier freier in meinem Ausdruck, muss mich nicht an Regeln halten. Gleichzeitig kann ich mich entfalten. Ich glaube, beim Tanzen erreiche ich einen Kern in mir, der meinem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Ich fühle mich nie freier und nie mehr bei mir selbst als beim Tanz. Ich ruhe in mir und bin gleichzeitig in Verbindung mit allem, was mich umgibt, ziehe Energie aus der Erde unter mir, dem Himmel über mir und den Emotionen der Zuschauer. Gleichzeitig bin ich fokussierter. Wenn ich tanze, gibt es nichts außer dem Tanz. Nichts außer der Musik und dem Gefühl, das sie für mich transportiert (diese Aussage war übrigens ein Schlüsselmoment für meine ADHS-Verdachtsdiagnose). Und das Tanzen verbindet, hier kann ich Kontakt mit Menschen aufbauen und Teil einer Gemeinschaft sein. Gerade mit meinen Samtschlangen – das Gefühl, gemeinsam zu agieren, manchmal fast wie ein einziger Organismus, ist unbeschreiblich und ja, es ist pure Magie.

Und wenn ich das hier so schreibe, dann merke ich: Ja, das Tanzen ist meine große Leidenschaft und meine große Liebe. Und das wird nie aufhören.

Aber das Schreiben ist deshalb nicht weniger wichtig: Zwar bin ich hier weniger frei (im Wortsinn, denn ich bin an die Tastatur oder mein Notizbuch gekettet) und das Ergebnis ist definierter (nämlich ein Text), aber hier kann ich mehr in die Tiefe gehen. Konkreter werden. Dingen mehr auf den Grund gehen. Wo der Tanz eine Momentaufnahme ist, hat das Schreiben Beständigkeit, ist weniger flüchtig. Und wo der Tanz mich mehr an meine Körperlichkeit bindet, kann ich mit dem Schreiben der Begrenztheit der menschlichen Existenz entgehen. Kann unzählige Leben leben. Jemand anderes sein. Schreiben geht, wenn Tanzen nicht geht, z.B. aufgrund von Krankheit oder Verletzung. Ich denke, das Schreiben wird mich länger begleiten als das Tanzen. Wie poetisch.

Es gibt übrigens eine dritte Kunst, die mich am Leben erhält: Musik. Ich liebe es, zu singen. Im Auto, in der Küche, manchmal auch im Training. In wunderbaren Momenten auch mit anderen Menschen zusammen. Zu singen hat mich schon oft aus tiefen Löchern geholt oder vor Nervenzusammenbrüchen bewahrt. Es ist die Leidenschaft, die ich vor der Kommerzialisierung bewahrt habe. Und das ist auch gut so.

Danke, lieber Darius, für diese wunderbare Frage, die mir erlaubt hat, ein wenig über mich selbst zu reflektieren.

Tópico Backstage

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