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1000 Tage ohne Alkohol

Dies ist ein Text, den ich (Mia) zu meinem Tausend-Tage-Nüchternheits-Jubiläum geschrieben habe. (Heute habe ich genau 2.517). Damals war ich im dritten nüchternen Jahr, hatte gerade einen neuen Boyfriend, der mich total aufgeregt machte und eine neue Therapeutin, die mir helfen sollte, mit meiner Aufregung klarzukommen. Ich fühlte mich wie eine Veteranin, und sehe mich im Rückblick wie ein Baby. Wie das immer so ist.

»Würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass Sie ein äußerst emotionaler Typ sind?«

Ja. Ich nicke, absolut. Ich sitze in einer sehr schicken, Fischrätenparkett- und stuckgepolsterten Praxis in einem Charlottenburger Psychotherapiepraxis in einem dieser Häuser, bei denen schon der Eingangsbereich wie eine Kirche aussieht und meine neue Therapeutin diagnostiziert mir eine Sado-Maso-Beziehung mit meinen Gefühlen und sagt mir außerdem, dass ich eine Niete darin bin, mich um mich selbst zu kümmern. Ich bin total begeistert. 

»Der Verstand muss Regie führen, nicht die Emotionen«, sagt sie und ich denke entgeistert: Wie jetzt, das ist nicht normal, dass man komplett von seinen Gefühlen beherrscht wird? Und: Wie jetzt, das kann man ändern? Gefühlsmanagement kommt mir mittlerweile vor wie die nützlichste Superpower von allen, viel nützlicher als ein Unsichtbarkeits-Umhang oder Gedankenlesen.  

Ich dachte eigentlich, ich wäre mit meinem Gefühlsmanagement schon sehr weit gekommen. Ich war gefestigt, bekam genug Schlaf, sagte Nein zu Bad Boys und hatte nur noch Freunde, die gut für mich waren. Und dann, wenn du gerade einen richtigen Lauf hast, erscheint der Endgegner. Andere Menschen haben andere Trigger. Vielleicht ist es für manche die Arbeit oder der Tod oder die Beziehung zu ihren Eltern, aber für mich ist es eindeutig die Beziehung, die zuverlässig all meinen Seelenmüll an die Oberfläche spült und hässliche Dämonen auf den Plan ruft, die mich jagen wie Buffy the Vampire Slayer. 

Ich dachte, ich wäre safe, weil der Typ, mit dem ich zusammen bin, so gut ist, dass ich angenommen habe, mir könnte nichts passieren. Doch ich hatte die Rechnung ohne meine Verlustängste und Abhängigkeitsfluchtgedanken gemacht, die sich nach dem ersten Dopamin-Rausch mit aller Macht auf mich stürzten. 

Deswegen sitze ich jetzt also in dieser Therapiepraxis. Ich will lernen, mit meinen Gefühlen klar zu kommen. Ich realisiere, dass eigentlich praktisch alles, was man in der Nüchternheit lernen muss, mit Gefühlen zu tun hat. Wie beispielsweise folgende Sachen:

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